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Nach einer Explosion brennt es auf dem Gelände des Chemiekonzerns BASF in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz).
© dpa
Update

Feuer in Ludwigshafen: Staatsanwaltschaft ermittelt nach Explosion bei BASF

Eine Explosion erschütterte am Montag das Gelände des Chemieriesen BASF in Ludwigshafen. Bislang sind zwei Todesopfer bestätigt. Ein Mensch wird noch vermisst.

Nach der Explosion auf einem Werksgelände des Chemieriesen BASF im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen hat die Staatsanwaltschaft Frankenthal Ermittlungen eingeleitet. Ein Gutachter wurde zur Klärung der Ursache eingeschaltet, wie die Behörde am Dienstag mitteilte. Das Feuer wurde am späten Montagabend unter Kontrolle gebracht, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Nach bisherigen Erkenntnissen seien bei dem Unglück zwei Menschen ums Leben gekommen.

Bei den Getöteten handelt es sich um Mitarbeiter der Werksfeuerwehr. Die Zahl der Vermissten habe sich auf eine Person reduziert, teilte BASF am Dienstagvormittag mit. Die Zahl der Schwerverletzen stieg auf acht. Sechs Menschen befinden sich noch auf der Intensivstation. „Es steht zum Teil nicht sehr gut um diese Menschen“, sagte Dieter Feid, für die Feuerwehr zuständiger Dezernent der Stadt Ludwigshafen, am Dienstag auf einer Pressekonferenz. 17 Menschen wurden leicht verletzt. Sechs weitere seien in der Nacht in der Ambulanz der BASF untersucht worden und konnten an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.

„Die Suche läuft mit Hochdruck“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Weil es auch nach dem Löschen des Feuers am Brandort noch sehr heiß sei, seien Werks- und Berufsfeuerwehr nach wie vor mit Kühl- und Sicherungsmaßnahmen beschäftigt. Nach Medienberichten sollten Taucher eingesetzt werden, um im Hafenbecken nach dem Vermissten zu suchen.

Die Aufforderung an die Anwohner, Fenster und Türen geschlossen zu halten, gelte zur Sicherheit weiter, sagte er. Laut BASF trete weiterhin Gas aus. Man habe aber bislang keine erhöhten Konzentrationen schädlicher Stoffe gemessen.

Ursache ist noch unklar

Die Ursache der Explosion ist noch immer unklar. „Wir werden natürlich alles daran setzen, das schnell in Erfahrung zu bringen“, sagte Werksleiter Uwe Liebelt. Nach dem Brand an einer Rohrleitung des Nordhafens war es zu dem Unglück gekommen.

Der Zwischenfall ereignete sich Behörden zufolge gegen 11.20 Uhr. Vor der Explosion sei zunächst eine Versorgungsleitung in Brand geraten, sagte Liebelt. In der Folge brannten nach BASF-Angaben Rohrleitungen mit Ethylen und Propylen. Ethylen werde unter anderem zur Herstellung von Dämmstoffen und Lösemitteln verwendet, Propylen werde unter anderem bei der Produktion von Autolacken und Klebstoffen benutzt. Als die Feuerwehr zum Löschen eingetroffen sei, „kam es dann zu einer Explosion“.

Greenpeace-Mitarbeiter Manfred Sanden entnahm am Rhein Wasserproben - ein Ergebnis erwartet er für Anfang kommender Woche. Sollte es sich bei den verbrannten Stoffen tatsächlich um Propylen und Ethylen handeln, sei es zwar problematisch. Allerdings wären die Folgen bei freigesetzten chlorierten Kohlenwasserstoffen noch schwerwiegender. Zwischen dem Landeshafen Nord und dem Rhein wurden Wassersperren errichtet. Sie sollen verhindern, dass Chemikalien in den Fluss gelangen.

Die Flammen waren kilometerweit zu sehen, eine dicke Rauch- und Rußsäule stieg auf. Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, Türen und Fenster geschlossen zu halten sowie Lüftungs- und Klimaanlagen abzuschalten.

Die Feuerwehr brachte die Flammen bis zum Nachmittag unter Kontrolle, wie der Leiter der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen, Peter Friedrich, sagte. Bis zum Abend wollte man das Feuer gelöscht haben. Im Einsatz seien 100 Mann der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Ludwigshafen sowie 62 Mann der Werksfeuerwehr gewesen. Auch Notfallseelsorger sowie weitere Rettungskräfte seien am Ort.

Aus Sicherheitsgründen seien nach der Explosion insgesamt 14 Anlagen heruntergefahren worden. Dabei hätten sich Fackeln gebildet, weil Stoffe in Leitungen verbrannt werden mussten. Betroffen waren auch zwei sogenannte Steamcracker. Diese seien das Herzstück des Werks, an dem eine ganze Reihe an chemischen Grundbausteinen für die Produktion entstehen.

Die Folgen für das Unternehmen sind noch unklar. Zum wirtschaftlichen Schaden könne man noch keine Angaben machen, sagte die BASF-Sprecherin. „Dazu ist es noch zu früh.“ Bei der Produktion gibt es infolge der Explosion vom Montag Einschnitte. Da die Rohstoffversorgung noch unterbrochen sei, blieben die sogenannten Steamcracker heruntergefahren, teilte das Unternehmen mit. Rund 20 weitere Anlagen seien in der Folge ebenfalls heruntergefahren worden oder liefen im Teillastbetrieb.

Reaktionen aus der Politik

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) dankte den Einsatzkräften für ihre Arbeit unter schwierigsten Bedingungen. Die Landesregierung stehe an der Seite der Betroffenen: „In Gedanken bin ich bei den Angehörigen des Todesopfers und den bangenden Familien der Vermissten“, sagte Dreyer.

Die Koalitionsfraktionen im Mainzer Landtag kündigten eine Sondersitzung an. Die zuständigen Ausschüsse sollten darüber beraten, wie es zu dem Vorfall kam und welche Folgen sie für Menschen und Umwelt in der Region habe, teilten die Fraktionen von SPD, FDP und Grünen mit.

Bereits vor der Explosion hatte es am Montagmorgen in einem BASF-Werk im hessischen Lampertheim (Kreis Bergstraße) eine Verpuffung an einem Filter gegeben. Dabei wurden vier Menschen verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Die betroffene Anlage wurde abgestellt. Der Vorfall stand laut dem Unternehmen in keinem Zusammenhang mit der Explosion in Ludwigshafen. (dpa)

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