Zu meinem ÄRGER: Weinstein und die Folgen
In Deutschland ist es mit dem investigativen Journalismus bei dem Thema nicht weit her: Die Medienwoche im Blick von Dagmar Engel, Chefredakteurin Hauptstadtstudio Deutsche Welle.
Frau Engel, was hat Sie denn diese Woche in der Berichterstattung in den Medien am meisten geärgert?
Mein Ärger über den Umgang der Medien mit dem Thema Machtmissbrauch und Sexismus wächst und wächst. Mehr als sechs Wochen ist es jetzt her, dass die „New York Times“ die Enthüllungsgeschichte über Harvey Weinstein veröffentlicht hat, seither gibt es eine Menge Berichte über sexuelle Gewalt und Nötigung, in denen Namen genannt werden - in den USA. In Deutschland ist es mit dem investigativen Journalismus bei diesem Thema offenbar nicht weit her. Vielleicht liegen die Fälle zu nah.
Gab es auch etwas in den Medien in dieser Woche, worüber Sie sich freuen konnten?
Die „Süddeutsche Zeitung“ hat die Niederlage der italienischen Fußballnationalmannschaft eindrucksvoll gewürdigt: Titelfoto, Seite Drei, Kommentar und Bericht im Sportteil. Angemessen im Umfang und beispielhaft in der Umsetzung – das epochale Scheitern der Azzuri als Bild für den Zustand des Landes.
Ihre Internet-Video-Empfehlung?
In dieser Woche hat sich eine UN-Konferenz in Genf mit der Ächtung von Killer-Robotern befasst, autonomen Waffensystemen, die töten. Nicht mehr Menschen, sondern Algorithmen entscheiden über Leben und Sterben. Warum es sich lohnt, genauer auf diese Entwicklung Künstlicher Intelligenz zu schauen: youtu.be/9CO6M2HsoIA. Beschlossen wurde in Genf übrigens nichts.
Dagmar Engel, Chefredakteurin Hauptstadtstudio Deutsche Welle