US-Jugendeinrichtung in Michigan: 16-Jähriger Schwarzer stirbt nach Fixierung
Mehrere Männer sollen einen Jungen in einer Einrichtung in Michigan an den Boden gedrückt haben. Der Teenager stirbt. Sein Anwalt veröffentlicht jetzt Videos.
Zwei Dutzend Teenager schauen während des Mittagessens diese Szene mit an: Der 16-Jährige Cornelius Fredericks wirft mit einem Sandwich, daraufhin wird er von Aufsehern niedergerungen. Zwischenzeitlich sitzen bis zu acht Männern auf ihm - für mehr als zehn Minuten. Als sie von ihm ablassen und ihn versuchen aufzurichten, fällt der Junge wieder zu Boden. Eine Frau beginnt mit einer Herzmassage - vergebens. Fredricks stirbt zwei Tage später im Krankenhaus.
Zwei Videos der Geschehnisse vom 29. April 2020 in einer Jugendeinrichtung im US-Bundestaat Michigan kursieren im Internet und sorgen für Empörung. Sie wurden von Geoffrey Fieger veröffentlicht, der den Nachlass des Jungen vertritt. Nach Aussage von Fieger soll Fredericks, ein schwarzer Junge, geschrien haben, dass er keine Luft mehr kriege. Einer ersten Autopsie zufolge starb der 16-Jährige durch Ersticken.
Das Luftabdrücken sei, so der Anwalt, eine übliche Art der Disziplinierung in der Einrichtung gewesen, in der Fredericks mit etwa 125 anderen Jugendlichen, in Kalamazoo gewohnt hatte. Der Junge lebte dort, seit seine Mutter verstarb. Die Lakeside Academy schreibt sich selbst auf die Fahne, spezielle Programme für Jugendliche mit auffälligem Verhalten anzubieten.
„Das Video ist zwar furchtbar, aber anschaulich“, sagte Fieger während einer virtuellen Pressekonferenz, auf der er 13 Minuten des Filmmaterials abspielte. „Es scheint jedoch, als seien Teile des Videos gelöscht worden.“ Er habe noch nicht feststellen können, ob die Lakeside Academy für das fehlende Filmmaterial verantwortlich sei.
Tat erinnert an Tod von George Floyd
Zwei Mitarbeiter der Einrichtung wurden entlassen und wegen fahrlässiger Tötung und Kindesmisshandlung angeklagt. Auch eine Pflegerin muss sich vor Gericht verantworten. Fieger fordert, auch andere Beteiligte anzuklagen. In dem Video sei klar zu erkennen, dass es sich um mehr als drei Täter gehandelt habe.
Fredricks' Name tauchte bereits im Zusammenhang mit Protesten auf, die durch die Ermordung von George Floyd in Minneapolis ausgelöst wurden. Floyd starb im vergangenen Monat, als ein Polizeibeamter auf seinem Hals kniete. Er hatte wiederholt darauf hingewiesen, keine Luft zu bekommen.