Türkische Zeitung "Cumhuriyet": Zwei Jahre Haft wegen Blasphemie
Weiterer Schlag gegen die Pressefreiheit: In der Türkei sind zwei Journalisten für das Abdrucken von "Charlie Hebdo"-Karikaturen verurteilt worden.
Ein türkisches Gericht hat zwei Journalisten der Zeitung "Cumhuriyet" wegen Gotteslästerung verurteilt, weil sie eine Karikatur des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" nachgedruckt hatten. Die regierungskritische Zeitung erklärte am Donnerstag, ihre Kolumnisten Ceyda Karan und Hikmet Cetinkaya seien zu zweijährigen Haftstrafen verurteilt worden.
Die beiden hatten nach den Anschlägen auf die Redaktion des Satiremagazins im Januar 2015 eine Zeichnung von "Charlie Hebdo" übernommen, die den Propheten Mohammed unter der Überschrift "Alles ist vergeben" zeigt.
Karan kündigte über den Kurznachrichtendienst Twitter an, gegen das Gerichtsurteil Berufung einzulegen: "Wir werden das Land nicht in islamische Gewänder gekleideten Faschisten überlassen." Die Verfassung der Türkei sieht eine Trennung von Staat und Religion vor, die Beleidigung religiöser Werte steht gleichwohl unter Strafe. Im Islam gelten Abbildungen Mohammeds als Blasphemie.
Regierung bringt Medien unter ihre Kontrolle
"Cumhuriyet" ist eine von fünf internationalen Zeitungen, die Teile der "Charlie Hebdo"-Ausgabe nach den Pariser Anschlägen mit zwölf Toten nachgedruckt hatten und wird seitdem selbst bedroht.
Der Chefredakteur Can Dündar und der Bürochef in Ankara, Erdem Gul, werden in einem anderen Prozess des Verrats angeklagt, weil sie über angebliche Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an Aufständische in Syrien Anfang 2014 berichtet hatten.
Die Regierung hat zudem kritische Zeitungen wie "Zaman", die Nachrichtenagentur Cihan und Fernsehsender unter ihre Kontrolle gebracht und die Satelliten-Übertragung eines kurdischen Kanals unterbrochen.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat seit seiner Amtsübernahme 2014 außerdem mehr als 1800 Anzeigen unter anderem gegen Journalisten, aber auch Kinder, erhoben, die ihn beleidigt haben sollen. In Deutschland geht er gegen den Satiriker Jan Böhmermann vor.