Streit um Bleiwerte: Es gibt wieder Maggi-Nudeln in Indien
Es gibt wieder Maggi-Nudeln in Indien. Das Oberste Gericht in Mumbai hat das Verkaufsverbot für die beliebten Zwei-Minuten-Nudeln als „willkürlich“ aufgehoben
Im Streit um angeblich mit Blei belastete Maggi-Nudeln hat Nestlé in Indien einen Punktsieg errungen. Das Oberste Gericht in Mumbai habe am Donnerstag das Verkaufsverbot für die beliebten Zwei-Minuten-Nudeln als „willkürlich“ aufgehoben, berichtete die indische Agentur PTI. Nestlé muss die Nudeln aber noch einmal testen lassen, bevor sie wieder in Indien hergestellt und verkauft werden dürfen.
Indiens Lebensmittelaufsichtsbehörde FSSAI hatte Anfang Juni die krausen Instantnudeln landesweit in den Läden verboten, nachdem einige Labore erhöhte Werte für Blei und den Geschmacksverstärker Glutamat gefunden hatten. Die Richter erklärten, das Vorgehen sei unverhältnismäßig gewesen, da Nestlé bereits am Vortag die fraglichen Nudeln freiwillig aus dem Handel genommen hatte.
25000 Tonnen des Fertiggerichts wurden vernichtet
Der Konzern hat laut Medien inzwischen 25000 Tonnen des Fertiggerichts vernichtet. Unklar ist weiter, inwieweit die Nudeln tatsächlich mit Blei belastet sind. Tests in den USA, Großbritannien und Singapur hatten ergeben, dass die Bleiwerte im erlaubten Rahmen liegen. Auch die Richter zweifelten laut Medien an der Messqualität jener Labore, die erhöhte Werte gefunden hatten. Diese Labore seien nicht für das Testen von Blei autorisiert gewesen. Die Lebensmittelaufsicht FSSAI hatte dagegen argumentiert, sie müsse zum Schutz der Verbraucher auch bei reinem Verdacht auf Gesundheitsgefahren Verbote aussprechen können.
Maggi-Nudeln genießen in Indien fast Kultstatus
Die Richter ordneten an, dass Nestlé jeweils fünf Proben aller neun Varianten der Tütennudeln binnen sechs Wochen in drei autorisierten Laboren im Punjab, in Hyderabad, Andhra Pradesh und in Jaipur in Rajasthan testen lässt. Wenn die Ergebnisse im erlaubten Bereich liegen, dürfe Nestlé die Nudeln wieder in Indien herstellen und verkaufen, erklärten die Richter. Ausgestanden dürfte die Maggi-Affäre aber noch nicht sein. Indien verlangt von Nestlé auch noch Schadenersatz in Höhe von 90 Millionen Euro wegen „unfairer Handelspraktiken“. So hatte Nestlé die billigen Tütennudeln als „ebenso schmackhaft wie gesund“ beworben.
Die Regierung hat deshalb Klage beim Nationalen Verbrauchergericht gegen den indischen Ableger des Schweizer Konzerns eingereicht. In einer Presseerklärung zeigte sich Nestlé India „enttäuscht“ über diesen beispiellosen Schritt. Maggi-Nudeln genießen in Indien fast Kultstatus – und waren vor dem Verbot mit einem Anteil von fast 80 Prozent unangefochtener Marktführer bei sämtlichen Instantnudeln.
Christine Möllhoff