Artenschutzkonferenz: Ein Sieg für den Berberaffen
Vertreter aus 183 Ländern tagen noch bis zum 5. Oktober im südafrikanischen Johannesburg, um Regeln für den Handel mit gefährdeten Tieren und Pflanzen zu erstellen.
Der Chinese wähnt sich in Sicherheit. In wenigen Minuten würde er den Flieger besteigen, um in Hongkong sein Geld abzuholen. Doch dann klicken die Handschellen: Eine Sondereinheit der südafrikanischen Polizei hat seinen Koffer durchsucht und ist auf drei Rhinozeros-Hörner gestoßen, die am asiatischen Schwarzmarkt 770 000 Euro einbringen sollten.
Nicht nur am Flughafen von Johannesburg konnten Umweltschützer diese Woche einen Sieg feiern. Auch im wenige Kilometer entfernten Kongresszentrum gab es Erfolge. Bis einschließlich Dienstag tagen dort Delegierte aus 183 Ländern bei der internationalen Artenschutzkonferenz. Bereits diese Woche trafen sie Entscheidungen, die laut Aktivisten einige Arten vor dem sicheren Aussterben bewahren können.
Von einem „Erdrutschsieg“ berichten die Umweltschützer für den Berberaffen, der als einziger nichtmenschlicher Primat auch in Europa vorkommt. Am Felsen von Gibraltar lebt eine Population von 200 Affen. Eine Legende will es, dass die Halbinsel im Westen Europas so lange britisches Überseegebiet bleibt, bis der letzte Berberaffe von dem Felsmassiv verschwunden ist.
In Nordafrika ist die Spezies heute vor allem durch Bauprojekte gefährdet. Jährlich werden 200 Jungtiere gefangen und in Europa als Haustiere verkauft: ein „Albtraum für Tiere und Besitzer“, findet die Organisation Pro Wildlife. Auf Drängen Marokkos und der EU genießt die Art jetzt die höchste Schutzstufe. In einem „Coup gegen die Ausbeutung der Tropenwälder“, so Pro Wildlife, beschlossen die Staaten am Donnerstag zudem Handelsbeschränkungen für Rosenhölzer. Der Schutz der 300 verschiedenen Tropenbäume soll zugleich den Lebensraum tausender Tierarten bewahren.
Die emotionalste Debatte dreht sich um den Schutz von Elefanten
Die emotionalste Debatte beim diesjährigen CITES-Gipfel dreht sich um den Schutz von Elefanten – vor allem, da sie afrikanische Nachbarn gegeneinander ausspielt. Namibia beantragte, die Debatte um den Elfenbeinhandel auf Binnenmärkten zu beenden: Nicht nur fehlten Beweise, dass der nationale Elfenbeinhandel den illegalen Welthandel beeinflusse, auch habe die internationale Gemeinschaft kein Recht, über einzelne Staaten zu verfügen. Die afrikanischen Länder lehnten Namibias Antrag gemeinsam mit der globalen Mehrheit ab. Auch der Antrag von Namibia, Südafrika und Simbabwe, Handelsmechanismen für Elfenbein einzuführen, wurde unter der Führung Kenias, der Republik Kongo und des Tschad zerschlagen. Ein vorläufiger Sieg für die Dickhäuter.
Freitag und Samstag pausierten die Diplomaten, ehe die Konferenz in ein hitziges Finale startet. Die heiklen Themen auf der Agenda: ein besserer Schutz für Haie, Nashörner und Löwen. Auch hier kämpft eine Front aus neun afrikanischen Staaten gegen Namibia, Sambia und den Gastgeber Südafrika, die eine nachhaltige Löwenjagd befürworten.
Namibias Minister für Umwelt und Tourismus, Pohamba Shifeta, nannte einen Eingriff in die Souveränität der Löwenstaaten „inakzeptabel“. Wie er kritisieren auch private Löwenhalter und Wildparkbesitzer das internationale Diktat. „Wenn wir die nachhaltige Jagd im südlichen Afrika verbannen, würden wir 55 Millionen Hektar Schutzgebiet zerstören, 20 Millionen Tiere verlieren, hunderttausende Jobs streichen und Millionen Bewohner in die Armut schicken“, zitiert die südafrikanische Zeitung „Citizen“ den deutschen Safari-Unternehmer Wilfried Pabst.
Auch Ross Harvey, Umweltökonom am Südafrikanischen Institut für internationale Beziehungen (SAIIA), sieht Theorie und Praxis im Umweltschutz als zwei verschiedene Paar Schuhe. „Fakt ist, dass globale Normen oft nicht mit der Realität vor Ort übereinstimmen.“ Etwa beim Elfenbeinhandel: Verböten die Mitgliedstaaten diese Einkommensquelle, müssten sie Alternativen bieten, um das Leben der lokalen Bevölkerung zu verbessern. „Letztendlich sind sie im Kampf gegen Wilderei die Menschen an vorderster Front.“
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