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Die Feuerwehren haben kaum eine Chance gegen die Flammen.
© Peter Parks/AFP

Proteste gegen Premier Morrison: Australischer Bundesstaat verhängt Notstand wegen Buschbränden

Die Buschfeuer in Australien wüten weiter, sekündlich verbrennen große Flächen. Der Premier macht dennoch Urlaub – und verärgert seine Landsleute.

Aufgrund der verheerenden Buschbrände ist in Australiens bevölkerungsreichstem Bundesstaat New South Wales der Notstand ausgerufen worden. Dieser gilt seit Donnerstagmorgen (Ortszeit) und ermöglicht den Behörden unter anderem die besonders schnelle Mobilisierung von Geld und Einsatzkräften, Evakuierungen und eine Unterbrechung der Strom- und Gasversorgung. Grund seien die "katastrophalen Wetterbedingungen", erklärte die Regierungschefin des Bundesstaats, Gladys Berejiklian.

In Australien vernichteten die Feuer bereits mehrere Millionen Hektar Land

In Sydney, der seit Wochen immer wieder von Rauchschwaden eingehüllten Hauptstadt von New South Wales mit ihren fünf Millionen Einwohnern, richtete die Regierungschefin des Bundesstaats eine Warnung an ihre Mitmenschen: Anwohner und Touristen sollten den Anweisungen der Behörden unbedingt Folge leisten und gegebenenfalls auch ihre Pläne für die Weihnachtstage ändern.

Seit Oktober haben Buschbrände in Australien nach Angaben der Behörden mehrere Millionen Hektar Land vernichtet. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben, mehr als 1000 Häuser wurden zerstört. Der Südosten des Landes ist besonders stark betroffen: Allein in New South Wales, wo bereits Mitte November ein einwöchiger Notstand ausgerufen worden war, kämpften zuletzt mehr als 2000 Feuerwehrleute gegen rund 100 Brände.

Ein besonders bedrohliches Großfeuer ist bis auf etwa 70 Kilometer an die Millionenmetropole Sydney herangerückt. Wegen der giftigen Dämpfe sprechen Mediziner von einem "öffentlichen Gesundheitsnotfall". Die Krankenhäuser der Stadt verzeichneten in den vergangenen Wochen in ihren Notaufnahmen eine starke Zunahme der Zahl von Patienten mit Atemwegsproblemen.

Erschwert wird der Kampf gegen die wütenden Flammen durch Rekordhitze. Australien leidet ohnehin seit etwa zwei bis drei Jahren unter starker Dürre, die ausgetrocknete Vegetation entzündet sich also besonders leicht. Am Dienstag wurde nun auch noch eine historische Hitzemarke gebrochen: Mit 40,9 Grad lag die landesweite durchschnittliche Höchsttemperatur so hoch wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen.

Meteorologen rechnen damit, dass dieser Wert in den kommenden Tagen noch einmal übertroffen werden dürfte. Während die heißen Luftmassen durch das Land ziehen, werden besonders im Landesinneren und im Süden Extremtemperaturen erwartet.

Die Buschbrände-Saison in Australien hatte dieses Jahr außergewöhnlich früh und heftig begonnen. Wissenschaftler führen dies auf den Klimawandel zurück, der in vielen Gegenden eine schwere Dürre verursacht habe. Die australische Regierung sieht sich daher verstärkt dem Vorwurf der Tatenlosigkeit im Kampf gegen die Erderwärmung ausgesetzt.

Trotz der katastrophalen Lage an der Brandfront weilt Australiens Regierungschef Scott Morrison seit Tagen im Urlaub. Medienberichten zufolge entspannt er mit seiner Familie auf der Pazifikinsel Hawaii, was viele Landsleute in Rage bringt. Vor dem Wohnsitz des konservativen Premiers in Sydney versammelten sich am Donnerstag Hunderte wütende Schüler, die ihm neben Vernachlässigung seiner Amtspflichten fehlendes Engagement für den Klimaschutz vorwarfen.

"Unser Land steht in Flammen, wo zum Teufel stecken Sie?"

Auf Live-Übertragungen vom Ort des Geschehens war zu sehen, wie die Demonstranten Protestschilder in die Höhe reckten - mit Aufschriften wie "Wann dürfen unsere Feuerwehrleute mal Urlaub machen?", "Unser Land steht in Flammen, wo zum Teufel stecken Sie?" und "Wie ist die Luft so in Hawaii?".

Einige der Schüler, unter die sich auch Dutzende Erwachsene mischten, trugen demonstrativ Hawaii-Hemden. Zeitweise avancierte das Schlagwort #WhereTheBloodyHellAreYou (etwa: WoZumTeufelSteckstDu) zu einem der meistverwendeten auf Twitter.

Ein Pfleger zeigt einen der geretteten Koalas, die in einen Zoo in Sydney gebracht wurden.
Ein Pfleger zeigt einen der geretteten Koalas, die in einen Zoo in Sydney gebracht wurden.
© Taronga Zoo/AFP

Auch die Tiere des Landes sind massiv von den Bränden bedroht: Nach Schätzung von Experten seit Oktober bereits mehr als 2000 Koalas verbrannt. Bei einer Anhörung vor dem Parlament in Canberra äußerten sich Wissenschaftler besorgt, dass durch die anhaltenden Feuer noch viele weitere Tiere sterben könnten. Die Direktorin einer Koala-Klinik im Bundesstaat New South Wales, Cheyne Flanagan, sagte: "Wir haben schon einige Brände hinter uns, aber so etwas gab es noch nie. Es ist furchtbar. Und der ganze Sommer steht uns noch bevor."

Zusammen mit Kängurus gehören Koalas zu den bekanntesten Tieren, die nur in Australien heimisch sind. Die sogenannten Beutelsäuger leben vor allem in Bäumen. Dort bewegen sie sich kaum. Nach Angaben der Naturschutzorganisation Australia Koala Foundation (AKF) gibt es noch zwischen 43.000 und 100.000 Koalas.

Viele Koalas von den Buschbränden in Australien bedroht

Australische Tierschützer retten Anfang der Woche zwölf Koalas vor einem Buschfeuer bei Sydney. Wie die Tierschützer am Dienstag mitteilten, kletterten die Retter auf mehrere Bäume, um drei Koala-Männchen, fünf Weibchen und vier Jungtiere in Sicherheit zu bringen, deren Lebensraum durch ein riesiges Feuer in den Blue Mountains in der Nähe von Sydney bedroht ist.

Die Koalas wurden zunächst im Taronga-Zoo in Sydney untergebracht. Wenn ihr Zuhause wieder sicher ist, sollen sie nach Angaben der Tierschützer aber wieder ausgewildert werden. Die geretteten Koalas seien "wichtig", um die genetische Vielfalt der Population aus den Blue Mountains und das Überleben der Art zu sichern, sagte Nick Boyle von der Tierschutzabteilung des Zoos. (dpa, AFP)

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