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Trockenen Fußes kann man diese Brücke im niederländischen Nijmegen derzeit nicht überqueren.
© imago/Hollandse Hoogte

Neue Studie zum Klimanwandel: Die Pegel steigen

Weltweit werden Starkregen und Überflutungen in den kommenden 25 Jahren häufiger vorkommen. Anpassungen sind möglich, aber teuer.

Berlin - Wenn nicht mehr in den Hochwasserschutz investiert wird, steigt das Überflutungsrisiko in Deutschland in den kommenden 25 Jahren im Schnitt um das Siebenfache. Auch weltweit werden die Überflutungen zunehmen. Gefährdet sind beispielsweise Aberdeen in Schottland oder die Provinz Anhui in China. Das ergab eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Sie erscheint am heutigen Donnerstag in der Fachzeitschrift „Science Advances“.

„In einer wärmeren Atmosphäre verdunstet mehr Wasser aus den Ozeanen. Das führt insgesamt zu mehr Regen. Gleichzeitig kann die Atmosphäre mehr Wasser halten, das sich dann in extremen Regenereignissen ergießt“, erklärt Anders Levermann, Professor für die Dynamik des Klimasystems und Mitautor der Studie. Wie stark das Überflutungsrisiko steigt, hängt von der genauen Flusssituation ab. Die ist in Deutschland sehr ungleich auf die Bundesländer verteilt. Den hochauflösenden Modellierungen der Forscher zufolge wird das Risiko, von den stärksten der Überflutungen oder Hochwassern betroffen zu sein, in Baden-Württemberg bis 2050 etwa 15-mal so hoch sein wie heute. In Niedersachsen würde es ohne Anpassung 14-mal höher sein und in Brandenburg neunmal höher. Offenbar sind es die großen Flusssysteme von Rhein und Donau in Baden-Württemberg, der Elbe in Niedersachsen und der Oder in Brandenburg, die in den Klimamodellen häufiger über die Ufer treten. Den Ausblick auf die nächsten 25 Jahre haben die Forscher für die Betrachtung in ihrer Studie gewählt, weil die Erderwärmung in diesem Zeitraum durch den Ausstoß von Treibhausgasen in der Vergangenheit vorherbestimmt ist. „Was wir heute machen, bestimmt das Klima in der ferneren Zukunft“, sagt Levermann.

Empfehlungen, wie der Hochwasserschutz aussehen sollte, gibt die Studie nicht. „Die Frage, ob wir ein höheres Überflutungsrisiko in Kauf nehmen wollen, muss die Gesellschaft entscheiden“, sagt Levermann. Er ist sicher: „Wir können uns anpassen. Aber die Leute müssen es wissen, und wir können ihnen die Informationen geben.“ Es brauchte jedoch zwei Jahrhunderthochwasser 2002 und 2013, bis in Deutschland ein nationales Hochwasserschutzprogramm aufgestellt wurde. Bund und Länder haben darin die Rückverlegung von Deichen und Flutpolder als Überschwemmungsflächen beschlossen. Auch Köln hat ein Hochwasserschutzkonzept, das die Stadt bei den hohen Pegelständen der vergangenen Tage gut geschützt hat. Dafür wurden an beiden Rheinufern mehrere 100 Millionen Euro verbaut, unter anderem für Pumpwerke und Pfeiler, in die bei Bedarf mobile Wände eingehängt werden.

Auch das Thema Sturzfluten zählen die PIK-Forscher zu den steigenden Risiken. Immer wieder sind Menschen in den Kellern ihrer Häuser ertrunken, weil sie von plötzlich auftretenden Wassermassen überrascht wurden. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat deshalb ein Handbuch „Die unterschätzten Risiken Starkregen und Sturzfluten“ veröffentlicht. Beim Deutschen Wetterdienst gibt es ein Projekt, um Gefahrengebiete bei Starkregen besser identifizieren zu können. Eine verpflichtende Hochwasserversicherung für alle aber wurde kürzlich politisch beerdigt. In der Folge können Versicherungen Bewohner von stark gefährdeten Gebieten weiter vom Versicherungsschutz ausschließen.

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