zum Hauptinhalt
Elyas M'Barek auf Kinotour mit seinem Film "Fack ju Göhte 2" in Hamburg.
© imago/Future Image

Elyas M’Barek: Der Star, der Mädchen in Ohnmacht fallen lässt

Der Schauspieler Elyas M’Barek trifft den Nerv einer Teenie-Generation – und fördert geschickt den Hype. 15 Mädchen sind in Nürnberg wegen ihm in Ohnmacht gefallen.

Wer einmal auch nur in die Nähe einer Masse kreischender Teenie-Mädchen gekommen ist, weiß, dass selbst mit einem Megafon dagegen nicht anzukommen ist – entsprechend verzweifelt wirkten die Polizisten am Donnerstagabend im Nürnberger Cinecitta-Kino, als sie versuchten rund dreitausend Mädchen und junge Frauen zur Ruhe zu bringen. Was die Teenies so hysterisch werden ließ, war der Auftritt des größten Superstars, den es in Deutschland derzeit gibt: Elyas M’Barek.

Nun schließen sich die Begriffe Deutschland und Superstar eigentlich aus, Schauspieler und Musiker, die diesen Namen verdienen und entsprechende Reaktionen verursachen, kommen aus den USA, England oder Kanada. Doch M’Barek ist ein Phänomen: Der Schauspieler und Hauptdarsteller aus der Filmreihe „Fack ju Göhte“ löst derzeit Massenhysterien aus in der Generation, die den „Bravo“-Starschnitt nur noch aus den Erzählungen ihrer Eltern kennt und ihre Vorbilder in Fünf-Minuten-Clips auf YouTube findet.

Für M’Barek aber pilgern sie wieder ins Kino. Schon mehr als zwei Millionen Fans haben „Fack ju Göhte 2“ seit dem Start vor zwei Wochen gesehen, mit fast 18 Millionen Euro hat der Film so viel Geld eingespielt wie noch nie zuvor ein deutscher Film zum Kinostart. Sehr wahrscheinlich, dass die Fortsetzung der Schulkomödie in Kürze Teil eins mit mehr als sieben Millionen Zuschauern überholt. Der Auftritt von M’Barek in Nürnberg musste sogar abgesagt werden, noch bevor der Schauspieler eintraf. Es habe ein „sicherheitsbedenklicher Zustand“ geherrscht, teilte die Polizei mit. 15 Mal mussten Rettungskräfte eingreifen, weil Mädchen in Ohnmacht gefallen sind. Das ist bisher weder einem Matthias Schweighöfer geschweige denn einem Til Schweiger passiert. Dabei ist auch M’Barek mit seinen 33 Jahren fast schon zu alt für die Kategorie „Teenie-Star“.

Erotik und Humor

Doch steht er für zwei Eigenschaften, die in Kombination bei Männern selten vorkommen sollen: „Die Mädchen können sich vorstellen, schöne erotische Zeiten mit ihm zu verbringen und gleichzeitig einen lustigen Alltag zu haben.“ Das meint zumindest Maya Götz vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) in München. Nach ihrer Ansicht verkörpert M’Barek das aktuelle Ideal von Männlichkeit. Er vereine „traditionell männliche Werte“ mit Selbstironie und Lässigkeit.

Vor allem aber weiß M’Barek die sozialen Netzwerke zu bedienen, die bei den Jugendlichen zum wichtigsten Informations- und Kommunikationskanal geworden sind. Fast täglich beschreibt der Schauspieler hier kleine Episoden aus seinem Leben und teilt die entsprechenden Fotos dazu, meistens Schnappschüsse, die ihn so nahbar wirken lassen wie einen „normalen“ Facebook-Freund.

Neulich erst postete er auf Facebook ein Bild, das ihn auf einem Boot zeigt, über den nackten Oberkörper hatte er lässig ein Handtuch gelegt, auf seinen Schoß ließ er sich noch schnell einen Jack-Russell-Terrier setzen. „Gibt 10 000 Likes mehr“, sagte M’Barek in einem Interview mit dem „Zeit-Magazin".

Likes, das ist heute die Währung, nach der Stars bemessen werden. Und M’Barek bekommt viele: Mehr als zwei Millionen Fans auf Facebook, mehr als eine Million Follower bei Instagram, mehr als eine halbe Million Menschen folgen ihm auf Twitter. Er braucht keine „Bravo“, die als Scharnier zwischen Star und Fan fungiert. Über die sozialen Netzwerke kommuniziert er direkt und ungefiltert mit seinen Fans, er selbst steuert hier das Image, das die Öffentlichkeit von ihm haben soll.

Dazu gehört auch die Vielfalt seiner Biografie: M’Barek ist Österreicher, wurde aber in München geboren, sein Vater stammt aus Tunesien, seine Mutter aus Österreich, zur Schule ging er in ein katholisches Internat. Er spricht damit eine Generation an, in den Kategorien wie Herkunft und Hautfarbe keine Rolle mehr spielen – eine Entwicklung, die sich auch durch seine Karriere zieht.

Wie viele Mädchen sollen noch in Ohnmacht fallen?

Hatte er 2006 seinen Durchbruch als Klischeetürke Cem in der ARD-Serie „Türkisch für Anfänger“, für die er den deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller Serie“ bekam, spielt er heute selbstverständlich einen Joseph in der Komödie „Traumfrauen“. „Ich finde es gut, dass Leute, die aussehen wie ich, jetzt im Kino sitzen und denken: Der Hauptdarsteller könnte auch ich sein. Das war vor zehn Jahren völlig undenkbar“, sagte M’Barek in einem Interview mit dem Tagesspiegel.

Zu verdanken hat er seinen Erfolg auch dem Autor und Regisseur Bora Dagtekin, der ihn in „Türkisch für Anfänger“ besetzte und auch seine bisher erfolgreichste Kinorolle als Lehrer Zeki Müller in „Fack ju Göhte“ inszenierte.

M’Barek selbst findet den Hype um seine Person und den Stempel Sexsymbol selbst „absurd“, wie er dem „Zeit-Magazin" sagte: „Ich kenne mich seit 33 Jahren. Da ist wenig Besonderes.“ Er könne dem Hype nur mit viel Humor begegnen. „Man muss es, glaube ich, alles ein bisschen bescheuert finden.“

In fünf Jahren wolle er „dieses Posterboy-Image“ nicht mehr pflegen, „es wird zwangsläufig nicht mehr gehen.“ Solange das allerdings noch möglich ist, bedient M’Barek das Image so gut er kann. Erst neulich posierte er komplett nackt und auf eine hübsche Weise selbstironisch nur mit einem Paddel vor dem Penis für das Magazin „GQ“, 82 000 Likes bekam er dafür auf Instagram.

Eine Sache aber hält der Schauspieler klugerweise und bemerkenswert geheim: Ob er eine Freundin hat. Das ist wohl auch besser soll, es will ja niemand, dass noch mehr Mädchen in Ohnmacht fallen.

Zur Startseite