Klimawandel in der Arktis: Eisfläche so klein wie noch nie im Winter
Die Eisfläche in der Arktis war in diesem Winter so klein wie noch nie. Und Forscher fürchten, dass der Trend, charakteristisch für den Klimawandel, anhält.
So wenig Eis haben die Forscher in all den Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen zu dieser Jahreszeit noch nie gemessen. Nur 14,54 Millionen Quadratkilometer des Ozeans und seiner Nebenmeere waren auf dem Höhepunkt des arktischen Winters von Eis bedeckt. Die Zahlen, die die Universität von Colorado nun veröffentlichte, belegen einen seit Jahren zu beobachtenden Abwärtstrend, der die Veränderungen im Klima des Nordpolargebiets charakterisiert.
Die Eisfläche war 1,1 Millionen Quadratkilometer kleiner
Wie das National Snow and Ice Data Center (NSIDC) der University of Colorado in Boulder mitteilte, ist die Eisausdehnung 130.000 Quadratkilometer kleiner als beim bisherigen Negativrekord 2011. "Das diesjährige Maximum ist das niedrigste seit Beginn der Auswertung von Satellitendaten, mit unterdurchschnittlichen Eisbedingungen überall mit Ausnahme der Labrador-See und der Davis Strait", sagt NSDIC-Forscherin Julienne Stroeve. Die Eisfläche war 1,1 Millionen Quadratkilometer kleiner als der Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010. Stroeve will nicht ausschließen, dass es in den beiden letzten Märzwochen in einzelnen Regionen des Eismeers noch einmal zu Eisbildungen kommen könnte. Sie glaubt aber, dass die maximale Ausdehnung im Arktisraum bereits überschritten ist.
Das frühe Erreichen der maximalen Ausdehnung könnte bewirken, dass die Schmelzsaison 2015 im Vergleich zu früheren Jahren deutlich länger sein könnte. Allerdings bestimmen
Viele Faktoren bestimmen Eisbildung und Eisschmelze
viele Faktoren Eisbildung und Eisschmelze. Der starke Rückgang des Eises im Sommer wird zum Beispiel dadurch begünstigt, dass die Eisdicke insgesamt deutlich nachgelassen hat. "Daten von Satelliten und von U-Booten deuten darauf hin, dass im zentralen Arktischen Ozean die Eisdicke nur noch bei 1,25 Metern liegt, während es Mitte der 1970er Jahre noch 3,6 Meter waren", sagt Stroeve. Im Winter 2014/2015 beeinflusste die Zufuhr wärmerer Luft auf der pazifischen Seite der Arktis die Ausdehnung der Eisfläche.
Die Temperaturen lagen mehrere Grad über dem Durchschnitt
Vor allem in der Bering-See und im Ochotskischen Meer war die Eisfläche geringer als im Durchschnitt. Zudem lagen in der östlichen Arktis die Lufttemperaturen in 1000 Meter Höhe mehrere Grad über dem Durchschnitt, "mit Temperaturen bis zu 8 bis 10 Grad über dem Durchschnitt in der Barents-See zwischen Spitzbergen und Franz-Josef-Land", teilte das NSIDC mit. Wie im Winter ist auch bei der Eisausdehnung am Ende des Sommers ein Abwärtstrend festzustellen. So gab es in den 1980er Jahren im September meist um die sieben Millionen Quadratkilometer Eis. Jetzt sind es meist vier Millionen, mit dem Minusrekord von 3,41 Millionen im Jahr 2012. Beides wird als Indikator für Klimawandel in der Arktis gesehen.