Höxter-Bosseborn: Hinter der Idylle
Immer noch herrscht Fassungslosigkeit in Höxter-Bosseborn. Weil die Nachbarn nichts geahnt haben, von Gewalt und Tod gleich nebenan. Doch an Merkwürdiges erinnern sich jetzt viele.
Der Bürgermeister spricht von einem Schock. Einem für die gesamte Region. Und einem, der „die ganze intakte Dorfgemeinschaft zerrissen hat“. Alexander Fischer, 52, Sozialdemokrat, sitzt mit verschränkten Beinen in seinem Amtszimmer hinterm Schreibtisch. Vor ihm liegen Zeitungsberichte, die ihn betroffen machen. Fischer sagt, die Bewohner von Höxter-Bosseborn seien arg verunsichert. Auch deshalb, weil sie nicht wissen, was noch alles kommen mag, ob die Polizei weitere Leichen findet. „Dieses Gefühl ist schwer zu ertragen.“ Und dann der Medienrummel. Reporter, Übertragungswagen und Kamerateams belagern den Saatweg, in dem das Gehöft steht, das jetzt bundesweit als „Horror-Haus“ bekannt ist. Der Ansturm habe dazu geführt, dass sich die Anwohner „zurückgeschlossen“ hätten, sagt der Bürgermeister. Was Höxter jetzt vor allem brauche, sei Ruhe.
Das Dorffest ist abgesagt. Der Heimatverein hat es in einer Sondersitzung so entschieden. „Blasmusik zu spielen, nach allem, was passiert ist, schien uns unangebracht“, sagt einer aus der Kapelle.
Es herrscht Fassungslosigkeit in Bosseborn. Und viele treibt eine Frage um: Wie konnte es geschehen, dass niemand etwas von dem Grauen mitbekommen hat? Mindestens sechs Frauen sollen Wilfried W. und Angelika B., die Bewohner des „Horror-Hauses“, in den vergangenen fünf Jahren per Kontaktanzeigen nach Bosseborn gelockt, diese dann gefoltert, geschlagen und misshandelt haben. Manche über Monate hinweg. Mindestens zwei ihrer Opfer überlebten die Torturen nicht. Hätte man das nicht merken müssen oder wenigstens ahnen? Gab es keine Indizien, dass hier zwei Menschen unbegreifbare Verbrechen begehen?
Bosseborn hat bloß eine Handvoll Straßen und gut 500 Einwohner. Ausgehen oder einkaufen kann man hier nicht, dafür muss man fünf Kilometer über Land fahren, durch Rapsfelder und Obstplantagen. Vor dem Grundstück am Saatweg 6 stehen vier Polizeiwagen, das Objekt wird rund um die Uhr überwacht. Beamte tragen Beweismaterial in Pappkartons aus Haus und Scheune. "Es ist eigentlich ganz schön hier zum Wohnen, aber es gibt ja nicht mal einen Bäcker", sagt ein Mann der Spurensicherung, dann zieht er sich seinen Tyvek-Anzug an und verschwindet hinter dem Absperrzaun. "Verrückte gibt es immer, überall", fügt er noch hinzu. In der Garage steht ein hellgrüner Mercedes, sauber, wie frisch gewaschen. Die Garage ist heruntergekommen, der Putz bröckelt von den Wänden, ein kleines Regal in der vorderen rechten Ecke.
Vor dem Grundstück am Saatweg 6 bleibt eine Gruppe junger Männer stehen. Sie sind extra aus dem Nachbarort gekommen, sie wollten das „Horror-Haus“ aus der Nähe sehen. Jetzt, da sie hier sind, erscheint es ihnen unspektakulär. „Schaut aus wie in der Zeitung, nur kleiner“, sagt einer aus der Gruppe. Die Schaulustigen seien am schlimmsten, sagt ein Nachbar. „Besonders am Wochenende fahren die alle zwei Minuten durch und fotografieren das Haus.“ Ein anderer erzählt, Freunde von ihm seien hier nachts hergefahren, sie hätten vorgehabt, durch den Polizei-Zaun zu gelangen und Fotos vor der Haustür zu machen. Aber vor dem Haus angekommen, hätten sie es sich dann doch anders überlegt. "Ist schon gruselig, was hier passiert ist."
