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Wartende Passagiere am Flughafen Gatwick in London.
© Reuters/Peter Nicholls
Update

Verkehrschaos am Gatwick Airport: Drohne legt Flughafen London-Gatwick lahm

Über dem Rollfeld des Großflughafen London-Gatwick wurde eine Drohnen gesichtet. Passagiere saßen deshalb stundenlang in ihren startklaren Maschinen fest.

Der Londoner Flughafen Gatwick ist auch am Donnerstag nach Drohnensichtungen weiter gesperrt geblieben. Das teilte Europas siebtgrößter Airport per Twitter mit. Passagiere wurden aufgerufen, nicht anzureisen, ohne sich vorher bei ihrer Airline zu versichern, dass ihr Flug tatsächlich stattfindet.

Die Polizei in der Grafschaft Sussex bezeichnete die Störungen als „absichtliche Handlung“, die sie mit allen verfügbaren Mitteln unterbinden werde. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe es keine.

An mehreren Flughäfen im Südwesten Deutschlands wurden unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, nachdem es am Mittwoch Berichte über Ausspähversuche am Flughafen Stuttgart gegeben hatte.

In Gatwick waren am Mittwochabend alle Starts und Landungen bis auf Weiteres ausgesetzt worden, nachdem eine Drohne über dem Flugfeld gesichtet worden war. Viele Passagiere saßen stundenlang in ihren startklaren Maschinen fest, während ankommende Flugzeuge zu - teils hunderte Kilometer entfernten - Flughäfen umgeleitet wurden. In den frühen Morgenstunden des Donnerstags war der Betrieb kurzzeitig wieder aufgenommen worden, dann aber erneut gestoppt worden.

Die Drohne sei in der Nacht zu Donnerstag „aufgetaucht und verschwunden, aufgetaucht und verschwunden“, sagte Flughafenchef Chris Woodroofe dem Sender Sky News am Morgen. „Während ich hier stehe und wir sprechen, ist eine Drohne über meinem Flugfeld“, so Woodroofe.

Einem Flughafensprecher zufolge sollen allein am Mittwochabend 10.000 Passagiere von den Störungen in Gatwick betroffen gewesen sein. Weitere 110.000 Menschen sollten am Donnerstag entweder von dem zweitgrößten britischen Airport aus abreisen oder an dem Flughafen ankommen.

Sicherheitsvorkehrungen an deutschen Flughäfen

Hintergrund für die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen in Stuttgart und weiteren Flughäfen im Südwesten waren Erkenntnisse, wonach mehrere Personen versucht haben sollen, die Abläufe auszuspähen. Betroffen seien die Flughäfen Friedrichshafen, Karlsruhe/Baden-Baden und Mannheim. „Dabei setzt die Polizei insbesondere auf Präsenz- und Kontrollmaßnahmen“, teilte das für Stuttgarts Airport zuständige Polizeipräsidium Reutlingen am Donnerstag mit. „Die Einsatzkräfte führen dabei die Maschinenpistole bei sich und tragen ballistische Schutzausstattung.“

Die Hinweise kamen von französischen Behörden, wie die Deutsche Presse-Agentur in Stuttgart aus Sicherheitskreisen erfuhr. Vor einer Woche sei schon in Paris der Airport Charles de Gaulle ausgespäht worden. Die Lage am Flughafen Stuttgart ist nach einer dpa-Umfrage wohl ein Einzelfall. Es gab an den Flughäfen in Berlin, Hamburg, Frankfurt/Main und Düsseldorf keine erhöhten Sicherheitsvorkehrungen wegen möglicher Ausspähversuche, wie sich bei Anfragen dort herausstellte.

Die Maßnahmen an den Flughäfen seien eine „reine Vorsichtsmaßnahme“, teilte die Polizei mit. „Derartige Hinweise oder Vorkommnisse gibt es immer wieder, vor allem um die Weihnachtszeit.“ Die Polizei bat um Hinweise, falls jemand etwas Verdächtiges beobachten sollte.

Mehr Flugzeuge und gefährliche Drohnen am deutschen Himmel

Am Himmel über Deutschland ist es im fast abgelaufenen Jahr laut einer Statistik so eng zugegangen wie noch nie. Nach vorläufigen Zahlen der Deutschen Flugsicherung (DFS) gab es so viele Verkehrsflüge wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Gleichzeitig stieg erneut die Zahl der gemeldeten Behinderungen des Flugverkehrs durch unbemannte Drohnen.

In diesem Jahr bis einschließlich Sonntag (16. Dezember) wurden im deutschen Luftraum 3,236 Millionen Verkehrsflüge registriert, wie die Flugsicherung am Donnerstag in ihrer Wochenstatistik mitteilte. Das waren 4,0 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum und ebenfalls mehr als im gesamten Jahr 2017, als 3,21 Millionen Bewegungen gezählt worden waren. 2018 wird damit das zweite Rekordjahr in Folge, zumal bis zum Jahresende voraussichtlich noch mehr als 100.000 Flüge hinzukommen. Registriert werden nur die von den Lotsen überwachten Flüge größerer Verkehrsmaschinen nach Instrumentenflugregeln.

Engpässe bei den Fluglotsen hatten im Sommer zu Verspätungen und Flugausfällen beigetragen. Zusätzlich wurden die Verkehrsflieger durch Drohnen behindert, die gefährlich nah an Flughäfen oder auf der Strecke beobachtet wurden. Laut DFS wurden bis einschließlich November 152 Behinderungen gemeldet. Im bisherigen Rekordjahr 2017 waren es nur 88 Fälle.

In Deutschland sind Drohnenflüge über sensiblen Geländen wie dem Start- und Landebereich an Flughäfen verboten - genauso auch unter anderem über Menschenmengen, Krankenhäusern, Gefängnissen, Behörden, Bundesstraßen oder Bahnanlagen. Dort, wo es erlaubt ist, müssen die die Geräte während des Fluges grundsätzlich in Sichtweite bleiben und dürfen nicht höher fliegen als 100 Meter. Ausnahmen gibt es auf Modellflugplätzen. (dpa)

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