zum Hauptinhalt
Der Sumatra-Tiger ist vom Aussterben bedroht.
© imago/Nature Picture Library

Berliner Schnauzen: Nachwuchs bei den Sumatra-Tigern

Sie sind jetzt drei Monate alt und haben Glück, im Tierpark geboren zu sein. In der Natur haben es Wilderer und Händler auf die Raubkatzen abgesehen.

Sie werden jetzt bald rauskommen, die vier Süßen. Raus aus ihrer Höhle. Haben dann ihre Augen geöffnet, können auch hören und werden wohl staunen, dass das Leben noch mehr zu bieten hat als nur das Kuscheln mit Mutter Mayang. Die hat zum ersten Mal entbunden – und dann gleich Vierlinge, zwei Mädchen, zwei Jungen. „Mööönsch“, könnte sie voller Stolz sagen, „die anderen Jungmütter schaffen vielleicht zwei Kleine, icke aber vier.“ Womöglich ist sie auch ein bisschen stolz auf Vater Harfarn, der hat ganze Arbeit geleistet, nachdem sich Mayang lange zierte oder zumindest kein von Menschen erkennbares Zeichen von Rolligkeit gab.

Sie sind jetzt drei Monate alt, die Kleinen, und wissen ja nichts von ihrem immensen Glück, hier im Tierpark geboren zu sein. Zwar können sie schon kräftig zubeißen und heftig kratzen und schlagen, und man sollte ihnen nicht zu nahe kommen, weil das leicht tödlich enden könnte. Aber draußen in der südostasiatischen Heimat der Eltern hätten sie kaum Chancen auf ein sorgloses Leben. Der Sumatra-Tiger, die kleinste aller Tigerarten, mit seiner schönen engen Streifung und seiner intensiven rotbraunen Färbung ist den Palmen im Weg. Der tropische Regenwald muss weg, meint Mensch, Ölpalm-Plantagen müssen her für den europäischen und amerikanischen Markt. Dieses verfluchte Palmöl, das in Schokoriegeln, Seifen, Tomatensuppen, Cremes und vielen anderen Produkten steckt! Mag ja sein, dass „Mars“ mobil macht bei Arbeit, Sport und Spiel, ganz sicher aber macht „Mars“ mobil gegen den Tiger. Und dann ist da noch der asiatische Medizinmarkt, der voller Aberglauben steckt – auch daran, sich die Kraft des Tiers zunutze machen zu können. Kurz: Der Sumatra-Tiger ist vom Aussterben bedroht.

Der Tiger steht am Ende der Nahrungskette

In der Natur gibt es nur noch 450 Tiere, ständig auf der Hut vor Wilderern, die ihnen mit Drahtschlingen ans Fell, an die Knochen, die Krallen wollen, sie dann ausschlachten bis zum Gehtnichtmehr. Gerade erst hat China den Handel legalisiert, da helfen die 26 Millionen Euro, die europäische Zoos jährlich für Artenschutz ausgeben, um etwa Anti-Wilderer-Einheiten aufzubauen, nicht viel.

Unsere vier Neuankömmlinge sind eine von zahlreichen Erhaltungsschutzzuchten, und Angst vor der Auswilderung müssen sie nicht haben. Solche Versuche zur Renaturalisierung gebe es zwar, wie Kurator Christian Kern berichtet, aber sie seien schwierig, weil die an Menschen gewöhnten Tiere eben nie lernten, wie man die angeborene Kunst des Jagens und Schlagens anwendet.

Der Tiger steht am Ende der Nahrungskette, hat niemanden im Tierreich zu fürchten. Seine Jagderfolge sind ein natürliches Regulativ. Vergleichen wir es mit dem Grunewald. Gäbe es dort noch Bären und Wölfe, wäre die Anzahl der Wildschweine stark dezimiert. Gut, der Spaziergänger, Jogger oder Hunde-Ausläufer wünscht sich andererseits auch keinen Bären und keinen Wolf ...

Die Lichtenberger Tiger müssen jedenfalls nicht schlagen, die bekommen Rind, Huhn, Meerschweinchen, auch mal ein Schafbein, an dessen Knochen sie ihre rauen Zungen trainieren können. Dann geht es ihnen gut. Bald werden sie von den Besuchern als süß betrachtet – und später dann voller Ehrfurcht. Willkommen, ihr Kleinen!

Sumatra-Tiger im Tierpark

Lebenserwartung:  In Obhut bis zu 23 Jahre, sonst 15

Interessanter Nachbar: Java-Leopard, Hinterindischer Tiger

Zur Startseite