Martin Temme hat ebenfalls eine Weile in dem Haus gewohnt, seine Winterreifen und ein paar Werkzeuge lagerte er bis vor Kurzem noch immer in dem Schuppen, den jetzt die Ermittler durchsuchen. Irgendwann haben er und seine Frau sich entschieden, ein paar Türen weiter zu ziehen. Jetzt wohnen sie 50 Meter Fußweg entfernt. Temmes Frau ist Teil einer Erbengemeinschaft, sie wuchs in dem Gehöft auf. Zu den schönen Erinnerungen an das Elternhaus ist nun eine fürchterliche hinzugekommen.
Nach ihrem Auszug vermieteten die Temmes das Haus. Mit jedem neuen Mieter verschlechterte sich der Zustand des Gebäudes, zuletzt waren sie froh, dass sich überhaupt noch jemand meldete. Das waren Wilfried W. und Angelika B.
Die beiden, heute 46 und 47 Jahre alt, waren damals verheiratet, gaben sich aber als Geschwister aus, und jeder im Ort glaubte es. Er sei der schüchterne Part dieses ohnehin zurückgezogenen Duos gewesen, sie der dominante, sagt Martin Temme. „Die Miete brachte sie immer persönlich in bar vorbei.“ Angelika B. habe dann stets behauptet, ihr Bruder sei ein zurückhaltender Typ. Als wolle sie etwaige Fragen bereits im Vorfeld abwehren.
Ein bisschen merkwürdig seien die W.s schon gewesen: „Die haben alle Fenster abgehängt, man konnte nie irgendwas sehen. Höchstens mal in der Küche.“ Gedacht habe sich dabei aber niemand etwas. „Alle schoben es auf die Schüchternheit.“
Die Anwohner wissen: Der Name Höxter wird auf Jahre untrennbar mit den beiden verbunden sein, so wie der Name Amstetten mit Josef Fritzl, wie Rothenburg mit dem Kannibalen Armin Meiwes, wie Niedergörsdorf mit dem mutmaßlichen Kindermörder Silvio S.
Dabei hatte sich Höxter doch gerade erst erholt, sagt Alexander Fischer, der Bürgermeister. 2005 war die Stadt nämlich schon einmal in den Schlagzeilen. Da explodierte im historischen Ortskern ein altes Fachwerkhaus, die Feuerwehr schrieb später in ihrem Bericht, es habe ausgesehen „wie auf den Bildern vom 11. September 2001 in New York“. Der Hausbesitzer hatte Streit mit den Mietern gehabt, in seiner Verzweiflung drehte er die Gasleitungen auf, verteilte 900 Liter Benzin in den Räumen und zündete es schließlich selbst an. Drei Menschen starben. Auch damals fragten sich manche, ob dieses Unglück nicht zu verhindern gewesen wäre, „Höxter hat Jahre gebraucht, um die Ereignisse zu verarbeiten“, sagt Alexander Fischer. Und er ahnt: Jetzt wird es kaum anders laufen. Zunächst einmal müsse den Kindern von Bosseborn erklärt werden, was geschehen ist. „Das ist jetzt Aufgabe von Eltern, Schulen und der Kirche.“
Was genau am Saatweg 6 geschehen ist, wissen auch die Erwachsenen nicht. Ein 88-jähriger Bauer, der direkt gegenüber wohnt, sagt, er habe die Namen der beiden erst aus der Presse erfahren. Und dass diese zwei Menschen ihm unheimlich waren. Wilfried W. habe ihm einmal tote Hühner aufs Grundstück geworfen, ein anderes Mal vier tote Schweine hingelegt. Anzeige hat der Nachbar nicht erstattet. Sein Sohn habe sich über Wilfried W. geärgert, aber der Bauer sagte: „Lass mal, nachher passiert noch was.“ Der Bauer ist froh, dass seine Nachbarn nun weg sind. Er hofft, dass sie nie zurückkommen werden. Als er das ausspricht, hat er Tränen im Gesicht. Das Veterinärsamt war mehrfach bei W.s. Im Jahre 2014 hatte es ein tierschutzrechtliches Verfahren wegen unzureichender Versorgung und Pflege gegeben. Die W.s mussten ihre damalige Nutztierhaltung von 2 Schweinen, 2 Ziegen, 25 Hühnern und 7 Gänsen selbst auflösen. Das Veterinärsamt kann keine Angaben dazu machen, was genau nach dem Verfahren mit den Tieren geschehen ist.
