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Geschafft - aber glücklich. Alexander Gerst wird nach der Landung von Helfern in warme Decken gepackt und getragen. Er hat mit der Schwerkraft zu kämpfen.
© AFP

Alexander Gerst ist gelandet: „Die Erde riecht großartig“

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst ist wieder zurück auf dem Heimatplaneten. Die Schwerkraft auf der Erde macht ihm aber noch zu schaffen. Dafür riecht es hier besser als in der Raumstation.

Am Ende ging es ganz schnell. Am Sonntagmittag hatte der deutsche Astronaut Alexander Gerst noch seinen Beitrag zum Jubiläum des Mauerfalls zur Erde geschickt: „Hallo Berlin! Von hier oben sieht man keine Grenzen!“ Am Abend schwebten er und seine beiden Kollegen Maxim Surajew und Reid Wiseman in das „Sojus“-Raumschiff, mit dem sie Ende Mai vom Raumfahrtzentrum Baikonur abgehoben waren. Nach 165 Tagen auf der Internationalen Raumstation (ISS) dockten die drei eine halbe Stunde nach Mitternacht ab.

Die Männer werden erst mal in Klappsessel gepackt

Am Montagmorgen um 4.58 Uhr (MEZ) schlägt die Kapsel in der kasachischen Steppe auf. Staub wird aufgewirbelt, bald darauf sind Rettungskräfte an der Landestelle und helfen den drei Männern aus der Kapsel. Die Kameras zeigen sie fröhlich lachend, aber auch sichtbar geschafft. Was wenig verwunderlich ist: Nach einem langen Tag in der Station folgte statt erholsamen Nachtschlafs ein wilder Ritt durch die Atmosphäre, bei dem die Körper der Astronauten dem mehrfachen Erdbeschleunigung ausgesetzt waren. Knochen und Muskeln sind die Schwerkraft nicht mehr gewöhnt, die Männer werden erst mal auf Klappsessel gepackt. Dazu dicke Decken, denn es sind fünf Grad unter null.

Nach 165 Tagen an Bord der Raumstation ISS ist der deutsche Astronaut Alexander Gerst mit einer russischen "Sojus"-Kapsel in der kasachischen Steppe gelandet.
Nach 165 Tagen an Bord der Raumstation ISS ist der deutsche Astronaut Alexander Gerst mit einer russischen "Sojus"-Kapsel in der kasachischen Steppe gelandet.
© dpa

Gerst setzt gleich die erste Nachricht via Twitter ab: „Gelandet. Die Erde riecht großartig. Und mir ist zum ersten Mal das Wort ,Heimatplanet’ wirklich klar geworden.“ Weiter geht es im Hubschrauber in die Stadt Kostenai, dann steigen die Raumfahrer ins Flugzeug. Surajew soll in das „Sternenstädtchen“ bei Moskau reisen, wo er in einem eigens für Rückkehrer aus dem All eingerichteten Raum untergebracht wird, mit wuchtigem Kamin und schwerer Holzvertäfelung. Auf Gerst wartet ein weiß getünchter, nüchterner Raum im „Envihab“ in Köln, einem neuen Forschungszentrum für Weltraummedizin. Hier wollen die Ärzte verfolgen, wie sich sein Körper an die Schwerkraft der Erde anpasst. Denn noch macht ihm diese ziemlich zu schaffen, wie er am Montag mitteilte.

Kaum offizielle Termine - Gerst soll in Ruhe ankommen

Gerst flog zunächst mit Wiseman Richtung Amerika. Während eines Tankstopps in Glasgow verließ der Deutsche am Nachmittag die Maschine und reiste nach Köln weiter. Am Donnerstag ist eine Pressekonferenz geplant, ansonsten wird Gerst weitgehend von offiziellen Terminen verschont bleiben, um sich an das Leben auf der Erde zu gewöhnen.

Kurze Zeit später gab er gemeinsam mit seinen Kollegen Maxim Surajew und Reid Wiseman eine Pressekonferenz.
Kurze Zeit später gab er gemeinsam mit seinen Kollegen Maxim Surajew und Reid Wiseman eine Pressekonferenz.
© dpa

Allerdings wäre es nicht verwunderlich, wenn der 38-Jährige weiterhin sein Befinden regelmäßig via Facebook und Twitter mitteilt. So hatte er es auch während des Aufenthalts im All getan – und viele Menschen mit seinen Nachrichten und Fotos begeistert.

Gut 100 Experimente in der Schwerelosigkeit

Für Gerst steht in den nächsten Wochen und Monaten die Nachbereitung des Fluges an. Neben technischen Details des Fluges wird es viele Gespräche mit Wissenschaftlern geben, für die der Astronaut Versuche in der Schwerelosigkeit unternommen hat. Gut 100 Experimente hat Gerst betreut, teilt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit. Abgesehen von kleineren Verzögerungen und Terminänderungen, die beim Betrieb der ISS üblich sind, habe er das „Mammutprogramm“ seiner Mission erfüllt.

Derweil bereitet sich Samantha Christoforetti auf ihren Flug vor. Die Italienerin war bereits im Mai nach Baikonur gereist, sie gehörte zur Ersatzcrew, wenn Gersts Mannschaft nicht hätte starten können. Am 23. November soll sie endlich abheben.

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