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Im ZDF-Duell tritt der vegane Kochmeister Attila Hildmann (links) gegen Starkoch Alfons Schuhbeck an.
© ZDF

Vegetarier gegen Fleischesser: ZDF ruft das große Ernährungsduell aus

Die letzte große Schlacht der Menschheit wird in der Küche geschlagen. Zwischen Curry-Wurst und Gemüse-Lasagne mit Tofu entscheidet sich das Schicksal unserer Gattung - zumindest im TV-Duell des ZDF.

Nach der erfolgreichen „Markencheck“-Serie der ARD hat es nicht lange gedauert, bis auch das ZDF auf diesen Gaul aufgesprungen ist. Jetzt gibt es auch hier dauernd irgendwelche Duelle. H&M gegen C&A, McDonald's gegen Burger Kinger und jetzt Vegetarier gegen Fleischesser. Die wirklich große Frage – „Was sollen wir essen?“ soll beantwortet werden. Und weil bei diesem ZDF-Frontbericht alles immer bedeutender gemacht wird, als es in Wirklichkeit ist, wird schon im Off-Text vom „großen Duell“ und vom „großen Ernährungsduell“ gesprochen. Und selbst „Fleischesser oder Vegetarier?“ ist nicht einfach eine Wahl, sondern eine Entscheidung, die Deutschland in zwei Lager trennt. Hatten wir früher die unmenschliche Grenze zwischen BRD und DDR, so haben wir jetzt die ungesunde Grenze zwischen Hühnerkeule und Mohrrübe oder Curry-Wurst und Gemüse-Lasagne mit Tofu. Und an dieser unüberwindlichen Demarkationslinie wird nicht mit scharfer, sondern mit fast tödlicher Munition geschossen.

Fragen wie „Sind Vegetarier die besseren Menschen?“ oder „Hätten wir Menschen nur mit Gemüse überlebt?“ oder „Leben Vegetarier länger?“ lassen auch den letzten friedlichen Esser erkennen, das es hier um die letzte große Entscheidungsschlacht in der Küche geht. Die Zugpferde im großen Kalorien-Kampf - Starkoch Alfons Schuhbeck und der vegane Kochmeister Attila Hildmann. Und da wird’s dann auch schon ziemlich dreist und falsch. Ein Photo des jüngeren Attila, wabbelig und fett und dann eins mit dem aktuellen Attila, durchtrainiert und mit knackigem Sixpack. Und die Sprecherin verkündet: „Der Spitzenkoch Hildmann so – und heute so. Dank komplettem Fleischverzicht.“ Natürlich wird verschwiegen, das Muskeln nicht nur durchs Gurken-Lutschen so wachsen und das Hildmann viel Zeit im Fitness-Studio verbracht hat. Aber solche differenzierten Aussagen würden das große Ganze nur stören.

Das ZDF beweist wieder einmal, dass es RTL oder Sat.1 schon mit großem Abstand und auf niedrigerem Niveau überholt hat. Zwei Teams, vier Fleischesser und vier Vegetarier werden getestet. Weil das dann aber doch zu einfach wäre, wechseln jeweils zwei der Fleischesser und zwei der Vegetarier in die andere Gruppe. Und obwohl die Protagonisten Etiketten tragen, weiß man irgendwann nicht mehr, wer jetzt was ist oder was isst.

Am Ende zerplatzt der TV-Luftballon

Neben dem Essen machen die acht Esser auch noch viel Sport und am Anfang und am Ende werden Kondition und Blutwerte überprüft. Die Vegetarier können nach den vier Wochen länger Seil-Springen als die Fleischesser. Aber das war vor dem Test auch schon so. Es werden viele wissenschaftliche Untersuchungen und Forschungsergebnisse erwähnt. Aber bei konkreten Aussagen, was jetzt wirklich besser oder gesünder ist, kommen dauernd die Worte „vielleicht“, „möglicherweise“, „man nimmt an“, „man glaubt“, „es könnte sein“ usw. vor.

Das große Ernährungs-Duell, ein ziemlich dürftiger TV-Luftballon, mit modernen Zutaten wie Zeichentricksequenzen oder wackligen Kamera-Einstellungen unnötig aufgehübscht und mit hohler Bedeutung übermäßig aufgepumpt. Das windige Ding zerplatzt dann mit der Aussage einer strengen Vegetarierin, die nach dem Test-Monat weiter bei ihrer Ernährung bleibt, aber alle acht Wochen gerne mal ein schönes deftiges Stück Fleisch essen will.

Richard Weber

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