Es gibt noch mehr Geschichten über merkwürdige Vorfälle. Martin Temme, der Vermieter, erinnert sich an einen Abend, an dem Wilfried W. nach 22 Uhr noch ziemlichen Krach gemacht habe. Ein anderer Nachbar sei hingegangen und habe sich beschwert. Daraufhin habe W. den Mann gewürgt. „Der ist dem richtig an die Gurgel gegangen“, sagt Temme. Ein anderes Mal habe jemand die Dogge des Pärchens aus dem zweiten Stock geworfen, durch das geschlossene Fenster.
Eine Nachbarin kann im Nachhinein selbst nicht recht begreifen, wie das Unbegreifliche direkt vor ihren Augen stattfinden konnte. Kurz nach ihrem Einzug bat Angelika B. um Heu für die Tiere. Einmal pro Woche kam sie dann zur Nachbarin und holte sich etwas ab, geredet wurde wenig. Der Nachbarin waren jedoch die starken Verbrennung am Oberarm der Frau aufgefallen. Man konnte fast die Knochen sehen, die Frau habe sich kaum bewegen können. „Sie sagte, sie habe sich mit dem Wasserkocher verbrannt.“ Diese Geschichte erzählte Angelika B. später auch der Polizei, nachdem man sie verhaftet hatte. Inzwischen behauptet sie, Wilfried W. habe sie 2011 auf dem Boden fixiert und den Arm mit 70 Grad heißem Wasser aus der Dusche verbrüht. "Aber ich hab gedacht, die seien nett. Sie hatten ja auch Tiere", sagt die Nachbarin.
"Aber wir sind doch kein Horror-Dorf, wie es jetzt überall steht, sogar in den Zeitungen in China", sagt dann die Nachbarin plötzlich. Tagelang hätten Journalisten ihr Haus belagert. "Die von der Bild-Zeitung waren besonders schlimm". Mehrfach hätte die Frau gesagt, nicht gefilmt werden zu wollen und trotzdem hätten sie weiter die Kamera auf sie gerichtet und seien ihr zudem einfach ins Haus gefolgt. Es sei doch nicht so schlimm, sie solle sich nicht so anstellen, hätten die Reporter gesagt.
Dann erzählt die Frau weiter, von einer Hochzeit, die irgendwann einmal stattgefunden habe: Wilfried W. soll geheiratet haben, seine "Schwester" Angelika B. sei auch dabei gewesen. Und etwa zehn andere Leute, schick angezogen seien sie den Saatweg heruntergelaufen. Das muss 2013 gewesen sein. Das spätere Todesopfer Annika W. heiratete ihren späteren Peiniger Wilfried W. in diesem Jahr und zog in das Haus nach Höxter. Angelika B., seit 2011 (also kurz nach dem Umzug nach Höxter) mit Wilfried W. geschieden, wohnte immer noch im Haus.
Wilfried W. und Angelika B. haben jahrelang Annoncen in ganz Deutschland geschaltet, zudem in Tschechien und Spanien, in Zeitungen sowie online. In der Geschäftsstelle eines örtlichen Anzeigenblatts erinnert man sich sehr gut an die Besuche der zwei. Die große, robuste Frau mit den schulterlangen Haaren habe sehr dominant gewirkt, er hingegen nie gesprochen. Manchmal wartete er vorm Eingang. Angelika B. verfasste die Texte für die Anzeigen, in denen Wilfried W. eine Partnerin suchte, direkt in der Geschäftsstelle. 2014 war dann die Polizei in der Geschäftsstelle und wollte die Anzeigen sehen, die nicht länger als drei Monate aufbewahrt werden. Wilfried W. habe einer Frau das Tablet geklaut, sagten die Beamten. Von da an nahm das Anzeigenblatt keine Anzeigen von Angelika B. mehr entgegen. Trotzdem sei Angelika B. immer wieder gekommen und habe es versucht. Am 21.04.2016 lässt man sie dann noch eine Kleinanzeige aufgeben: Es geht um den Verkauf von Legehennen und einem Gänsepaar. Sie gibt die Anzeige unter ihrem Vornamen aber mit dem Nachnamen ihres geschiedenen Mannes Wilfried auf. Am 28.April 2016, nach Verhaftung des Paares, nimmt das Veterinärsamt 13 Hühner, 4 Gänse und 1 Katze in Obhut.
