Nach einem Leichen-Video: Youtube-Star Logan Paul verordnet sich eine Besinnungspause
Als er in Japan eine Leiche fand, tat Logan Paul das, was er immer tut, filmen. Das sagt nicht nur etwas über ihn aus. Jetzt sendet er erstmal nicht.
Er sei einfach nur ein 22-jähriges Kind aus Hollywood, das täglich verrückte V-Logs aufnehmen würde. So bescheiden beschreibt sich Logan Paul. Tatsächlich ist er ein Medienprofi, dessen Videos auf Youtube über drei Milliarden Mal angeklickt wurden. Heiter und unbeschwert berichtet er aus seinem Leben, ausgestattet mit Föhnfrisur und einem Zahnpasta-Lächeln. Nach der heftigen Kritik an einem seiner Videos hat Pauls scheinbar untrüblicher Frohsinn aber nun ein Ende.
Als Logan Paul kürzlich durch Japan reiste, wanderte er mit seinen Begleitern durch einen Wald, in dem immer wieder Leichen gefunden werden. Unter ihnen viele Suizidopfer. Auch Paul stößt auf einen Toten. Was nun? Die Behörden informieren, aus Panik Reißaus nehmen oder vor Schock erstarren? In einer solchen Ausnahmesituation gibt es viele nachvollziehbare Reaktionen. Pauls ist es nicht.
Unbeirrt hält er mit seiner Kamera auf die Leiche. Dabei trägt er eine alberne grüne Mütze mit Alienaugen und spitzen Ohren. Das alles passt nicht zum angeblich ehrenwerten Ziel, auf die Lage von Suizidgefährdeten aufmerksam zu machen. Auch bei längerem Nachdenken scheint Paul nicht auf die Idee zu kommen, das entstandene Filmmaterial könnte nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sein.
Also lädt er es bei Youtube hoch. Das Video wurde vermutlich sechs Millionen Mal angeklickt, bis Paul es wieder löschte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Internet-Berühmtheit schon eine Menge negativer Reaktionen eingehandelt. Der hauptsächliche Vorwurf lautete: Er habe den Tod eines Menschen für mediale Aufmerksamkeit ausgenutzt.
Mit feuchten Augen entschuldigte sich Paul wenig später, natürlich standesgemäß mit einem Video. „Ich hätte die Kamera weglegen sollen.“ In einem Tweet kündigte er jetzt an, eine Pause zur Besinnung einlegen zu wollen. Logan Paul gehört einer Generation an, die den Wert von Privatsphäre und Intimität kaum noch zu schätzen weiß. Seitdem er zehn Jahre alt ist, dreht er Kurzfilme, täglich schreibt er für jedermann zugänglich ins digitale Videotagebuch.
Für Paul ist es völlig normal, sein Innenleben mit der Community zu teilen. Ganz zur Freude seiner 15 Millionen Abonnenten, der „#logang“. Mit der geschmacklosen Aktion fühlt sich Paul wahrscheinlich ziemlich alleine. Den Drang, alles Erlebte mitteilen zu müssen teilt Paul mit vielen Anderen. Deshalb macht er nun das einzig Richtige: Digital Detox.
Paul Schwenn
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