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Die Angeklagte Angelika W. im Landgericht in Paderborn mit Anwalt Peter Wüller (l).
© dpa
Update

Prozessauftakt um "Horror-Haus": Anklage schildert brutale Details aus Höxter

Im westfälischen Paderborn hat der Prozess um die tödlichen Misshandlungen in einem Haus in Höxter-Bosseborn begonnen. Bekommt der Angeklagte Wilfried W. Sicherheitsverwahrung?

Vor dem Landgericht Paderborn hat am Mittwoch der Prozess wegen der brutalen Misshandlungen an mehreren Frauen im ostwestfälischen Höxter begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 46-jährigen Wilfried W. und seiner ein Jahr älteren Ex-Frau Angelika W. zweifachen Mord durch unterlassene Hilfeleistung sowie mehrfache Körperverletzung vor. Der Prozessauftakt wurde von großem Medieninteresse begleitet.

„Die Angeklagten gaukelten den Frauen zuerst die große Liebe des 46-jährigen Wilfried W. vor, nachdem sie mit Zeitungsanzeigen nach Ostwestfalen gelockt worden waren“, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Meyer. Ziel sei es gewesen, Frauen für W. als Leibeigene für alle Lebenslagen zu bekommen. Den Willen der Frauen sollen die beiden Angeklagten systematisch mit Gewalt gebrochen haben.

Die beiden Angeklagten sollen über Jahre hinweg Frauen mit Kontaktanzeigen in ihr Haus nach Höxter-Bosseborn gelockt und dabei einige von ihnen schwer misshandelt haben. Zwei der Frauen starben in Folge der Quälereien, eine weitere Frau entkam. Andere Frauen soll das mutmaßliche Täterduo um größere Geldmengen gebracht haben - im Raum steht eine Summe von über 100.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft geht im Zuge der noch laufenden Ermittlungen von insgesamt mindestens acht Opfern aus.

Zu Beginn trägt Oberstaatsanwalt Ralf Meyer zehn Minuten lang die Anklageschrift vor, wie das Westfalenblatt berichtet. Bereits zuvor war bekannt, welchen Grausamkeiten und Folterungen die Opfer in dem Haus ausgesetzt waren. Die Angeklagte hatte der Polizei eine detaillierte Liste verfasst, in der sie schildert, die Opfer geschlagen, getreten, mit einem Bunsenbrenner verbrannt und ihnen die Haare ausgerissen zu haben. Sie gibt an, sich über 120 Mal mit einer Decke auf ein Opfer gesetzt zu haben, bis dieses in Ohnmacht fiel.

Ein Opfer habe Urin trinken müssen

Sie selbst soll von Wilfried W. jahrelang misshandelt worden sein und hatte in einer früheren Vernehmung angegeben, ihrem Mann "hörig" gewesen zu sein. Wenn andere Frauen in dem Haus gewesen seien, habe er sie in Ruhe gelassen. Wilfried W. leugnet weiterhin, die treibende Kraft gewesen zu sein. Nachbarn hatten berichtet, die Frau habe schwerste Verbrennungen an den Armen gehabt, die sie bei Bewegungen teilweise schwer behinderten. Vor Gericht wurden nun weitere Details bekannt: Neu ist der Einsatz von Pfefferspray, um die Opfer zu quälen. Auch schilderte die Anklage, ein Opfer habe Urin des Angeklagten trinken müssen. Offen ist weiterhin, inwieweit sich Wilfried W. oder auch beide Angeklagte sexuell an den Opfern vergangen haben.

Der Verteidiger des Angeklagten Wilfried W., Dr. Detlev Binder, erklärte vor Gericht am Mittwoch, dass es ein Gutachten gibt, das seinen Mandanten als voll schuldfähig bezeichnet und die Sicherheitsverwahrung empfiehlt. Binder hält das Gutachten für nicht seriös und wird es anfechten - es beruhe auf überholten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Er beantragte einen neuen Sachverständigen. Das Gutachten kommt unter anderem zum Schluss, dass Wilfried W ein "idealtypischer Hangtäter" sei und sieht "Anzeichen für sexuellen Sadismus" bei dem Angeklagten.

Carsten Ernst, der zweite Verteidiger von Wilfried W., sagte zu einem Journalisten auf Twitter, sein Mandant erhoffe sich eine vollständige Aufklärung der Geschehnisse. "Wir hoffen, dass klargestellt wird, dass er nicht die treibende Kraft gewesen ist." Während sich Wilfried W. vor Gericht zeigte, versteckte sich Angelika W. hinter einem Aktenordner um nicht erkannt zu werden. Ihr Anwalt erzählte der Bild-Zeitung, es habe sich nicht vermeiden lassen, dass seine Mandantin in einer Reihe mit ihrem Ex-Mann gesessen habe. "Sie will sich weiterhin auf eine geständige Aussage einlassen." (mit dpa)

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