Vermutlich sind noch längst nicht alle Frauen ausfindig gemacht, die auf die Kontaktanzeigen des Paares reagiert haben. Vielleicht wollen einige ihre Qualen einfach hinter sich lassen, vergessen. Manche Frauen wurden zusätzlich um große Geldsummen gebracht, insgesamt sprechen die Ermittler laut "Der Spiegel" von mehr als 100 000 Euro.
Bettina Ranne* hat Glück gehabt. Sie ist nicht in die Falle getappt, doch es hätte nicht viel gefehlt. Am Telefon erzählt sie ihre Geschichte.
Kennengelernt hat sie Wilfried W. über eine Online-Dating-Plattform. Zwei Wochen lang schrieben sie sich und telefonierten miteinander. Er sei sehr nett gewesen. Aber er habe übertrieben schnell auf ein Treffen gepocht und sie mehrfach eingeladen, ihn zu besuchen, sagt Bettina Ranne. Schließlich stimmte sie einer Begegnung zu - doch er solle zu ihr kommen, in die Nähe von Fulda. Das Treffen war für 20 Uhr angesetzt. Er kam mit dreieinhalb Stunden Verspätung. Angelika B. wartete draußen im Wagen. Er selbst besitze keinen Führerschein, daher müsse ihn seine Schwester fahren, erklärte der Mann. Wie die Polizei in einer Pressemitteilung mitteilte, war Wilfried W. auch eine Zeitlang als Gebrauchtwagenhändler tätig. Das Paar soll die Opfer im Kofferraum eines Wagens ganze Nächte lang herumgefahren haben und auch so gelegentlich die Einkäufe erledigt haben.
„Er war zu jeder Zeit höflich, er war korrekt“, sagt Ranne. Mehrfach rief er bei seiner vermeintlichen Schwester an, bloß um mitzuteilen, dass alles in Ordnung sei. Im Wohnzimmer tranken sie Kaffee, er zeigte Fotos von einer Waldhütte - dorthin würde er sie gerne mal mitnehmen. Bettina Ranne erinnert sich, dass auf dem Foto Autos ohne Kennzeichen zu sehen waren. Auf einem weiteren Bild zeigte er ihr einen umgebauten Krankenwagen. Dann holte er drei Ringe aus der Tasche - angeblich von seinen ehemaligen Freundinnen. Bettina Ranne solle mal probieren, ob ihr einer davon passe. Ein Heiratsantrag beim ersten Treffen! Ranne lehnte ab, da sei Wilfried W. etwas „komisch“ geworden, auch leicht aggressiv. Die Ringe ließ er auf dem Tisch liegen. Sie könne es sich ja nochmal überlegen.
In den nächsten Tagen meldete er sich mehrfach, er sagte: „Du bist die Richtige für mich.“ Später rief auch seine angebliche Schwester an. Sie habe geschimpft: Ihr Bruder und sie seien extra die lange Strecke gefahren, mit einem Leihwagen. Ob Ranne sich denn nicht schämen würde, den Bruder so einfach weggeschickt zu haben. Ranne sagt, Angelika B. habe erheblichen Druck auf sie ausgeübt. Wenn sie einmal keine Zeit hatte, ans Handy zu gehen oder auf eine SMS von Wilfried W. zu antworten, etwa während der Arbeit, sei sie später von der Schwester angerufen worden. Sie habe gefälligst immer für den Bruder da zu sein, wenn dieser etwas von ihr wolle. Außerdem solle sie die Ringe persönlich vorbeibringen: „Wenn die nicht bald zurückkommen - wir wissen, wo du wohnst.“ Bettina Ranne schickte sie mit der Post, dann war Ruhe.
