Videodays in Berlin: Y-Titty, T-Zon und Co.: Youtuber treffen ihre Fans
Selfies im Sekundentakt: Tausende begeisterte Jugendliche wollen Fotos von ihren Youtube-Stars bei den Videodays in Berlin.
Großer Andrang bei den Videodays in Berlin: Die Schlange vor der Arena reicht fast bis zum nächstgelegenen Club. Während dort noch die Bässe dröhnen, schieben sich Hunderte Jugendliche hibbelig in Richtung Eingang. Alle haben dasselbe Ziel. „Wir wollen die Youtuber treffen“, erklärt die 13-jährige Leonie. Sie und ihre Freundin Amelie (14) wollen unbedingt zu T-Zon, der auf Youtube Rapvideos postet und mehr als 150.000 regelmäßige Zuschauer hat.
Auf den Videodays haben sie endlich die Gelegenheit, ihn und Hunderte anderer Youtube-Produzenten zu treffen. Zwei Tage dauert das Fantreffen, 6000 Karten wurden verkauft. Bisher fanden die Videodays in Köln statt, nun gibt es die Veranstaltung das erste Mal auch in Berlin.
Etwas weiter vorne in der Schlange, und damit ihren Youtube-Lieblingen schon näher, sind Sky und Kyra aus Berlin. Sie hoffen auf ein Foto mit Y-Titty „und vielleicht ein Autogramm“, sagt Sky, aber das Selfie geht vor. Y-Titty zählen zu den Stars der deutschen Youtube-Szene, mehr als drei Millionen Menschen schauen regelmäßig ihre Comedy-Videos. Als sie drinnen in der Halle auftauchen, kreischen die Teenies.
20 Sekunden Zeit für jedes Autogramm
Nun muss es schnell gehen: 20 Sekunden bekommen die Fans mit ihren Stars. Danach schieben die Helfer sie freundlich, aber bestimmt weiter. Es stehen schließlich noch Hunderte anderer Fans an. Die Videodays sind eine Autogrammstunde in Dauerschleife, Selfie inklusive. Es sei ihnen wichtig, die Fans auch mal persönlich zu treffen, sagt Matthias Roll alias TC von Y-Titty. „Die Stimmung war super.“ Wenige Meter von Y-Titty entfernt macht Youtuberin Luna Darko Kuss-Fotos im Minutentakt und erzählt fröhlich, dass Fans sie hin und wieder auf der Straße erkennen und dann total freundlich seien.
„Hater gibt es im echten Leben nicht!“ Besonders unter Jugendlichen ist Youtube eine kulturelle Institution geworden, ähnlich wie MTV für eine frühere Generation. Youtuber sind Kumpel, Vorbilder und Kummerkastentante in einem. „Es gibt Fragen zu allem, die kann man gar nicht alle beantworten“, berichtet Christian Stachelhaus. Sein Fachgebiet dreht sich eigentlich um Videospiele. Stachelhaus und fünf weitere Freunde machen unter dem Namen PietSmiet sogenannte „Let's Plays“ - Videos, in denen sie Computerspiele zocken und dazu ihre Kommentare abgeben. Mit 1,8 Millionen Fans sind sie mittlerweile Vollzeit-Youtuber. „Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Stachelhaus.
Hinter den schlagfertigen Sprüchen und der kumpelhaften Ansprache vieler Youtube-Videos verbirgt sich eine professionelle Szene. Spezialisierte Firmen sorgen für die Vermarktung der Stars. Viele Youtuber wissen aus dem Kopf, wie alt ihre Zielgruppe ist, und produzieren ihre Filme mit Profi-Equipment. „Wir machen jetzt qualitativ hochwertigere Videos“, sagt PietSmiet-Mitglied Dennis Brammen. Davon können viele der Youtube-Stars auf den Videodays gut leben.
Auch Youtube selbst will für mehr Profi-Inhalte sorgen. Das Netzwerk eröffnete diese Woche ein eigenes Studio in Berlin, das alle Youtuber mit mehr als 1000 Fans kostenlos nutzen können. Das lohnt sich auch für die Videoplattform, die zu Google gehört. Youtube hofft auf mehr Zuschauer und damit mehr Werbeeinnahmen. mit dpa
Jessica Binsch
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