Schwieriger Neustart für Harry und Meghan: Es wird nicht leicht für das einstige Traumpaar
Harry und Meghan wollten unabhängig sein. Doch ihr Neustart in Kalifornien ist schwerer als erwartet. Wie können sie sich neu erfinden?
Prinz Harry trägt zum Videogespräch mit Eltern schwerkranker Kinder ein lässig aufgeknöpftes graues Polohemd. Als Schirmherr der britischen Wohltätigkeitsorganisation „WellChild“, die sich um schwerkranke Kinder kümmert, erkundigt er sich mitfühlend nach den Sorgen der Eltern und sagt, dass man die viele Familienzeit derzeit auch genießen solle. Selber kugele er sich gern auf dem Boden mit Sohn Archie, der gerade seinen ersten Geburtstag gefeiert hat. Er versichert den Eltern, dass man aus jeder Krise gestärkt hervorgehe. Zuversicht kann er selber gut gebrauchen.
Gerade haben Meghan und Harry jegliche Kooperation mit den gefürchteten britischen Boulevard-Medien aufgekündigt. Dieser Schritt könnte, wie eine Expertin fürs Königshaus im britischen Fernsehen sagte, auch eine Art Freibrief sein für die Tabloids, nun erst recht zu schreiben, was sie wollen. Dadurch sei künftig jede Möglichkeit einer Einflussnahme ausgeschlossen. Andere hämten, was von den beiden ohne Publicity denn wohl übrig bleibe.
Am 30. März verabschiedeten sich Prinz Harry und seine Frau Meghan von ihren 11,2 Millionen Followern auf dem Instagram Account „sussexroyal“ und bedankten sich für den gemeinsamen Einsatz für das Gute in der Welt. „Auch wenn ihr uns hier nicht mehr sehen mögt, die Arbeit geht doch weiter.“
Nach ihrem Ausscheiden als „Senior Royals“ aus der „Firma“, dem engeren Kreis der königlichen Familie in Großbritannien, müssen sich die beiden neu erfinden. Gerade noch rechtzeitig, bevor wegen der Coronavirus-Pandemie die Grenzen geschlossen wurden, sind sie von Vancouver Island nach Los Angeles gezogen. Herzogin Meghan arbeitet jetzt für Disney und soll viele Freunde in Hollywood haben. Einnahmen wird die junge Familie bei allem vorhandenen Reichtum wohl brauchen. US-Präsident Donald Trump hat bereits verkündet, dass sie für ihre Sicherheit selbst aufkommen müssen. Auch ein Haus, das groß genug ist fürs notwendige Personal, dürfte etliche Millionen Dollar kosten.
Vor zwei Jahren waren sie große Sympathieträger
Es wird nicht leicht für das einstige Traumpaar. Alexandra von Rehlingen weiß das. Die PR-Unternehmerin vertritt große Marken wie Montblanc, die für Nachhaltigkeit stehen. Kommt ein neuer Kunde zu ihr, muss er sich zunächst selbst definieren. Wofür steht er? Wofür steht die Marke? Was sind seine Stärken? „Daraus entwickelt sich dann die Marken-DNA“, sagt sie. Aber schon da beginnt es schwierig zu werden für Harry und Meghan.
Als sie vor zwei Jahren mit Milliarden Zuschauern ihre Märchenhochzeit feierten, waren sie die globalen Sympathieträger schlechthin. Eine geschiedene farbige Amerikanerin, drei Jahre älter als der Traumprinz, heiratet ins britische Königshaus ein.
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Als Elizabeth II. 1953 gekrönt wurde, wäre das unvorstellbar gewesen. Meghan wurde zum Idol einer weltweiten Community moderner junger Frauen, und auch Harry war ein Vorbild seiner Generation, indem er Grenzen gesprengt hat, um die Frau zu heiraten, die er liebt.
Inzwischen sollen die beiden tatsächlich eine Agentur beauftragt haben, die Prominente vermarktet. Wenn man wie ein PR-Fachmann denkt, würde man sagen, der Markeninhalt bestand zum Zeitpunkt der Hochzeit vor allem aus Sympathiewerten.
Davon sind aber etliche verloren gegangen. Wo die Engländer eine artige, vorbildliche, vielleicht ein bisschen langweilige Prinzessin wie Kate erwarteten, benahm Meghan sich selbstbewusst wie eine Karrierefrau mit eigenem Geld und dem Recht, so zu leben, wie sie will. Das wurde schnell skandalisiert von der britischen Presse, die nie zimperlich umgegangen ist mit ihren Royals. So wurden Harrys Beschützerinstinkte geweckt.
Viele Spekulationen darüber, wie Harry sich fühlt
Der frühe Tod seiner Mutter Prinzessin Diana, die von Papparazzi gejagt wurde, macht ihm bis heute schwer zu schaffen. Seiner Frau wollte er ein ähnliches Schicksal ersparen. Der „Megxit“ verlief dann allerdings nicht so unkompliziert, wie die beiden wohl erhofft hatten. Zudem lässt sich von den gekränkten Medien die Geschichte auch so drehen, dass die ehrgeizige Meghan sich einen Prinzen erobert hat, um so ihre eigene Schauspielkarriere voranzutreiben.
Wie sich Harry in Kalifornien fühlt, darüber gibt es in den bunten Blättern viele Spekulationen.
Die einen glauben, er tue sich schwer mit dem Leben dort, die anderen meinen, er genieße es, endlich frei zu sein. Ein jüngeres Foto zeigt den Prinzen und seine Frau, wie sie für die Charity Organisation „Angel Food“ Lebensmittel an bedürftige Menschen verteilen. Prinz Harry trägt Jeans, Sneakers und eine Maske im Bandanastil. Äußerlich also vollkommen akklimatisiert. Wie es innen aussieht, weiß niemand.
Zum Aufbauen einer Marke reicht es auch nicht unbedingt, bei einer Wohltätigkeitsorganisation anzudocken, bei der sowieso schon viele Prominente mitwirken. Kommunikations-Unternehmerin Isa Gräfin von Hardenberg hat viel Erfahrung mit hochkarätigen Prominenten. Auch wenn die Situation in Deutschland völlig anders sei als in den USA, wo sich Prominente viel stärker vermarkten und beraten lassen, weiß sie: „Sie müssten jetzt ganz positiv in Erscheinung treten mit einer vollkommen unerwarteten Sache.“ Das aber sei leichter gesagt als getan.
Was ist ihr wiedererkennbarer Markeninhalt?
Auch Alexandra von Rehlingen findet den Einsatz für eine Suppenküche noch nicht überzeugend genug, um einen, wie sie sagt, Unique Selling Point (USP) zu schaffen, also einen leicht wiedererkennbaren Markeninhalt, der alle negativen Signale der jüngeren Vergangenheit überstrahlt und diese schnell vergessen lässt. Sie denkt dabei an Harrys populäre Mutter Prinzessin Diana, die sehr mit ihrem Kampf gegen Landminen identifiziert wurde.
Und jetzt ist auch noch Corona. Gerade hat Meghan vor Gericht eine Niederlage erlitten in einem Prozess, in dem es um die Veröffentlichung privater Schreiben an ihren Vater ging. Vielleicht ist es gut, dass die beiden so viel Kraft aus dem Spiel mit Archie schöpfen. Sie werden sie brauchen können.