Zwei Jahre später beantwortete sie eine Freundschaftsanfrage von Wilfried W. auf Facebook. Er schrieb wieder, sie sei „die Richtige“ für ihn.
Zumindest mit einem seiner Opfer zeigte sich Wilfried W. in der Öffentlichkeit: Mit Annika W. spazierte er mehrfach händchenhaltend durch Bosseborn. 2013 hat er sie geheiratet, die Leute im Dorf freuten sich, dass der schüchterne Mann doch noch eine Frau gefunden habe. Dass ihr Arm ständig in Alufolie eingewickelt gewesen sein soll, hat niemanden verwundert. Dass Annika W. geschlagen und an die Heizung gekettet wurde, ahnte niemand.
Vermutlich wurde Annika W. das erste Opfer des Pärchens. Sie sollen ihre Leiche eingefroren, zersägt und im Kamin verbrannt haben. Die Asche haben sie, so hat es Angelika B. bei ihrer Vernehmung dargestellt, im Winter mit Granulat vermengt als Streu auf der schneebedeckten Straße verteilt. Ihr Anwalt sagt, Angelika B. habe den Tathergang gegenüber der Polizei so sachlich und unbeteiligt beschrieben, als spreche sie über das Braten eines Schnitzels. Sie hat diverse Folterungen gestanden, belastet aber auch Wilfried W. Der bestreitet bisher jede Tatbeteiligung.
In diversen Medien war es zu Zweifeln an den Aussagen von Angelika B. gekommen, sie habe eine vollständige Leiche in einem Hauskamin verbrannt. Auch die Nachbarn meinen, dies sei "unvorstellbar und nicht möglich". Ein Experte von einem der größten Krematorien in Deutschland hält es für "nicht unmöglich". In einem Krematorium gibt es spezielle Öfen, die bis zu 950 Grad heiß werden, die Verbrennung dauert weniger als eine Stunde. Angelika B. müsse die Leiche in sehr kleinen Teilen in dem Kamin verbrannt haben. "Dies dauert bei der schwachen Hitze sehr lange, mehrere Wochen vermutlich", so der Experte. Knochen verbrennen nicht, werden aber durch die Hitze so porös, dass sie leicht zu zermahlen sind.
Ermittler glauben, dass die Serie an Misshandlungen weitergegangen wäre. Hätten sie nicht vor vier Wochen versucht, eine schwer verletzte Frau, ihr letztes Opfer, mit dem Auto in deren Wohnung zu bringen. Der Wagen hatte einen Motorschaden, Wilfried W. rief den Rettungswagen, die Frau starb in der Klinik. Bei der Obduktion stellten Rechtsmediziner fest, dass die Frau an den Folgen stumpfer Gewalt gegen den Kopf gestorben war.
Nach der Festnahme der beiden meldete sich unter anderem eine Frau aus dem Großraum Berlin bei der Polizei. Die 51-Jährige sagt, sie sei monatelang in besagtem Haus gequält worden, bevor das Paar sie im März 2012 mit schweren Verletzungen in einen Zug zurück nach Berlin setzte. Ihr sei Gewalt angedroht worden für den Fall, dass sie Anzeige erstatte.
Alle paar Tage werden neue Horrorgeschichten bekannt. Und mit jeder wird der Selbstzweifel der Bewohner, die Frage, warum niemandem etwas aufgefallen ist, drängender. Wie will man es da übelnehmen, wenn manche es mit radikaler Verdrängung versuchen: „Ich komme gar nicht von hier, bin nur auf der Durchreise“, sagt ein Mann, während er Unkraut in seinem Vorgarten jätet.
Martin Temme ist anders. Das Haus, in dem das Grauen passierte, werden seine Frau und er nicht neu vermieten. Das Gebäude soll abgerissen werden, an der Stelle soll künftig ein Kreuz stehen, das an die getöteten und misshandelten Frauen erinnere. Wie viele dort gelitten haben, wird vielleicht nie herausgefunden.
* Name geändert