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Im August brachte die Staatsanwaltschaft Pennsylvania einen Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ans Licht.
© AFP/Justin Sullivan

Illinois: 690 katholische Geistliche sollen Kinder missbraucht haben

Im US-Staat Pennsylvania soll die katholische Kirche Missbrauchsfälle vertuscht haben. Die Staatsanwältin beklagt mangelnden Willen zur Aufklärung.

Im US-Bundesstaat Illinois sollen sich fast 700 katholische Geistliche an Kindern vergangen haben. Diese Zahl gab Staatsanwältin Lisa Madigan am Mittwoch bekannt. Die katholische Kirche selbst hatte die Zahl der Priester und anderen Geistlichen in dem Bundesstaat, gegen die glaubhafte Missbrauchsvorwürfe vorliegen, mit 185 angegeben.

Madigan sagte nun aber, in seit August laufenden Ermittlungen seien Vorwürfe gegen mehr als 500 weitere Geistliche aufgedeckt worden. Damit stieg die Zahl auf 690. Die katholische Kirche habe die Vorwürfe nicht "gründlich" untersucht, sagte die Staatsanwältin. Sie habe damit gegen ihre "moralische Verpflichtung" verstoßen, die gesamte Wahrheit über "sexuell unangebrachtes Verhalten" ihrer Priester in dem Bundesstaat ans Licht zu bringen.

Die Ermittlungen in Illinois folgen auf den großangelegten Missbrauchsskandal, den die Staatsanwaltschaft des US-Staats Pennsylvania in der dortigen katholischen Kirche im August offengelegt hatte. Ihrem Bericht zufolge hatten sich mehr als 300 Priester in den vergangenen 70 Jahren an mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen vergangen. Die Kirchenoberen hatten nach Überzeugung der Ermittler trotz Kenntnis der Vorgänge teils nicht durchgegriffen oder Vorfälle sogar vertuscht. Die meisten Fälle sind strafrechtlich verjährt.

Ihr vorläufiger Untersuchungsbericht zeige, dass die katholische Kirche in Illinois sich nicht selbst beaufsichtigen könne, sagte Madigan. Die Diözesen hätten für gewöhnlich gesagt, zum Zeitpunkt der Anschuldigungen seien die Priester entweder schon tot gewesen oder hätten ihr Amt nicht mehr ausgeübt. Deshalb sei es zu keinen Ermittlungen gekommen.

Der Kardinal der in Illinois gelegenen Metropole Chicago, Blase Cupich, drückte in einer Mitteilung sein tiefes Bedauern darüber aus, dass die Kirche damit gescheitert sei, die „Geißel des sexuellen Missbrauchs“ seitens Geistlicher anzugehen. Seine Erklärung druckte die Zeitung „Chicago Tribune“.

Die katholische Kirche in den USA ist in den vergangenen Jahren von einer Reihe von Missbrauchsfällen erschüttert worden. Immer wieder wurden die Vergehen der Priester vertuscht. (AFP, dpa)

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