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Kurfürstendamm 25. Das "Hotel Zoo" wurde umfassend renoviert und im November 2014 wiedereröffnet.
© Thilo Rückeis

Hotel Zoo: Nächtigen, wie einst Erich Kästner

In den 20ern wurde hier Charleston getanzt, in den 60ern kamen Romy Schneider und Grace Kelly. Das "Hotel Zoo" ist ein Stück Berliner Geschichte.

Zitternd kippt er noch einen Espresso, zückt ein silbernes Etui und verabschiedet sich nach draußen, um die vom Kaffee erschütterten Nerven mit einer Zigarette zu beruhigen. So, sagt die Kellnerin, nachdem sie ihm das Einstecktuch justiert und in den Mantel mit Pelz geholfen hat, gehe das jeden Abend, 18 Uhr, seine Zeit.

Der Mann, hier im Literaturhaus an der Fasanenstraße, wenige Meter vom Ku’damm entfernt, ist ein jüdischer Fotograf und hat Berlin erlebt, als diese Gegend noch dessen Zentrum war, als die Stadt nicht für Elektroclubs, Start-ups und Bier-Bikes bekannt war. Und als Erich Kästner sich in diesen Straßen zum Schreiben und Flirten niederließ, im „Romanischen Café“, dort, wo heute das Europa-Center steht.

Schnell einen Käsekuchen auf Kästner essen, sich in der Literaturhandlung von der depressiven Buchhändlerin eines seiner Werke empfehlen lassen, mit dem Fotografen über Smartphones schimpfen, dann verschwinden in der Nummer 25 des Ku’damms, zwischen Apple–Store und Aveda-Duft, um Kästner näherzukommen.

Was hätte Kästner zu dem Nagellack aus der Minibar gesagt?

Das „Hotel Zoo“ hieß einst „Hotel am Zoo“, wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. In den 20ern wurde hier Charleston getanzt, während der Zucker in die Absinth-Gläser tropfte, ab 1955 war es VIP-Hotel der Berliner Filmfestspiele. Grace Kelly, Romy Schneider haben hier gewohnt und davor Joseph Roth und eben auch Kästner.

Das "Hotel Zoo" hieß früher "Hotel am Zoo" und wurde in den 1950er Jahren zum VIP-Hotel der Berliner Filmfestspiele.
Das "Hotel Zoo" hieß früher "Hotel am Zoo" und wurde in den 1950er Jahren zum VIP-Hotel der Berliner Filmfestspiele.
© promo

Erschöpft also ankommen, mit papiernen Tüten voller Souvenirs von diesem Ausflug in eine andere Zeit, ohne Tinder und Sankt Oberholz, vorbei an der goldgepuderten Backsteinwand, an der gigantischen Tür aus Walnussholz, die einen denken lässt, man sei Alice im Wunderland, hinein in den Aufzug, aus dessen Spiegel es blitzlichtgewittert wie für einen Filmstar, wenn man einen der Knöpfe drückt. Hinein in eines von 144 Zimmern, unter 3,80 Meter hohe Decken und grüne Samtvorhänge.

Hätte Kästner Wert auf das pinke Plastiksäckchen neben dem Waschbecken gelegt? „Stay Sexy & Detox“ steht darauf. Darin befindet sich ein Pflaster, das man sich nachts zum Entschlacken an die Fußsohlen kleben soll. Was hätte er gesagt zu dem Nagellack aus der Minibar? Jadegrün wie der Teppich mit den schleichenden Leoparden im Eingang des Hotels, den Diane von Fürstenberg entworfen hat.

Sich jetzt auf das gigantische Bett fallen lassen, das Buch „Hugo Boss: The Anatomy of the Perfect Suit“ zur Seite wischen, Champagner in eines der Kristallgläser gießen und Kästners „Fabian“ aus der Papiertüte ziehen. Hätte Kästner sechs Kissen gebraucht? Unbedingt!

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