Wasserkrise in Südafrika: "Day Zero" in Kapstadt fällt aus - vorerst
Das Wasser wird in Kapstadt 2018 wohl doch nicht abgestellt. Aber ein neuer Bericht zeichnet ein düsteres Szenario für ganz Südafrika.
Noch Mitte Februar gab es am Kap Hamsterkäufe. Die Bewohner schleppten Fünf-Liter-Kanister Wasser im Dutzend aus den Supermärkten. In Teilen Kapstadts konnte man einige Tage kein Wasser kaufen. Der Grund: die Angst vor „Day Zero“, dem Tag, an dem die Verwaltung in der Vier-Millionen-Metropole die Wasserversorgung abschalten will, weil die Trinkwasserreservoire infolge einer dreijährigen Dürre fast leer sind.
Die Krise beeinflusst das Leben in der Stadt schon länger, doch mehr und mehr Menschen begriffen den Ernst der Lage. Und so konnten viele Südafrikaner über Werbesprüche von Kneipen wie „Gemeinsam gegen die Krise – trink Bier, kein Wasser“ nicht wirklich lachen.
Kapstadt galt als das Beispiel für die Klima-Apokalypse
Denn Fakt ist: Anfang des Jahres war die Lage bitterernst. Die Pläne der Verwaltung, wonach am „Day Zero“ Soldaten 200 Abgabestellen in der Stadt sichern sollten, an denen die Einwohner ihre Ration von dann nur noch 25 Liter am Tag abholen sollten, waren sehr real. Die Krise beschäftigte viele internationale Medien. Kapstadt galt als das Beispiel für die Klima-Apokalypse in einer Metropole.
Der kritische Tag war zunächst für Mitte April, dann Anfang Juni und zuletzt für Ende August prognostiziert worden. Nun hat Mmusi Maimane, Chef der in der Provinz Western Cape regierenden Partei Demokratische Allianz (DA), die landesweit gegen die Regierungspartei ANC opponiert, „Day Zero“ für 2018 abgesagt.
Für den neuen Optimismus am Kap gibt es mehrere Gründe wie das Ende der Erntezeit oder eine Mega-Spende von Farmern aus einer wasserreichen Nachbarregion Kapstadts. Am wichtigsten aber ist, dass die Kampagne zum Wassersparen bei den Einwohner Wirkung gezeigt hat. Seit Beginn der Dürre hat die Stadt ihren Verbrauch um – wie Experten es formulieren „weltweit beispiellos“ – 60 Prozent reduziert.
Demnächst startet die erste Meerwasserentsalzungsanlage
Zudem will man in der Küstenmetropole nicht länger nur auf genug Regen in den Wintermonaten zwischen Mai und September hoffen. In den nächsten beiden Jahren investiert die Stadt rund 250 Millionen Euro. Demnächst soll die erste Meerwasserentsalzungsanlage in Betrieb gehen, an etlichen Orten wird erfolgreich nach Grundwasser gebohrt, Abwasser soll besser aufbereitet werden.
Ob die Kapstädter Katastrophe ganz ausbleibt oder nur verschoben ist, muss trotzdem abgewartet werden. Kapstadts stellvertretender Bürgermeister Alderman Ian Neilson wies seine Mitbürger jedenfalls darauf hin, dass sie weiterhin täglich nur 50 Liter Frischwasser am Tag verwenden dürfen – fürs Trinken, Duschen, Putzen und Klospülen. In Deutschland liegt der Verbrauch bei 120 Litern.
Regierungsbericht fordert massives Umdenken
Dass die Stadt gut beraten ist, sich breiter aufzustellen, zeigt auch der Entwurf eines Masterplans für die Regierung, über den das Nachrichtenportal News24 am Gründonnerstag berichtete. Die zentrale Aussage darin: Das Land drohe 2030 auf dem Trockenen zu sitzen, wenn es keinen kompletten Sinneswandel im Hinblick auf die Bedeutung von Wasser und Milliardeninvestitionen in den Sektor gebe. In zwölf Jahren könnte es demnach Hamsterkäufe in ganz Südafrika geben.
Sven Lemkemeyer
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