Nach dem Queen-Besuch: Havelqueen und Grill Royal: Berlin bleibt königlich
Die Queen ist weg, und jetzt? All jenen, die es lieber royal als rotzig haben, sei versichert: Berlin kann und ist auch königlich. Wir zeigen, wo überall.
HOTTE HÜ-T
Ohne Hut geht die Queen höchstens unter die Dusche. Die Kreationen auf ihrem Kopf sind bunt, gern pompööös, königlich halt. Wer ausladende Hüte in der Stadt sehen will, ist eingeladen nach Hoppegarten auf die Pferderennbahn. BVG-Chefin Sigrid Nikutta (sie wohnt in der Nähe) ist auch oft da – mit Kindern, Kartoffelsalat, Würstchen und natürlich schön großer Kopfbedeckung. Nächstes Rennen: 19. Juli. Blaue Pferde (siehe unten) sind hier allerdings nicht zu sehen. Und: Nicht zu verwechseln mit den Hütchenspielern am Ku’damm. Die Wette dort gewinnen Sie garantiert nicht.
ELIZAFLUSSBETT
Die Queen schipperte im Holzboot durch den Nieselregen, dabei hätte sie es viel majestätischer haben können, oder? Spandauer (da wurde das Boot gefertigt, war schließlich britisches Alliiertenrevier) können stolz auf die „Havelqueen“ verweisen, die allerdings auf dem schmalen Spreeflüsschen so ihre Probleme hätte mit all den Brücken. Die Havelqueen schippert seit 1988 über die, genau!, Havel, kommt auf eine Länge von 70 Metern, hat zwei Schornsteine und beachtliche „Extras“. Zum Beispiel: „1 CD-Player.“
KÖNIGIN-ELIZABETH-STRASSE
Was so ein Buchstabe doch für einen Unterschied macht! Tausche „z“ gegen „s“, und schon sind wir in Westend nahe dem ICC, Königin-Elisabeth-Straße – sie kam nicht aus England, sondern aus München (Prinzessin von Bayern) und war die Gemahlin von König Friedrich Wilhelm IV. Die Straße heißt übrigens seit dem 7. Juli 1936 so – der vorherige Name war wenig royalistisch: „Straße Nr. 32, Abt. V“. Ist dann schon etwas knackiger geworden.
KLOPS
Herrliche Kost, lecker-berlinisch, wenn auch nicht ganz aus Berlin. Egal. Die besten Königsberger Klopse der Stadt gibt es bei Tim Raue im „La Soupe Populaire“ (Prenzlauer Allee), sagt Tagesspiegel- Gastrokritiker Bernd Matthies. „Er betreibt den höchsten Aufwand, in anderen Küchen hat man schon mal Klopse auf dem Tisch, hart wie Tennisbälle.“ Kosten: 18 Euro. Hat sogar US-Präsident Barack Obama bei einem Berlin-Besuch verspeist. Und der ist ja quasi König.
GRILL ROYAL
Als sich Obama noch frei bewegen konnte (2008), hat er übrigens im Borchardts gespeist – inzwischen ist seine Sicherheitsstufe bekanntlich mehr als königlich. Das wurmt die Besitzer des Grill Royal am Spreeufer, Promischuppen mit Fleischeinlage, noch immer. George Clooney, Tom Hanks, Scarlett Johansson und Leonardo DiCaprio, Charlize Theron, alle waren sie da, außer ... Doch nicht so königlich, Mr. President.
KADEWE? KAWE!
Endstation der S 46, alle aussteigen, schönen Gruß aus KaWe, was ja fast so glamourös klingt wie KaDeWE. Und royal ist die Stadt schon seit 300 Jahren: Weil Friedrich Wilhelm I. hier sein Jagdschloss einrichtete, wurde der Ort gleich mit umbenannt. Aus Wendisch Wusterhausen wurde Königs Wusterhausen.
HEUTE EIN KÖNIG
Wir lassen hier natürlich keine Werbeslogans fallen, schon gar nicht den einer Biersorte, die eh viel jünger ist (1858) als das jute, olle, berlinische Schultheiss (1842). Allerdings: Zwei, drei Kinder dieser Stadt haben mit einem gewissen Stolz einst eine Pappkrone eines Hamburgerbraters getragen. Burger King eröffnete 1976 seine erste Berliner Filiale am Ku’damm Ecke Meinekestraße; die Konkurrenz kam 1983 zum Bahnhof Zoo.
WETTEN, DASS...?
Apropos King: Berlins berühmtester Wettkönig, Ante S., verkehrte einst im Café King in Charlottenburg. Dort feierten zuletzt kroatische Fans das Ausscheiden ihres Teams bei der Fußball-WM, danach war Schluss: Seit einem Jahr ist der Laden dicht. Bis heute steht ein Baugerüst, was kommt, weiß niemand. Wer trotzdem wetten möchte, kann gleich um die Ecke sein Glück versuchen: in der King Spielhalle in der Uhlandstraße. Und wenn wir schon bei Läden sind, die es nicht mehr gibt: Das King Size in der Friedrichstraße hat kürzlich ebenfalls zugemacht. Wie wir vermutet haben, werden Berlins Royals nach und nach weggentrifiziert. Aber das Grill Royal (siehe oben) ist gleich um die Ecke. Und das wird schließlich von denselben Leuten betrieben. Diese Royals sind eben ein ziemlich exklusiver Klub.
AWKWARD PRESENTS
Ach, die Sache mit dem Pferd ist doch reichlich schiefgegangen. Pferde seien nicht blau, sagte Queen Elizabeth verstört, als ihr Bundespräsident Gauck sein Gastgeschenk überreichte. Wenn Sie bunte Tiere besser leiden können, gehen Sie doch mal in die Alte Nationalgalerie. Franz Marcs „Blaues Pferd“ hängt zwar nach wie vor in München, dafür sind gerade seine gelb-rot-grünen Kühe zu Gast. Die „ImEx“-Ausstellung auf der Museumsinsel läuft noch bis zum 20. September, Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, Eintritt 12 Euro, ermäßigt 6 Euro.
Es ist übrigens nicht überliefert, ob die Queen das Bild der Künstlerin Nicole Leidenfrost überhaupt mitgenommen hat. Vielleicht hat es Gauck, der versuchte, die Situation zu retten („Wenn Ihnen das Bild nicht gefällt, haben wir ja immer noch Lübecker Marzipan“), auch ganz schnell im Keller verschwinden lassen. Dann könnte sich Berlins berühmteste Galerie nun im Schacht Bellevue befinden. Lübecker Marzipan gibt es übrigens in allen gut sortierten Supermärkten, vor allem natürlich, Achtung, bei Kaiser’s.