Hurrikan "Irma": „Das übersteigt alle Vorstellungskraft“
In Florida werden die Schäden des Hurrikans „Irma“ erst so langsam sichtbar, in der Karibik zeigt sich bereits klar und deutlich das enorme Ausmaß.
Nach den Zerstörungen durch den Hurrikan "Irma" im US-Bundesstaat Florida will Präsident Donald Trump die betroffenen Gebiete am Donnerstag besuchen. Das kündigte Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders am Dienstag in Washington an. Trumps Frau Melania gab bekannt, dass sie ihren Mann auf der Reise begleiten werde. "Meine Sorge gilt weiter all denjenigen, die von den Hurrikanes betroffen sind", schrieb sie im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Trump hatte nach dem verheerenden Wirbelsturm "Harvey" bereits zwei Mal die betroffenen Gebiete in Texas besucht, auch im benachbarten Bundesstaat Louisiana machte er Station.
Wirbelsturm „Irma“ schwächt sich über dem US-Festland ab - doch in der Karibik wird schon deutlich, welch immense Verwüstungen der Sturm hinterlässt. „Das übersteigt alle Vorstellungskraft“, sagte der niederländische König Willem-Alexander am Dienstag bei einem Besuch des karibischen Sint Maarten dem heimischen Fernsehen. „So etwas habe ich noch nie gesehen. Und ich habe ziemlich viel Naturgewalt und Kriegsgewalt gesehen.“
In Florida sind Medienberichten zufolge 15 Millionen Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten. Auch im nördlichen Nachbarstaat Georgia hätten fast eine Million Menschen keine Elektrizität, berichtete die US-Zeitung „USA Today“ am Dienstag unter Berufung auf jüngste Zahlen aus dem Heimatschutzministerium in Washington.
Die Zeitung „The Washington Post“ sprach von Stromausfällen in bisher beispiellosem Ausmaß. Mindestens 54 Prozent der Häuser und Unternehmen in Florida seien am frühen Dienstag ohne Strom gewesen, schrieb die Zeitung. Die zusammengebrochene Versorgung könnte nun auch die Rückkehr vieler Einwohner zu ihren Häusern verzögern.
48 Menschen kamen bisher ums Leben
Als Hurrikan der höchsten Stufe war „Irma“ vor knapp einer Woche über die niederländisch-französische Insel gezogen. Insgesamt kamen in der gesamten Region bisher mindestens 48 Menschen ums Leben.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wurde am Dienstag im Krisengebiet erwartet. Nach wachsender Kritik an den Hilfsmaßnahmen der Londoner Regierung kündigte Großbritanniens Außenminister Boris Johnson an, in die Karibik zu reisen. „Irma“ hatte auch britische Überseegebiete verwüstet.
Nachdem der Sturm den US-Bundesstaat Florida hinter sich gelassen hatte, bewegte sich „Irma“ in der Nacht zu Dienstag (Ortszeit) an der Grenze der Bundesstaaten Alabama und Georgia nach Nordwesten. Bis zum Abend könnte sich das Tief den Prognosen zufolge auflösen. „Irma“ schwächte sich am Montagabend bereits zu einem tropischen Tief ab, brachte aber weiterhin starken Regen, heftigen Wind und Überschwemmungen in den Bundesstaaten Georgia und South Carolina.
Sturmfluten gehen langsam zurück
In Florida haben erste Aufräumarbeiten begonnen. Das Ausmaß der Schäden wird dort nach und nach sichtbar. Der Sturm riss in vielen Teilen Floridas Hausdächer herab und kappte Leitungen. 6,2 Millionen Haushalte waren nach aktuellen Behördenangaben vom Dienstagvormittag ohne Strom - fast 60 Prozent aller Anschlüsse in Florida. Nach Angaben des Hurrikanzentrums in Miami gingen die Sturmfluten in den Küstengebieten langsam zurück.
Gefahr durch Überschwemmungen besteht jedoch weiter. Jacksonville, mit rund 880.000 Einwohnern die größte Stadt des Bundesstaats, stand unter Wasser. Die Pegelstände erreichten nach Angaben der Behörden Rekordhöhen. Ein Park in der Stadt glich einem See, wie auf Aufnahmen zu sehen war. Die Behörden versprachen, so schnell wie möglich die Strom- und Trinkwasserversorgung wieder herzustellen. In manchen Gebieten könnte dies aber Wochen dauern.
Floridas Gouverneur Rick Scott sagte: „Wir wollen allen helfen, so schnell wie möglich wieder zum normalen Leben zurückzukehren.“ Das werde gleichwohl einige Zeit dauern, seien die Schäden mancherorts doch sehr groß. Das Rote Kreuz warnte vor den Gefahren durch überflutete und unterspülte Straßen sowie abgerissene Stromkabel.
In der Karibik gab es 37 Todesopfer, darunter zehn in Kuba, wie ABC berichtete. In den USA starben dem Sender zufolge weitere elf Menschen.
Teile der Karibik sind nun unbewohnbar
„Irma“ war am vergangenen Mittwoch erstmals auf der kleinen Karibikinsel Barbuda an Land getroffen. Er war der stärkste jemals über dem Atlantik entstandene Hurrikan, wie CNN berichtete. Zudem habe kein Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen über einen so langen Zeitraum Windgeschwindigkeiten von fast 300 Stundenkilometern erzeugt. Einige Gegenden in der Karibik wurden so schwer zerstört, dass sie als unbewohnbar gelten.
Auf den Florida Keys boten sich Bilder massiver Verwüstung. Die Inseln waren von der Außenwelt abgeschnitten, Telefon- und Internetverbindungen unterbrochen. Auf Bildern waren zerstörte Häuser zu sehen, sie hatten sich zum Teil von ihren Fundamenten gelöst. Boote wurden aufs Land gespült, Bäume waren eingeknickt. Die Inselgruppe vor der Südspitze Floridas war am Sonntagmorgen (Ortszeit) direkt vom Auge des Sturms getroffen worden.
Das Weiße Haus rechnete damit, dass geflohene Bewohner möglicherweise über Wochen nicht zurückkehren können. Es werde dauern, bis sich die Gegend von dem Sturm erholt habe, sagte der Heimatschutzberater des Weißen Hauses, Tom Bossert.
Laut „Spiegel Online“ startet die Bundeswehr eine Rettungsmission in die Karibik. Ein Transportflugzeug habe sich mit Hilfsgütern an Bord auf den Weg in die Krisenregion gemacht. Auf dem Rückweg sollen zudem gestrandete Deutsche ausgeflogen werden. Das Technische Hilfswerk (THW) entsendet zudem zehn Einsatzkräfte nach Florida. (dpa)