Fast 30 Millionen ausländische Feriengäste in Spanien: An den Strand nur mit Reservierung
Viele spanische Urlaubsziele sind überfüllt – nun soll mancherorts der Küstenzugang durch Online-Reservierung und "Touristenlimits" begrenzt werden.
Spaniens Tourismus boomt wie noch nie: Immer mehr Urlauber strömen ins Königreich. Mehr als 29 Millionen ausländische Feriengäste kamen bereits in den ersten sechs Monaten, das entspricht einem Wachstum von vier Prozent. Bis Jahresende könnten es annähernd 70 Millionen Touristen werden – ein Rekord und zugleich ein Problem. Denn die meisten reisen im Sommer an, um sich an den mehr als 2000 Stränden zu erholen, an denen es immer enger wird: Vielerorts drängeln sich die Badegäste im Sand wie Sardinen in der Dose.
Von 20.000 Besuchern darf nur noch jeder vierte an den Strand
Viele beliebte Urlaubsziele wie die Costa Brava, Mallorca, die Kanarischen Inseln oder die Costa del Sol sind in diesem Sommer praktisch ausgebucht. Die Hoteliers freuen sich, aber zugleich leidet unter dem Touristenstrom die Umwelt. Zum Beispiel am berühmten Atlantikstrand As Catedrais (Die Kathedralen) im nordspanischen Galicien, wo sich an Ferientagen zuletzt 20000 Menschen ballten. Dort wurde der Besuch limitiert. Strandfans müssen dort nun ihren Platz an der Sonne online auf der Internetseite www.ascatedrais.com reservieren. Maximal 4812 Badegäste sind pro Tag erlaubt. Auch an anderen Traumstränden wie etwa an der bekannten Playa de ses Illetes auf der Baleareninsel Formentera wird über eine Beschränkung des Küstenzugangs nachgedacht. Zudem überlegt man auf Formentera, wo es angesichts der Touristenmassen zunehmend Probleme mit Trinkwasser, Müllabfuhr und Verkehrsstaus gibt, von allen mit der Fähre ankommenden Autofahrern eine Straßenmaut zu verlangen.
Auf den Kanarischen Inseln, die im vergangenen Jahr ein Urlauber-Wachstum von acht Prozent verzeichneten, wollen die Politiker derweil ein „Touristenlimit“ festlegen. Annähernd 11,5 Millionen internationale Urlauber pro Jahr, von denen die meisten auf die Hauptinseln Teneriffa und Gran Canaria kommen, seien genug, befindet Kanaren-Regierungschef Fernando Clavijo Batlle, der mit seiner bürgerlichen Partei Coalición Canaria hier die Geschicke bestimmt. „Wir müssen eine Grenze festlegen, die für unsere Umwelt verträglich ist.“
Auch auf Mallorca, der Lieblingsinsel der Deutschen, glaubt man, dass der Tourismus begrenzt werden sollte. „Wir wollen besseren, aber nicht noch mehr Tourismus“, legte die dortige Mitte-links-Regierung die neue Marschroute Richtung Qualitätstourismus auf den Inseln fest. Balearen-Wirtschaftsminister Biel Barceló: „Unsere Kapazität im Sommer ist total ausgeschöpft.“