ARD zeigt Antisemitismus-Doku: Wer wen vorführt
Nach langem Hin und Her bringt die ARD die Antisemitismus-Doku samt Diskussion ins Fernsehen. Alles andere geht am öffentlich-rechtlichen Auftrag vorbei. Ein Kommentar
Normalerweise wird über eine Fernsehsendung nach der Ausstrahlung diskutiert. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, namentlich Arte und WDR haben es geschafft, dass sich die Debatte vor die Ausstrahlung geschoben hat. Arte hatte den WDR mit einer Dokumentation über Antisemitismus in Europa beauftragt. Die ARD-Anstalt ließ produzieren, prüfte und lieferte den fertigen Film Arte zu; der deutsch-französische Kulturkanal sah das Thema verfehlt, gab zurück, plötzlich sah auch der WDR handwerkliche Mängel. Das Hin und Her, das Winden und das Vorschieben von Formalien geschah längst in aller Öffentlichkeit, was in der Bild.de-Aktion gipfelte, den Film von Sophie Hafner und Joachim Schroeder für 24 Stunden online zu stellen. Aus dem Nichtvorführen einer Dokumentation zum Antisemitismus war das Vorführen von Arte und WDR geworden. Jetzt die Kehrtwende: Am Mittwoch zeigt die ARD erst den Film, danach wird bei „Maischberger“ über Doku und Thema, über Fehler und Fehlverhalten diskutiert. Was bisher Defensive war, soll jetzt Offensive werden: Alle, die es wollen, können sich ihre eine eigene Meinung bilden. Aber war das nicht schon lange vor dieser öffentlichen Aufregung der öffentlich-rechtliche Programmauftrag?
Joachim Huber