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152123 Mal drangen Straftäter im vergangenen Jahr in fremde Wohnungen ein.
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Maßnahmen gegen Einbrecher: Bund gibt 30 Millionen für Vorbeugung von Einbrüchen aus

Ein Fünftel der Kosten übernimmt der Staat beim Einbau von Technik, die Einbrechern das Leben schwer macht. Auch Mieter und Hauseigentümer sollen profitieren.

Beim Betreten ihrer Wohnung hatte Anne M. es erst gar nicht bemerkt. An der Eingangstür hinterließen die Einbrecher kaum Spuren. Dafür aber in der Wohnung. Die Türen der Schränke waren aufgerissen und sogar Annes Wäsche hatten sie durchwühlt. Angewidert und außer sich leerte Anne M. ihren Schrank, wusch ihre ganze Wäsche, steckte danach aber dann doch alles in einen großen blauen Müllsack – und warf es weg. „Einbruchsopfer sind fast immer traumatisiert“, sagt Bernhard Langer von der Opfervereinigung Weißer Ring in BerlinSpandau. Denn wenn Fremde gewaltsam in die eigenen vier Wände eindringen, gehen nicht nur die Wertsachen verloren, sondern auch der geschützte Raum, in dem wir uns zurückziehen. Deshalb begrüßt die Opfervereinigung auch den Beschluss des Bundestags vom Donnerstag, 30 Millionen Euro für Maßnahmen zum Schutz vor Einbrüchen bereitzustellen.

Ab kommendem Jahr fließt das Geld. Fest steht sogar auch schon, wie viel Geld es für wen und unter welchen Bedingungen gibt. Die gute Nachricht ist, sogar ein Mieter bekommt Geld für Schloss und Riegel, sofern sein Vermieter der Maßnahme zustimmt. Hauseigentümer fördert der Bund auch. Voraussetzung ist, dass die Rechnung der Sicherheitsfirma mindestens 500 Euro beträgt. Von der Investition in die Sicherheit übernimmt der Bund 20 Prozent, aber maximal 1500 Euro. Die Zuschüsse gibt es nur für Materialkosten. Dafür können die Leistungen der Handwerker als „haushaltsnahe Dienstleistungen“ die Steuerlast mindern.

Damit er das Geld bekommt, muss der Nutzer der Wohnung ein zertifiziertes Unternehmen beauftragen oder mindestens zwei Angebote für den Einbruchsschutz von verschiedenen Handwerksfirmen vorlegen, die der Bauherr mit der „kriminalpräventionsgerechten Anpassung des Wohngebäudes“ beauftragt. „Wir beobachten seit Längerem, dass die Zahl der Einbrüche zunimmt“, begründet Steffen-Claudio Lemme (SPD) vom Haushaltsausschuss des Bundestages die Entscheidung. Mit der neuen Förderung stille der Bund das Schutzbedürfnis der Bürger und tue auch etwas für das Handwerk. Im Gespräch sei, das Geld vom kommenden Jahr an über die Förderbank des Bundes KfW unters Volk zu bringen. 152123 Mal drangen Straftäter im vergangenen Jahr in fremde Wohnungen ein, die Zahl der Einbruchsdiebstähle nahm um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Aufgeklärt wird gerade mal jede neunte Straftat. Berlin ist mit mehr als 12000 Einbrüchen im Jahr besonders betroffen, in Hamburg gab es knapp halb so viele Einbrüche (7490).

Berlin ist besonders betroffen

In München wurden nur 1426 Wohnungen aufgebrochen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), der die Kriminalstatistik vor Kurzem vorstellte, nimmt das Thema ernst. Anfang des Monats lud das Ministerium zu einer Fachtagung zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls nach Berlin ein. Weil die Zahl der „reisenden Täter“ ebenfalls zunimmt, „gilt es, sich besser zu vernetzen und zwar überregional, länderübergreifend und auf internationaler Ebene“, sagte Staatssekretär Günter Krings. Außerdem forderte er ein „Bündel von Maßnahmen“ zur Bekämpfung von Einbrüchen. Das nun bereitgestellte Geld ist ein Teil davon. Bei der KfW-Förderbank, die wahrscheinlich die Anträge von Mietern und Eigentümern einsammeln und das Geld verteilen wird, sagte Sprecherin Christine Freud: „Wir fördern jetzt schon Maßnahmen zur Einbruchssicherung“.

Ob die Banker für die 30 weiteren Millionen ein neues Programm auflegen oder die bestehenden auch dafür nutzen, ist noch offen. Eigentümer, die ihr Haus sanieren, bekommen schon heute Geld vom Staat für den Einbau einbruchhemmender Türen oder Fenster, es gibt Zuschüsse oder billige Kredite für die Montage von Alarmanlagen und sogar von Gegensprechanlagen und Videokameras. Aber wie kommen die Einbrecher überhaupt ins Haus? Viele hebeln ein Fenster auf oder eine Tür, meistens mit einem Schraubendreher.

Bei Altberliner Mietshäusern treten andere zum Beispiel die Holzkassetten ein oder sie schlagen das Fensterglas ein, um die Fenster von innen zu entriegeln. „Drei bis fünf Minuten lassen sich die Täter Zeit, geht es nicht schnell, ziehen sie weiter“, sagt Uwe Zeibig von der Beratungsstelle für Einbruchsschutz beim Landeskriminalamt Berlin. Seit zwei Jahren berät Zeibig die Bürger wieder kostenlos, denn der Senat finanziert es wieder. Zu den oft empfohlenen Maßnahmen zählt der Austausch von Fensterbeschlägen, der Einbau abschließbarer Fenstergriffe und die Sicherung von Wohnungstüren beispielsweise mit Stangenriegelschlössern. Auch eine Liste polizeigeprüfter Handwerksfirmen, die zertifizierte Produkte einbauen, gibt es bei der Polizei Berlin. Sicher ist eben sicher.

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