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Nach einer Explosion brennt es auf dem Gelände des Chemiekonzerns BASF in Ludwigshafen.
© dpa

Nach Explosion in Ludwigshafen: BASF-Unglück: Taucher bergen Leiche aus Hafenbecken

In Ludwigshafen ist ein drittes Opfer nach dem Explosionsunglück bei Chemiekonzern BASF im Hafenbecken gefunden worden.

Zwei Tage nach der tödlichen Explosion bei BASF in Ludwigshafen ist das Schicksal eines Vermissten möglicherweise geklärt. Polizeitaucher bargen am Mittwoch die Leiche eines Mannes aus einem Hafenbecken am Unglücksort, wie die Staatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium Rheinpfalz mitteilten. „Ob es der Vermisste ist, wissen wir noch nicht“, sagte eine Polizeisprecherin.

Die Staatsanwaltschaft ordnete die Obduktion der Leiche an. „Leider müssen wir davon ausgehen, dass unsere Befürchtungen traurige Gewissheit werden und wir ein drittes Todesopfer zu beklagen haben“, sagte BASF-Vorstandsmitglied Margret Suckale. Die Gedanken seien bei den Angehörigen und den Verletzten.

Die Belegschaft gedachte der Opfer in einer Schweigeminute. Bei dem Unglück am Montag waren auch zwei Mitarbeiter der Werksfeuerwehr getötet worden, als es im Hafen aus bislang ungeklärten Gründen zu einer Explosion kam. Ein Matrose wurde anschließend vermisst. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt, zahlreiche schwer.

Wegen des Vorfalls sagte die BASF bis zum 23. Oktober ihre bis dahin geplanten kulturellen Veranstaltungen ab. An der Suche nach dem vermissten Matrosen hatten sich 17 Taucher von Polizei und Feuerwehr beteiligt. Gegen 12.30 Uhr bargen Polizeitaucher der technischen Einsatzeinheit Mainz die Leiche eines Mannes.

"Die finanziellen Belastungen für das Unternehmen dürften sich in Grenzen halten"

Die Unglücksstelle am Ludwigshafener Landeshafen war auch zwei Tage später noch nicht zugänglich. Personalchefin Margret Suckale hatte bereits erklärt, dass die Einschnitte bei der Produktion substanziell seien. BASF fertigt dort aus Rohstoffen wie Ethylen und Propylen Ausgangsstoffe für zahlreiche andere Materialien wie Kunststoffe, Lacke oder Kleber. Wie lange die Anlagen, darunter die zwei zentralen Steamcracker, stillstehen, sei momentan nicht abzuschätzen, sagte eine Firmensprecherin am Mittwoch. Welche Produktgruppen genau betroffen seien, werde der Konzern aus Markt- und Wettbewerbsgründen ohnehin nicht preisgeben.

Analysten rechnen damit, dass die Fertigung in Ludwigshafen womöglich über das Jahresende hinaus ruht. Bis Staatsanwaltschaft und BASF selbst den Schaden untersucht haben, die Leitungen repariert und abgenommen sind, dürften Wochen vergehen. Die Ludwigshafener verwiesen auf ihre umfassende finanzielle Absicherung. "BASF verfügt über eine Sachversicherung für eigene Schäden sowie eine Haftpflichtversicherung für Schäden bei Dritten", teilte das Unternehmen mit. NordLB-Experte Thorsten Strauß äußerte sich mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen deshalb gelassen. "Die finanziellen Belastungen für das Unternehmen dürften sich in Grenzen halten, da die Schäden größtenteils versichert sein sollten. Entsprechend moderat blieb die Börsenreaktion auf den Vorfall", erklärte der Experte.

In den vergangenen Tagen bewegte sich die BASF-Aktie im Dax kaum. In welchem Umfang Zulieferer und BASF betroffen sind, ist noch weitgehend unklar. Der Münchner Industriegaskonzern Linde beliefert die Kurpfälzer, erwartet aber keine Konsequenzen. "Selbst wenn Produktion heruntergefahren werden sollte, ist vertraglich festgesetzt, welche Mengen abgenommen werden müssen", erklärte ein Linde-Sprecher. Lanxess und Wacker Chemie sehen sich in nicht betroffen. Evonik blickt indes sorgenvoller auf den Schaden. "Mögliche Folgen des Ereignisses für Lieferketten werden geprüft", erklärte ein Sprecher des Chemiespezialisten. Branchenexperten rechnen damit, dass von dem Ausfall vor allem die US-Konkurrenten Dow Chemical und LyondellBasell Industries sowie die österreichische Borealis profitieren werden. (dpa, rtr)

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