Debatte im Vatikan über Schönheits-OPs: „Burka aus Fleisch“
Wenn im Vatikan über Frauen diskutiert wird, kann das manchmal nach hinten losgehen. Bei einer Konferenz soll es über das Verhältnis der Kirche zu Frauen und um Gewalt gegen Frauen gehen. Aber die Diskussion dreht sich vorab vor allem um Brust-OPs.
Im Vatikan hat sich eine Debatte über Schönheitsoperationen entsponnen. Ein Arbeitspapier für eine Frauenkonferenz des Kirchenstaats sorgte mit der Aussage für Aufsehen, dass plastische Chirurgie in manchen Fällen einer „Burka aus Fleisch“ gleichkomme und Gewalt gegen den weiblichen Körper sei. Der Präsident des Päpstlichen Kulturrates, Gianfranco Ravasi, sagte in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit Radio Vatikan: „Es ist, als ob Frauen dazu verpflichtet seien, einem Rollenbild der Werbung zu entsprechen.“ Gleichzeitig sprach er von einer „Diktatur der Ästhetik“.
Besonderen Gesprächsstoff lieferte das Thema, weil in dem Werbevideo für die Vollversammlung des Kulturrats - die das Thema Frauen auf der Agenda hat - eine italienische Schauspielerin zu sehen ist, die mit einem berühmten plastischen Chirurgen zusammen ist und Schönheits-OPs offensichtlich nicht ablehnt. „Wenn eine Frau ihr Aussehen operativ verändert, weil sie sich unwohl fühlt, verstehe ich nicht, warum dies dämonisiert oder kritisiert wird“, hatte Nancy Brilli (50) bei einer Pressekonferenz am Montag dem Kardinal entgegnet. Unabhängig davon wurde das Video kritisiert, da es ein altbackenes Frauenbild transportiere.
Ravasi hatte bei der Pressekonferenz gesagt, es sei beeindruckend, wie die Schönheits-OPs zunähmen, um einem äußerlichen Modell zu ähneln. „Ich denke hier an junge Frauen, die sich zu ihrem 18. Geburtstag eine Brust-OP wünschen.“ Das Motto der Konferenz im Vatikan vom 4. bis zum 7. Februar ist „Weibliche Kulturen - Zwischen Gleichheit und Unterschied“.
Diskutiert werden sollen Themen wie Gewalt gegen Frauen und das Verhältnis zwischen der Kirche und Frauen. Zudem soll laut Radio Vatikan ein weibliches Beratungsgremium für Fragen, die Frauen betreffen, eingerichtet werden. Schon Papst Franziskus war mit Bemerkungen über Frauen schon mal angeeckt, etwa als er Theologinnen als „Erdbeeren auf dem Kuchen“ bezeichnet hatte oder Europa mit einer Großmutter verglich, die nicht mehr fruchtbar sei. Bei seinem Besuch auf den Philippinen brach er im Januar eine Lanze für Frauen und sagte, die Kirche sei oft „zu macho“. (dpa)