Die Serie "Bad Banks" auf dem Prüfstand: Wilde Tage im Klischee
Die Serie „Bad Banks“ führt die Finanzbranche vor. Das ist packend, aber auch ziemlich überspitzt. Ein Realitätscheck.
Wo das ganze Geld herkommt, weiß Gabriel Fenger auch nicht so genau. Dabei leitet er das Investmentbanking der Deutschen Global Invest, einer fiktiven Großbank, die mit Milliardensummen hantiert. „Willst du mein Geheimnis hören?“, fragt er in der neuen Serie „Bad Banks“. „Ich verstehe meinen Beruf nicht.“ Und genau darum geht es: Um Banker, die selbst nicht mehr wissen, was sie tun. Die sich leiten lassen von Gier, Macht und hohen Boni. Über sechs Teile kann man Fenger und seinem Team dabei zuschauen, wie sie sich immer weiter verstricken in ein Netz aus Intrigen, Finanzspekulation und illegalen Geschäften.
Das ist spannend und lockt Zuschauer. Bei ZDF und Arte, die die Serie gemeinsam produziert haben, sind die sechs Folgen bereits vor der Ausstrahlung im Fernsehen 1,3 Millionen Mal in den Mediatheken im Netz angeschaut worden. Auch deshalb hat das ZDF schon jetzt angekündigt: Es wird eine zweite Staffel geben.
Für das deutsche Fernsehen ist das ein Glücksfall. Selten wurde eine Serie so rasant, so spannend erzählt wie „Bad Banks“ . Interessant ist dabei, dass Regisseur Christian Schwochow keinen Mann ins Zentrum der Geschichte stellt – sondern eine junge Frau. Die aufstrebende Investmentbankerin Jana Liekam (gespielt von Paula Beer) will Karriere machen. Nach und nach verliert sie alle Skrupel, lässt sich auf Machtspiele ein, spioniert für die Konkurrenz gar ihren Boss aus. Gefördert wird sie von ihrer früheren Chefin Christelle Leblanc (Désirée Nosbusch), die sich als eine der wenigen Frauen in der Branche mit allen Mitteln zu behaupten versucht.
Die Serie spielt bewusst mit dem miesen Image
Dabei weiß man schon von Anfang an, wie alles ausgehen wird: mit einer Finanzkrise. Denn die Serie beginnt mit der Pleite der Deutschen Global Invest. Vor den Geldautomaten bilden sich lange Schlangen, ein Mann bricht zusammen, weil die Maschine keine Scheine mehr ausspuckt. Während draußen eine wütende Menge Steine wirft und die Polizei anrückt, erklärt im Fernsehen ein mitgenommener Finanzminister, das Geld der Sparer sei sicher. All das erinnert stark an die letzte Finanzkrise 2008 – und soll es auch. Die Serie spielt bewusst mit dem miesen Image, das dem Investmentbanking zum Teil noch heute anhaftet.
So sehenswert das auch ist, allzu ernst darf man „Bad Banks“ nicht nehmen. Vieles ist bewusst überspitzt – mit jeder Folge gibt es mehr Koks, mehr Sex, mehr Schlägereien. Da werden etliche Klischees bedient. Die Serie ist daher vielmehr als Satire einer Branche zu verstehen, die sich in der Finanzkrise selbst vorgeführt hat.
So läuft Jana Liekam etwa zu Beginn im Kapuzenpullover durch Frankfurt – eine Anspielung auf die Werbung der Commerzbank, in der eine Bankerin durch die Stadt joggt. Auch dass das Gebäude der Deutschen Global Invest mit ihren zwei Türmen stark an die Zentrale der Deutschen Bank erinnert (mit dem Unterschied, dass die fiktiven Türme noch höher sind als die beiden Originale), ist vermutlich kein Zufall.
Gleichzeitig ist aber die Realität sehr viel komplexer als in den sechs Serienteilen dargestellt. Während das Großinstitut in „Bad Banks“ durch eine banale Bilanzfälschung in die Krise gerät, haben Banker vor Ausbruch der Krise 2008 mit hochkomplexen Finanzprodukten jongliert. Die zu erklären, wollten die Macher dem Publikum dann wohl doch nicht zumuten Zurück bleiben die Zuschauer mit einer ernüchternden Weltsicht. „Es geht um unsere Karrieren“, sagt Jana Liekam. „Das ist alles nichts Persönliches.“
„Bad Banks“ ist in der Mediathek noch bis 7. März bei Arte und bis 31. August beim ZDF abrufbar.