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Laut Medienberichten sollen knapp 60 verwesende Leichen in Lastwagen in New York gelagert worden sein. Das Bestattungsunternehmen konnte keine Kühllaster mehr bekommen.
© Johannes EISELE / AFP

Kein Platz für die vielen Corona-Toten in New York: Bestatter stapelt Leichen in gemietetem Laster

New York City ist einer der Krisenherde der US-amerikanischen Corona-Pandemie. Neben dem Virus überfordert die Stadt auch die schiere Zahl der Toten.

Nach dem Fund von Dutzenden verwesenden Leichen in Transportern vor einem Bestattungsunternehmen haben die Behörden in New York am Donnerstag (Ortszeit) Ermittlungen eingeleitet. Polizisten hatten die grausige Entdeckung am Mittwoch gemacht, nachdem Anwohner sich über den furchtbaren Geruch beschwert hatten, der aus zwei Fahrzeugen kam, die im Stadtteil Brooklyn vor einem Bestattungsinstitut standen.
„Wir untersuchen das“, sagte der staatliche Gesundheitsbeauftragte Howard Zucker vor Journalisten. Über das Bestattungsunternehmen habe es bisher keine Beschwerden gegeben.

Der Besitzer des Bestattungsunternehmens habe die Fahrzeuge angemietet, weil es angesichts der vielen Toten in der Coronavirus-Pandemie keinen Platz mehr in den eigenen Räumen gegeben habe, sagte er der „New York Times“.

In seinen Räumen hätten bereits mehr als 100 Leichen gelegen, außerdem sei sein Kühlraum ausgefallen und der Bedarf an Miet-Kühllastern sei derzeit so groß, dass er nicht mehr genügend bekommen habe. „Mir ist der Platz ausgegangen.“

Bürgermeister de Blasio nennt Situation „absolut inakzeptabel“

Anwohner hatten wegen des Verwesungsgeruchs aus den Lastern die Polizei alarmiert. Später wurden die Leichen in einen gekühlten Lastwagen verlagert. Die Situation sei „schrecklich“ und „absolut inakzeptabel“, sagte Bürgermeister Bill de Blasio. „Ich habe keine Ahnung, wie irgendein Bestattungsinstitut so etwas geschehen lassen kann.“ Die Bestatter seien verpflichtet, die Menschen „mit Würde zu behandeln“.

Die Millionenmetropole New York ist mit mehr als 14.000 bestätigten Toten durch das Coronavirus derzeit das Epizentrum der Krise in den USA. Der Höhepunkt des Ausbruchs scheint allerdings überschritten. Am Donnerstag (Ortszeit) verkündete Gouverneur Andrew Cuomo 306 neue Todesfälle im Bundesstaat New York, in dem die gleichnamige Metropole liegt - so wenige wie seit rund vier Wochen nicht. Auch die Zahlen der Neu-Infizierten und der im Krankenhaus liegenden Patienten sanken weiter.

Corona-Tote werden in Kühllastern gelagert

Medienberichten zufolge wurden in Brooklyn mehr als 60 Leichen in gemieteten Transportern und einem Sattelschlepper gefunden. In ganz New York City haben Leichenhallen, Friedhöfe und Krematorien Mühe, die vielen Todesfälle zu bewältigen. Vor vielen Krankenhäusern stehen Kühlwagen, in denen die Corona-Toten zunächst aufbewahrt werden.

Das zur Entlastung der Krankenhäuser nach New York entsandte Lazarettschiff „USNS Comfort“ konnte den Hafen der Millionenmetropole am Donnerstag (Ortszeit) wieder verlassen. Um weiteren Übertragungen vorzubeugen, soll von nächster Woche an die New Yorker U-Bahn zum ersten Mal in ihrer Geschichte jede Nacht eine mehrstündige Putz-Pause einlegen.

Wirbel gab es weiter um Menschenansammlungen in orthodox-jüdischen Vierteln der Metropole. Bürgermeister de Blasio entschuldigte sich, nachdem er zuvor harsche Kritik an einer von sehr vielen Menschen besuchten orthodox-jüdischen Beerdigungsfeier geäußert hatte.

De Blasio hatte die Beerdigung eines prominenten Rabbis, die Mitte der Woche Tausende von Trauernden angezogen hatte, als „absolut inakzeptabel“ bezeichnet. Mehrere Vertreter jüdischer Verbände hatten den Bürgermeister daraufhin dafür kritisiert, den Vorfall so herauszustellen und „die jüdische Gemeinschaft“ als dafür verantwortlich zu verallgemeinern. In der Nacht zum Freitag musste die Polizei erneut Menschenansammlungen in orthodox-jüdischen Vierteln auflösen. (dpa/ AFP)

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