Grippewelle: Engpässe bei der Bahn, in Verwaltungen und Kliniken
Die Grippewelle führt an vielen Stellen zu Personalausfällen. Es kommt zu Einschränkungen im Bus- und Bahnverkehr. Viele Einrichtungen sind betroffen.
Ausgedünnte Verwaltungen, Kliniken an der Kapazitätsgrenze: Die weiter anhaltende Grippewelle sorgt an vielen Stellen für Engpässe. In der zehnten Kalenderwoche lag die Zahl bestätigter, an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelter Fälle bei knapp 46 400. In der Woche zuvor hatte die Arbeitsgemeinschaft Influenza rund 42 400 Fälle gemeldet. Insgesamt sind in dieser Saison bereits mehr als 215 500 Menschen nachweislich an Grippe erkrankt. Die tatsächliche Zahl liegt deutlich höher, weil nicht von jedem Patienten Erregerproben analysiert werden.
In Nordrhein-Westfalen führte die Grippewelle zu Bus- und Bahnausfällen. Auf dem Höhepunkt seien bis zu 200 der rund 1500 Fahrer in Düsseldorf krank gemeldet gewesen, sagte ein Sprecher der Rheinbahn. Vereinzelt hätten Fahrten gestrichen werden müssen. Die Krankenquote nehme derzeit wieder ab. Auch in Köln, Dortmund und Essen fielen Fahrten aus. Der Krankenstand bei den Dortmunder Fahrern sei in den vergangenen Wochen durch die Grippe- und Erkältungswelle annähernd doppelt so hoch gewesen wie üblich, sagte eine Sprecherin der Stadtwerke.
Auch der Verkehrsbetrieb Potsdam (ViP) erklärte, es könne zu Ausfällen bei Bussen und Straßenbahnen kommen. Die hohe Zahl erkrankter Mitarbeiter stelle „organisatorisch vor erhebliche Herausforderungen“. Es würden bereits Mitarbeiter aus der Verwaltung und Werkstatt, die über entsprechende Führerscheine verfügen, im Fahrdienst eingesetzt.
Beeinträchtigungen in Amtsgericht
Mehrere Dutzend an Grippe erkrankte Mitarbeiter beeinträchtigten die Arbeit am Amtsgericht Cottbus. In mehreren Abteilungen sei die Situation „mehr als schwierig“, so Gerichtssprecher Michael Höhr. Für Besucher und Anrufer könne es in den kommenden zwei Wochen zu erheblichen Verzögerungen kommen.
In Greifswald blieb das Stadtarchiv am Freitag wegen Krankheit geschlossen. Über die Notaufnahme der Universitätsmedizin der Stadt kommen nach Angaben der Einrichtung derzeit sehr viele grippegeschwächte Patienten oder Erkrankte mit grippalen Infekten ins Klinikum. „Die Universitätsmedizin kommt an ihre Kapazitätsgrenze“, sagte der Direktor der Klinik für Innere Medizin, Professor Stefan Felix. In der Stadtverwaltung in Stralsund sind nach Angaben eines Sprechers etwa elf Prozent der Mitarbeiter krank. In Ämtern könne es zu längeren Wartezeiten kommen.
Die Zahl der gemeldeten Influenza-Erkrankungen in Mecklenburg-Vorpommern steigt nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lagus) kontinuierlich an. „Die Meldedaten deuten auf eine der schwersten und langwierigsten Grippewellen seit zehn Jahren hin“, sagte Lagus-Chef Heiko Will in Rostock. In einigen Schulen mussten bereits Klassen zusammengelegt werden, weil viele Lehrer krank sind, hieß es aus dem Bildungsministerium in Schwerin.
Theateraufführungen gefährdet
In Schleswig-Holstein bringt die Erkrankungswelle Krankenhäuser zunehmend in Bedrängnis. Wegen der vielen Patienten und kranken Mitarbeiter nahm die Imland-Klinik in Rendsburg zunächst nur noch absolute Notfälle auf, einige Operationssäle wurden geschlossen. Andere Kliniken haben nach Angaben des Gesundheitsministeriums ähnliche Maßnahmen eingeleitet. Am Friedrich-Ebert-Krankenhaus (FEK) in Neumünster wurden vier von acht Operationssälen geschlossen und 50 Prozent der planbaren Operationen verschoben.
Im Gesundheitsministerium in Kiel fand am Donnerstag erstmals eine Lagebesprechung zur Grippewelle statt. Diese Runde komme künftig täglich zusammen, um die Behandlungskapazitäten der Kliniken zu koordinieren, sagte ein Sprecher des Ministeriums.
Das Hamburger St.-Pauli-Theater musste in der vergangenen Woche seinen Spielplan kurzfristig ändern, weil Schauspieler Volker Lechtenbrink die Grippe erwischt hatte. Lechtenbrink spielt die Hauptrolle im Stück „Große Freiheit Nr.7“. Die Ärzte erteilten dem 73-Jährigen Auftrittsverbot, wie das Theater mitteilte.
Ärzte raten, sich nach einer überstandenen Grippe richtig auszukurieren. Das Immunsystem sei dann noch deutlich geschwächt. (dpa)
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