TV-Serie: Warum "Babylon Berlin" erst im Pay-TV läuft
Die Serie über das Berlin der Zwanziger Jahre läuft zuerst bei Sky - obwohl die ARD am meisten zahlt. Nur so konnte das Erste das Projekt überhaupt stemmen.
Eine aktuell sehr strapazierte Forderung heißt: „Du musst die Menschen mitnehmen.“ Also ist auch die ARD gefordert. Sie muss den Beitragszahlern erklären, warum das Serienwunder „Babylon Berlin“ vom 13. Oktober an erst im Pay-TV-Sender Sky laufen wird und dann, im Herbst 2018, im Ersten Deutschen Fernsehen. Denn die Finanzierung der 16 Episoden, produziert von X Filme, kennt eine andere Reihenfolge: Von den 40 Millionen Produktionskosten zahlt die ARD zwölf Millionen, Sky fünf Millionen, zwölf Millionen Euro kommen über verschiedene Förderungen zusammen, Beta Film wird sich seine elf Millionen Euro über den bereits sehr gut laufenden Weltvertrieb mehr als zurückverdienen.
Die ARD-Programmdirektion sagte dem Tagesspiegel auf Anfrage, „um ,Babylon Berlin‘ in dieser Qualität produzieren zu können und trotzdem in einem angemessenen Kostenrahmen zu bleiben, brauchten wir starke Partner“. Sky habe ausschließlich die Pay-TV-Rechte erworben, die ARD verfüge über ein umfangreiches Rechtepaket für das frei empfangbare Fernsehen inklusive Wiederholungen und die Mediathek. „Das ist den Zuschauern durch Kino-Koproduktionen vertraut, die ein Jahr oder länger exklusiv im Kino zu sehen sind, bevor die beteiligten Sender sie zeigen können“, hieß es von der ARD.
Fünf Sky-Millionen sind fast vier "Tatorte"
Einfacher gesagt: Sky war nur zur Koproduktion bereit, wenn die Erstausstrahlung im Pay-TV läuft. Das Sendermotto „Live und exklusiv“ gilt auch hier. Und fünf Millionen Euro sind ein Betrag, mit dem die ARD fast vier „Tatorte“ produzieren kann. Jede Sendeminute „Babylon Berlin“ kommt die ARD nicht teurer als eine Sendeminute ihres Paradekrimis. „Höchstes Produktionsniveau zu einem vertretbaren Preis, das war unser Ziel" bei „Babylon Berlin“, sagte ein Sprecher der ARD-Programmdirektion. „Und dieses Ziel haben wir mit der Partnerschaft erreicht.“
Quasi furchtlos zeigt sich die ARD bei der Frage, ob die Sky-Premiere und das wahrscheinliche illegale Streaming der Serie dem ARD-Termin nicht einen beträchtlichen Teil des Publikums wegnehmen wird. „Da gibt es keine Befürchtungen. Der Film ,Ziemlich beste Freunde‘ lief in Deutschland mit großem Erfolg zuerst bei Sky und ein Jahr später bei der Free-TV-Premiere im Ersten saßen mehr als acht Millionen vor dem Bildschirm.“
Die ARD jedenfalls will an der Koproduktionsgemeinschaft von ARD Degeto, Sky, X Filme und Beta Film für „Babylon Berlin“ festhalten: „So ist der Plan. Der nächste Schritt ist die Entwicklung weiterer Drehbücher.“
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