Berliner Imbisse im Test: Nachts bei McDonald's: Wo sind all die Assis hin?
Seit wann hat McDonald’s mit Genuss zu tun? Stinken muss es hier, nach Fischmac und nach Teenieschweiß!
Was ist das nur für eine Welt, in der man sich bei McDonald’s wohl fühlt? Zumal nachts um zwei, zumal am Bahnhof Zoo. Stinken muss es hier, nach Fischmac und Teenieschweiß, Barbecue-Soße hat den Boden zu beschichten, ausrutschen muss man auf aus Cheeseburgern geglitschten Essiggurken. Ungewaschene Gestalten haben, Plastiktüten zu Füßen, Stunden über einem Milkshake Erdbeere zuzubringen.
Das findet auch eine junge Frau, die sehnsüchtig von den Terrassen am Zoo hinüberblickt auf das Hochhaus, in dem der angemessen schmuddelige McDonald’s, Berlins ältester, ihr einst Jugend bedeutete, bevor er sich hier, mit direktem Zugang zu den S-Bahn-Gleisen, als „Restaurant der Zukunft“ aufzuspielen begann. Mit Ledersitzgruppen, echten Holztischen, Muschelkalkwänden.
Bevor er Ende 2016 endlose Schlangen gegen Bestellautomaten eintauschte (zwei Minuten dauert es vom Entscheiden übers Mit-Karte-Zahlen, Wartenummer-Erhalten bis zum Menü), bevor er Stapel klebriger Tabletts durch Monitore ersetzte, die allen Ernstes interessante Nachrichten abspielen. Bevor sich hier nachts die bezopften Mädels vom Turnverein Mögglingen satt aßen, weil die Salate wirklich knackig schmecken und der Fruchtquark tatsächlich wenig Kalorien hat. Und bevor gut angezogene Typen Bücher – ja, Bücher – herauszogen, Asiatinnen mit Laptops Coworkingspacegefühle verbreiteten und Paare sich gern das Hotel sparten, um hier auf ihren Rückflug nach Paris zu warten. Wo sind all die Assis hin?
White Chocolate, welch Engelsgetränk!
„Das war meine Anlaufstelle“, jammert die junge Frau, der Himmel überm Hardenbergplatz weint solidarisch mit. Sie erzählt weiter aus der fernen Zeit, bevor über mangogelben (zugegeben fluffigen) Donuts, Goethe-Zitate prangten: „Kein Genuss ist vorübergehend, denn der Eindruck, den er hinterlässt, bleibt.“ Seit wann hat McDonald’s mit Genuss zu tun? Seit White Chocolate! Welch Engelsgetränk! Wie wunderbar zart kann Fortschritt schmecken! (Psst, aber: Die Chicken McNuggets tauchen sich unverändert saftig in fruchtige Soße, der Big Mac will, dass man wohlig schmatzt.)
Letzter Versuch: Die Toilettentür öffnet sich mit einem Code, den nur der Kassenzettel verrät. Auch hier glänzt es silbersauber. Es riecht nach ... Seife. Halt! Da! Zwei grobe Füße in weißen Plastiklatschen lugen aus einer Kabine hervor. Ein Schnarchen dröhnt durch den Raum. Geht doch!
Adresse Hardenbergplatz 2-4, 10623 Berlin
Im Netz mcdonalds.de
Geöffnet 24 Stunden
Kontrastprogramm Grace Bar, Kürfürstendamm 25