Teures Vermächtnis: Die Erben des Mafia-Paten Riina sollen zwei Millionen Euro zahlen
Der italienische Staat will die Unterhaltskosten für 24 Jahre Haft zurück. Dem "Schatz Riinas" jagen die Ermittler noch immer hinterher.
Toto Riina, genannt „die Bestie“, war im November 2017 im Hochsicherheitsgefängnis von Parma in Norditalien gestorben. Insgesamt 24 Jahre hatte der zu 26 Mal lebenslänglich verurteilte einstige Superpate der sizilianischen Mafia-Organisation Cosa Nostra in Isolationshaft verbracht. Nun präsentiert der italienische Staat den Nachkommen die Rechnung: Zwei Millionen Euro sollen Riinas Witwe Ninetta Bagarella und ihre Kinder nachträglich für die Unterbringung ihres Angehörigen im Gefängnis berappen.
Die staatliche Forderung dürfte wenig Aussicht auf Erfolg haben. Zwar kann der italienische Staat tatsächlich die Unterbringungskosten im Gefängnis den Verurteilten aufbürden, aber eine Belangung der Nachkommen schließe das entsprechende Gesetz ausdrücklich aus, betont der Anwalt der Riina-Familie, Luca Cianferoni. Außerdem, berichteten sizilianische Zeitungen, hätten Witwe Ninetta und die Kinder das Erbe des Paten ausgeschlagen, womit sie nicht für eventuelle Schulden geradestehen müssten. Cianferoni bezeichnet die Rechnung denn auch ironisch als „Scharfsinnigkeit“.
Jahrelang auf der Flucht
Das ist sie wohl auch. Aber vor allem sind die zwei Millionen ein Klacks im Vergleich zu dem Vermögen, das Riina als langjähriger oberster Boss der Cosa Nostra mit Schutzgelderpressung, Zuhälterei, Drogenhandel, illegalem Glücksspiel und „Kommissionen“ bei der Vergabe öffentlicher Aufträge nach Überzeugung der sizilianischen Staatsanwälte angehäuft haben muss.
Dem legendären „Schatz Riinas“ jagen die Ermittler nach wie vor hinterher. Und sie haben zumindest Teile des mutmaßlichen Milliardenvermögens auch schon entdeckt. Im Juli 2017 – also wenige Monate vor dem Tod Riinas – hatten die Staatsanwälte bei Kindern und anderen Verwandten des Superpaten Vermögenswerte von rund 1,5 Millionen Euro beschlagnahmt: zwei Unternehmen, eine Villa, 38 Bankkonten und diverse Grundstücke.
Toto Riina war während mehrerer Jahrzehnte der unbestrittene Boss der Bosse der Cosa Nostra gewesen. In den Neunzigerjahren erklärte er dem italienischen Staat den Krieg. Er verübte Bombenanschläge unter anderem in Rom, Mailand und Florenz, bei denen 1993 zehn Menschen getötet wurden. Mit seiner „Strategie der Blutbäder“ wollte Riina die Regierung an den Verhandlungstisch bomben – und zu einem Waffenstillstand mit der Cosa Nostra bewegen. Der Plan scheiterte, weil Riina am 15. Januar 1993 nach jahrelanger Flucht endlich verhaftet werden konnte.