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Unvergessliche Bilder in der ARD: Deutschland ist Europameister.
© dpa
Update

Nach dem EM-Triumph: Wer überträgt die Handball-WM 2017 in Frankreich?

Fast 13 Millionen Menschen sahen das Handball-EM-Finale mit dem Überraschungssieger Deutschland. ARD und ZDF haben einen guten Job gemacht. Stellt sich die Frage, wo die Handball-WM 2017 im Fernsehen zu sehen ist.

Starke Quote für Deutschlands Handballer: Den 24:17-Erfolg im EM-Finale gegen Spanien verfolgten im Ersten am frühen Sonntag abend 12,98 Millionen Zuschauer. Der Marktanteil betrug 42,0 Prozent. Das gibt es sonst nur bei Live-Übertragungen der Fußball-Nationalmannschaft.

ARD-Moderator Gerhard Delling und Handball-Experte Stefan Kretzschmar frohlockten nach dem Finale, sie bringen dem deutschen Handball Glück. Fragt sich nur, ob sie das bei dem - nach den Olympischen Spielen - nächsten Handball-Großereignis auch tun werden. Nach jetzigem Stand findet die Handball-WM 2017 in Frankreich ohne ARD und ZDF statt. Und das bei einer Sportart, bei der Deutschland die stärkste Liga der Welt hat. Der nachhaltigen Präsenz im Fernsehen hilft das nicht. Immer wieder wird die Dominanz des Fußballs in den Medien beklagt.

ARD und ZDF hatten vor Tagen schon in einer gemeinsamen Pressemitteilung darauf hingewiesen, „nach aktuellem Stand ist keine umfassende Live-Berichterstattung von der Handball-WM vorstellbar“. Der TV-Rechteinhaber beIN aus Katar beharre demnach darauf, dass „nur Sender mit einer verschlüsselten Satellitenausstrahlung das Turnier live ausstrahlen dürfen“. Die öffentlich-rechtlichen Programme werden in Deutschland unverschlüsselt gezeigt.

Keine technische Plattform für verschlüsseltes Free-TV

ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky hatte dem Tagesspiegel schon früher gesagt, dass es in Deutschland keine technische Plattform für verschlüsseltes Free-TV gebe, zumindest für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Eine Verschlüssselung der Satellitenbilder würde 18 Millionen Haushalte bei der Übertragung ausschließen. Daran hält die ARD auch nach dem EM-Triumph fest.

"Zunächst möchte ich der deutschen Mannschaft für diese überragende Leistung ein großes Kompliment aussprechen", sagte Balkausky dem Tagesspiegel. "Die Jungs können stolz auf sich sein. Der jungen DHB-Auswahl ist es gelungen, die Leistungen über den Turnierverlauf immer weiter zu steigern, um schließlich im Rahmen einer beeindruckenden Vorstellung im Finale Europameister zu werden. Herausragende Leistungen von deutschen Athletinnen und Athleten werden natürlich auch von unseren Zuschauerinnen und Zuschauern honoriert. 12,98 Millionen Menschen vor den Bildschirmen und ein Marktanteil von 42 Prozent sprechen für sich. Gerade deshalb haben wir immer betont, die Spiele dieser deutschen Mannschaft auch künftig der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen zu wollen. Allerdings würden wir nach derzeitigem Stand 18,4 Millionen Haushalte, die uns via Satellit empfangen, einfach ausschließen. Das kommt für uns einfach nicht in Frage." Das gleiche Problem hätten auch andere Free-TV-Sender wie RTL oder Sport1.

Handball-Bundesliga: 380 000 Zuschauer auf Sport1

Der Ball lege beim Rechteinhaber BeIN Sport, der der ARD vor der EM mitgeteilt hat, von der Position, die eben diesen Ausschluss nach sich ziehen würde, nicht abrücken zu wollen. "Wir hoffen, dass BeIn gesehen hat, welche Bedeutung eine Ausstrahlung im frei empfangbaren Fernsehen für den deutschen Handball hat. Selbstverständlich sind wir jederzeit bereit, uns wieder gemeinsam an den Tisch zu setzen."

Auch das ZDF macht zurzeit wenig Hoffnung auf eine flächendeckende Berichterstattung von der Handball-WM 2017. "Bereits vor der EM in Polen hat das ZDF gemeinsam mit der ARD sein Interesse an den Übertragungsrechten für die Handball WM 2017 bekundet. Dies ist nach wie vor groß, beide Sender sind jederzeit zu Gesprächen bereit", sagt ein ZDF-Sprecher.  

Die Zuschauerzahlen bei den Übertragungen aus Polen dokumentierten auch die Erwartungshaltung, dass große Handball-Ereignisse frei empfangbar ausgestrahlt werden. Nach den bisherigen Äußerungen werde dies vom Rechteinhaber aber nicht angestrebt.

Vielleicht ist Sky der lachende Dritte. Auch im Vorjahr wurde das WM-Turnier nur vom Pay-TV-Sender gezeigt. "Wir sind immer an interessanten Sportrechten interessiert", sagt ein Sky-Sprecher. Und die Handball-WM ist interessant.

Und die Handball-Bundesliga? Dort hat Sport1 die Exklusivrechte. In dieser Saison überträgt der Free-TV-Sender mindestens 60 Spiele der DKB Handball-Bundesliga inklusive DHB-Pokal, REWE Final Four, Pixum Super Cup und All Star Game live. Den bisherigen Topwert in dieser Saison verzeichnete die Partie zwischen dem SC Magdeburg und den Rhein-Neckar Löwen am Sonntag, 6. September. Hier schalteten im Schnitt 380.000 Zuschauer bei einem Zielgruppen-Marktanteil (14 bis 49 Jahre) von 4,2 Prozent ein.

„Handball ist seit Jahren eines unserer wichtigsten Kernrechte", sagt Alexander Wölffing, stellvertretender Chefredakteur und Leiter Sports bei Sport1. "Als Handballsender Nr. 1 besteht grundsätzlich immer Interesse an einer Handball-WM. Zu prüfen ist allerdings, ob die lizenzrechtlichen Rahmenbedingungen eine Umsetzung ermöglichen würden."

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