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Die Crew von "Freaks": "Wotan Wilke Möhring, Nina Kunzendorf, Cornelia Gröschel, Tim Oliver Schultz, Ralf Herforth
© ZDF / Vavid Dollmann

Superheldinnen: ZDF produziert erstmals zusammen mit Netflix

Free TV goes Streamingdienst: In Berlin wird der erste gemeinsame Spielfilm von ZDF und Netflix produziert, eine Superheldinnengeschichte um eine gestresste Vorstadtmutter.

Netflix ist mit mehr als 151 Millionen zahlenden Mitgliedern in über 190 Ländern der größte Internet-Entertainment-Dienst weltweit. Das ZDF ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt, die über den Rundfunkbeitrag finanziert wird. Passt das zusammen, produktionsmäßig? Oder zugespitzt formuliert: Können Rundfunkbeiträge einen privaten Streamingdienst mit-finanzieren?

Die Frage liegt nah’: Vor ein paar Tagen haben in Berlin die Dreharbeiten zu einer Superheldinnengeschichte mit dem Titel „Freaks“ begonnen – der ersten gemeinsamen Spielfilm-Koproduktion von ZDF/Das kleine Fernsehspiel mit Netflix.

Inhalt: Eine junge gestresste Vorstadtmutter setzt heimlich ihre verordneten Psychopharmaka ab und entdeckt, dass sie übernatürliche Fähigkeiten entwickelt. In den Hauptrollen: Cornelia Gröschel, Tim Oliver Schultz und Wotan Wilke Möhring. Regie führt Felix Binder, das Buch schrieb Marc O. Seng, produziert wird von Maren Lüthje und Florian Schneider, heißt es in der Pressemeldung.

„Die Redaktion ZDF/Das kleine Fernsehspiel steht für Talententdeckung und das Erforschen von neuem Erzählterrain. Bei ,Freaks’ kommt beides zusammen: Das Kreativteam hat mit der Serie ,Lerchenberg’ Neuland betreten. Nun begeben wir uns bei unserer ersten deutschen Spielfilm-Koproduktion mit Netflix erneut auf die Reise. Spannende Zeiten für das moderne öffentlich-rechtliche Fernsehen“, sagt ZDF-Hauptredaktionsleiter Frank Zervos.

Spannende Zeiten, sicher. Schon die ARD und Sky haben bei der Serie „Babylon Berlin“ zusammen gearbeitet, was auch zu Diskussionen über die Verwendung von öffentlich-rechtlichen Geldern und dem Nutzen für den Pay-TV-Sender geführt hat (die ARD trug den Löwenanteil der Produktion). Netflix betont nun die „partnerschaftliche Zusammenarbeit“ mit dem ZDF, so Kai Finke, Director Content Acquisitions and Co-Productions Dach bei Netflix. „Wir freuen uns darauf, diesen ungewöhnlichen Film mit seiner tollen Besetzung im nächsten Jahr exklusiv herausbringen zu können.“

Offiziell zu hören ist das nicht, aber "exklusiv" kann nur bedeuten: Netflix kommt mit "Freaks" zuerst auf den Markt.

Das ist die eine Seite der Medaille. Auf die Frage, wie scharf hier öffentlich-rechtliches Gebührengeld von kommerziellen Unternehmen zu trennen ist, und wie zeitnah an der „exklusiven“ Netflix-Herausgabe das ZDF die Superheldinnen-Geschichte ausstrahlen wird, gab es bislang keine Antwort. Nur so viel: Ein Sendetermin im ZDF steht noch nicht fest.

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