Olympische Spiele ohne ARD und ZDF: Wie könnte Olympia bei Eurosport aussehen?
Olympia exklusiv bei Eurosport – was ist dem pan-europäischen Sender überhaupt zuzutrauen? Einen Vorgeschmack gibt die Radsport-Berichterstattung.
Tag eins nach der überraschenden Nachricht: Die Olympischen Spiele von 2018 bis 2024 werden in Deutschland nur von Eurosport übertragen, weil ARD und ZDF die finanziellen Forderungen des Rechteinhabers Discovery nicht erfüllen wollen. Kann Eurosport das überhaupt? Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gehe „davon aus, dass das Premiumprodukt Olympische Spiele und die Leistungen der deutschen Athleten auch in Zukunft bei Eurosport medial in gewohnter Professionalität, Reichweite und Sendezeit präsentiert werden, wie das in der Vergangenheit der Fall war“, sagt DOSB-Sprecherin Ulrike Spitz dem Tagesspiegel. „Die von Eurosport angekündigten Bildangebote für Smartphone, Tablets und Internet-TV lassen hoffen, dass der olympische Sport vor allem jüngere Zielgruppen dort erreicht, wo sie als Mediennutzer unterwegs sind.“ Der DOSB sei sich jedenfalls sicher, dass die Zusammenarbeit mit Eurosport zahlreiche Chancen biete.
ARD-Programmchef Volker Herres hat indes die Haltung des öffentlich-rechtlichen Senders am Dienstag in den „Tagesthemen“ auf den Punkt gebracht. Er machte klar, dass der Milliardendeal von IOC-Präsident Thomas Bach mit dem US-Konzern dazu führen könnte, dass wichtige Teile der Olympischen Spiele hinter Bezahlschranken verschwinden, dass weniger populäre Sportarten an Beachtung verlieren, dass die kritische Begleitung – Stichwort Doping und Fehlverhalten von Funktionären – vernachlässigt wird und dass die Kommerzialisierung den Zauber des Sports ruiniert. Und alles, obwohl 80 Prozent der Zuschauer die Spiele weiter dort sehen wollten, wo sie immer liefen: in den Sendern, die eine jahrzehntelange Partnerschaft mit dem IOC gepflegt haben. Immerhin: Auf die Übertragung der Paralympics darf bei ARD/ZDF gehofft werden. Das Internationale Paralympische Komitee IPC hat die Rechte noch nicht vergeben. Bisher lagen sie bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU).
Was der Radsport über Eurosport aussagt
Wie gut ein Nischensender wie Eurosport ARD/ZDF ersetzen kann, hat sich beim Radsport gezeigt. Als die beiden öffentlich-rechtlichen Sender nach der Tour de France 2011 die Liveberichterstattung der Frankreichrundfahrt einstellten, war Eurosport für drei Jahre einziger deutscher Sender, der mit mehrstündigen Liveberichten informierte. Von den Klassikerrennen im Frühjahr über die Rundfahrten in Italien, Frankreich und Spanien bis hin zu Weltmeisterschaften im Herbst überträgt Eurosport die Rennen beinahe in voller Länge – und zwar im Free-TV. Mit Jean-Claude Leclercq hat der Sender einen Ex-Profi als Ko-Kommentator an Bord, Tour-Sieger Greg LeMond analysiert.
Wenn Zeit bleibt, werden die Zuschauer von Eurosport über Sehenswürdigkeiten am Rande der Strecke informiert, im Mittelpunkt steht bei dem paneuropäischen Sender jedoch der sportliche Wettbewerb. Ein Manko bei Eurosport gegenüber ARD und ZDF sind die ständigen Werbeunterbrechungen und der Umstand, dass nicht in HD übertragen wird. Seit 2015 überträgt die ARD die Tour wieder live. Kommentiert wird stärker als bei Eurosport durch die nationale Brille, unabhängig von tatsächlichen Erfolgen von Fahrern/Teams. Was die kritische Begleitung des Sports angeht – wiederum Stichwort Doping –, so trifft Herres’ Kritik durchaus zu. Auf Eurosport werden Radsportfans mit diesem Thema sehr viel zurückhaltender konfrontiert. Doch bis zu den nächsten Olympischen Winterspielen in Korea kann daran auch noch gearbeitet werden. In einigen Bereichen müssen sich die Sportfans jedoch auf zusätzliche Kosten einstellen. Nach Einführung von DVB-T2 muss für den Empfang von Privatsendern gezahlt werden. Für Haushalte mit Antennenfernsehen könnte somit auch der Olympia-Empfang kostenpflichtig werden. Und für den Eurosport-Player mit dem Zugang zur Onlinemediathek muss ohnehin gezahlt werden.
Markus Ehrenberg, Kurt Sagatz