Nachhaltige Mode: Mit Öko kann man sich schmücken
Wenn sogar Luxusmarken nachhaltig werden, ist Öko-Mode wohl auf dem besten Weg zum neuen Image. Das merken auch Pioniere wie Armedangels.
Auch Luxus-Marken wie Louis Vuitton oder Christian Dior können Öko. Während ihrer Presse-Tour zum Film „Die Schöne und das Biest“ trug die Schauspielerin Emma Watson ausschließlich nachhaltig produzierte Mode. Der Stoff für ihr Louis-Vuitton-Kleid bestand aus einem Stoff, der aus recycelten Plastikflaschen hergestellt worden war. Die Organza-Robe von Dior, die sie bei der Premiere in New York trug, war aus organischer Seide. Auch der französische Luxusgüterkonzern Kering, zu dem Marken wie Saint Laurent, Gucci und Balenciaga gehören, hat sich zum Ziel gesetzt, die Produktionsabläufe transparenter zu machen und bis 2025 komplett zurückverfolgen zu können, woher die verwendeten Materialien bezogen werden.
Nachhaltigkeit ist immer noch kein Kaufkriterium
„Schön und gut“ könnte der Leitspruch für diesen Wandel innerhalb der Mode lauten. Doch Nachhaltigkeit sei noch immer kein Kaufkriterium, sagt Martin Höfeler vom umweltfreundlichen Modelabel Armedangels. „Unsere Produkte müssen so verarbeitet sein, dass der Kunde sie wegen der Ästhetik und der Qualität haben möchte. Beim nächsten Kauf fließt dann vielleicht der Nachhaltigkeitsaspekt mit in die Entscheidung ein.“
Seit zehn Jahren lässt ihn diese Idee nicht mehr los. 2007 gründete er gemeinsam mit Anton Jurina Armedangels, wie er BWL-Student: eine Wohngemeinschaft in Köln, viele bedruckte Shirts aus Biobaumwolle. Heute ist Armedangels eine der bekanntesten fairen Modemarken Deutschlands. Das Unternehmen hat 65 Mitarbeiter. Martin Höfeler leitet es inzwischen allein. Das Label setzt auf zeitlose Basics und Kleidungsstücke, die nichts mit dem Öko-Klischee von grünen Pumphosen zu tun haben. Falls man im Jahr 2017 überhaupt noch von diesem Klischee sprechen kann.
Martin Höfeler kann den Wandel an Zahlen ablesen. 2016 war das bisher umsatzstärkste Jahr für Armedangels. „Es gibt ein höheres Bewusstsein dafür, dass die Modeindustrie eine der Industrien ist, die die Welt am meisten mit kaputt machen“, sagt er.
Da kommt Nachhaltigkeit natürlich an. Das wissen auch große Modeketten wie Zara. Vergangenen Herbst hat das Unternehmen seine umweltfreundliche Linie „Join Life – Sustainable Collection“ auf den Markt gebracht, Mango zog im März mit der „Commited“-Kollektion nach. H&M produziert seit 2011 in viel größerem Umfang die „Conscious“-Linie.
Wer Öko will, dem sind bei der Kreativität Grenzen gesetzt
Ansprechendes Design mit fairen Arbeitsbedingungen und umweltfreundlichen Materialien zu vereinen, bleibt nach wie vor eine Herausforderung. Natürlich gibt es nicht jeden Stoff, jede Farbe und jeden Knopf in der nachhaltigen Variante. „Man muss lernen, dass der Kreativität Grenzen gesetzt sind. Aber innerhalb dieser Grenzen lässt es sich arbeiten“, sagt Martin Höfeler.
Julia Muthig hat 2013 ihr faires Label Lillika Eden in Berlin gegründet und kennt diese Grenzen nur zu gut. „Mittlerweile sind die Hersteller nachhaltiger Stoffe aber viel modischer geworden“, findet sie. Die Designerin arbeitet besonders gerne mit Drucken und überwiegend mit Biobaumwolle. Gerade näht sie eine Mini-Version des grafisch gemusterten Blazers, den sie selbst so gern trägt. Ein Kunde hat ihn für sein Kind in Auftrag gegeben. Auf Wunsch fertigt Julia Muthig alles in nachhaltig – auch Braut- und Abendmode. Seit Neuestem entwirft sie auch für Männer.
Besonders in Berlin haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr nachhaltige Labels gegründet. Während etablierte faire Unternehmen wie Armedangels oder Hessnatur nach wie vor Wolle verwenden, setzen viele junge Designer auf Kleidung, die ganz ohne tierische Materialien auskommt. Das junge Berliner Label Myrka Studios hat gerade seine erste Kollektion herausgebracht. Die Entwürfe sind minimalistisch, nachhaltig, schadstofffrei und dazu noch vegan. Selbst das Klebeband für die Versandkartons ist aus recyceltem Plastik.
Nicht nur Biobaumwolle und Polyester aus PET-Flaschen haben die Myrka-Studios-Gründerinnen Lydia Hersberger und Lia Bernard verarbeitet, Teil der Kollektion ist auch eine Handtasche aus Kork. Das Material dient als Lederersatz. Vergangenen Winter hatte das Label bereits Handschuhe aus Kork angeboten. In Zukunft möchten die Designerinnen auch mit anderen innovativen Materialien arbeiten, etwa mit Pinatex, das aus Ananas-Blättern hergestellt wird, oder SeaCell, eine Faser aus Cellulose und Algen.
Für die Gründerinnen gibt der Nachhaltigkeitsaspekt ihrer Mode einen Sinn, sagen sie. „Wir wollen Teil der Bewegung sein, die es schafft, in unserer Gesellschaft etwas zu verändern. Wir wollen die Welt ein bisschen besser machen.“
Sophia Steube
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