Geänderte Mediennutzung: Webradio und Podcast statt UKW-Empfang
Dass im Audio-Bereich die Digitalisierung zunimmt, ist nicht neu. Bemerkenswert ist, wie weit die Entwicklung in Berlin und Brandenburg vorangekommen ist.
„In kaum einer Mediengattung ist derzeit so viel Bewegung wie im Audio-Bereich mit neuen Formaten, Anbietern und Plattformen. Allein bei Spotify hat sich die Zahl der deutschsprachigen Podcasts zuletzt auf über 70 000 verdreifacht“, sagte Eva Flecken, die Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), bei der Vorstellung des Digitalisierungsberichts Audio für die beiden Bundesländer.
Überall gebe es neue Programme, im klassischen terrestrischen Hörfunk ebenso wie im digitalen Bereich, sagte Flecken am Dienstag weiter und nannte unter anderem neuen Content von Verlagshäusern wie „Spiegel“, „Zeit“, Tagesspiegel und „Märkische Oderzeitung“.
Dass die digitalen Verbreitungswege eine zunehmend wichtiger werden, ist nicht neu. Bemerkenswert hingegen ist, wie stark die Veränderung schon vorangeschritten ist. Auf die Frage, worüber sie am häufigsten Radio hören, gaben nur noch knapp die Hälfte der Menschen in Berlin (51 Prozent) das klassische UKW an. Vor zwei Jahren waren es noch knapp zwei Drittel. Im gleichen Zeitraum nahmen digitale Empfangswege entsprechend zu – von 24 auf 35 Prozent. Im Flächenland Brandenburg spielt der UKW-Empfang mit 63 Prozent nach wie vor die wichtigste Rolle. Aber auch dort verliert diese Technik massiv an Bedeutung.
[Der Digitalisierungsbericht Audio für 2021 für Berlin und Brandenburg kann über die Webseite der MABB abgerufen werden. Dort befindet sich auch der Online-Audio-Monitor 2021 für die beiden Bundesländer.]
Werden alle digitalen Empfangsmöglichkeiten via DAB+ Webradio, Digitales Kabel und Satellit berücksichtigt , haben zwei Drittel der Berliner und Brandenburger Zugang zu mindestens einem digitalen Empfangsweg für Hörfunk.
55 Prozent der Berliner hören Webradio
Innerhalb der digitalen Empfangsmöglichkeiten hat insbesondere das Webradio deutlich gewonnen. Mehr als jeder zweite Berliner nutzt diesen Weg, davon der Großteil sogar täglich und am liebsten via Smartphone, Laptop oder PC.
Für RBB-Programmchef Jan Schulte-Kellinghaus stellt diese Entwicklung eine Chance und einen Auftrag dar. Die Nutzung digitaler Angebote sei gut für die Hörerbindung. Auch erfahre der RBB so mehr über das Nutzungsverhalten der Hörer und könne seine Angebote danach ausrichten. Das heiße nicht, dass man nun gleich auf die lineare Verbreitung verzichten wolle, aber eine gewisse Flexibilisierung des Programmauftrages sei „vielleicht sinnvoll“, sagt der RBB-Programmchef mit Blick auf die verschobene Novellierung des Rundfunkstaatsvertrages.
Auch Nina Gerhardt, die Geschäftsführerin von RTL Radio Deutschland zieht ihre Schlüsse aus dem Digitalisierungsbericht. Nach anfänglicher Zurückhaltung bei der Beurteilung von DAB+ sagt Gehardt jetzt, dass das Digitalradio inzwischen ein relevanter Verbreitungsweg sei, der nicht zu vernachlässigen ist. „Bei DAB+ gibt es keinen Weg zurück.“
Das gilt wohl auch für den rasch wachsenden Podcast-Markt. 39 Prozent der Berliner (das sind zehn Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt) und 25 Prozent der Brandenburger hören die Audio-on-Demand-Angebote. Die Podcast-Nutzer in Berlin interessieren sich besonders für Infosendungen, Wissens und Lernbeiträge, in Brandenburg stehen laut Online-Audio-Monitor Unterhaltung und Comedy an erster Stelle.
„Viele der größten und bekanntesten Podcasts kommen aus Berlin“, sagt Florian Kasten von Schønlein Media, der mit „Unter freiem Himmel – Obdachlos in Berlin“ den Deutschen Podcastpreis gewonnen hat. Es geht weiter voran, da immer mehr in diesen Markt investiert werde und sich die Podcastszene zunehmend professionailsiere. „Für jeden ist da auf dem Markt ein Platz“, sagt Kasten und sieht weiteres Wachstum im Bereich True Crime und besonders bei Finanz-Podcasts, zumal ältere Zielgruppen immer wichtiger werden.
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