Fernseh-Weihnacht in Corona-Zeiten: Warum Anne Will zu Aschenbrödel gehört
Das Fest und das Virus passen nicht zusammen. Das Fernsehen könnte ein Scharnier zwischen beidem sein. Doch nicht mit einem vorweg genommenen Sparprogramm.
In Karlsruhe sind die öffentlich-rechtlichen Anstalten erst mal abgewatscht worden. Abgeschmettert sämtliche Eilanträge zur Durchsetzung eines auf 18,36 Euro erhöhten Rundfunkbeitrages. Für den ARD-Vorsitzenden, WDR-Intendant Tom Buhrow, kann es nur eine Reaktion geben: „Wir müssen nun unsere Finanzplanungen anpassen. Ein Ausbleiben der Beitragsanpassung wird gravierende Maßnahmen erfordern, die man im Programm sehen und hören wird.“
Tom Buhrow wird doch nicht das Weihnachtsprogramm gemeint haben? Das sieht auch 2020 wie die gewohnte Mischung aus Spar- und Sedativangebot aus. Garantiert werden die Haselnüsse fürs Aschenbrödel wieder dutzendweise in den Dritten gesucht, im Ersten wechseln sich wiederholter und neuer „Tatort“ ab, wird das „Traumschiff“ mit Käpt'n Florian Silbereisen durchs zweite Programm pflügen. Müssen Fernsehprogramme an Weihnachten so ritualisiert ausfallen, weil Weihnachten ein durchchoreographiertes Ritual ist, was auf keinen Fall anders ausfallen darf als 2019, 2018, 2017 etc. pp.?
Weihnachten 2020 ist anders, definitiv anders. Das Fest steht, ob gewollt oder nicht, im Zeichen der Pandemie, der strengen Regeln für das menschliche Miteinander. Die meisten Menschen, die allermeisten Familien sind wie festgetackert zu Hause. Da braucht es Fenster nach draußen, das Fernsehen ist dabei vielleicht der größte Ausguck.
Keine Zeit für Talkshow-Ferien
Corona passt nicht zu Weihnachten, das Fest nicht zum Virus, das Fernsehen könnte ein Scharnier zwischen beidem sein. Aber es muss ein Fernsehen sein, das aus beiden Welten das Geeignete zusammenzieht. Also gut, das können die Haselnüsse, der Krimi und die Traumreise für Gewohnheit, Unterhaltung und Amüsement sein, das muss an anderen Programmplätzen zuverlässige Information in angemessenen Darreichungsformen sein.
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„Tagesschau“ und „heute“, Magazine und Journale, „Extra“ und „Spezial“ sind unabdingbare Leuchttürme – wie die Talkshows. Die fallen über die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel komplett aus. Das war immer so, das muss nicht immer so bleiben. Covid 19 geht auch nicht in Ferien, nur weil es Anne Will oder Maybrit Illner und Frank Plasberg es tun. Die Talkshows in ARD und ZDF formen in den Pandemie-Zeiten das Meinungsbild über die geeigneten und ungeeigneten Maßnahmen mit, hier wird diskutiert, was in manchem Querdenker-Hirn schlichtweg abgeblockt wird.
Es ist nachgerade unverständlich, warum das öffentlich-rechtliche Fernsehen in diesen Tagen, da Corona tobt und zugleich Sinn und Zweck von Rundfunkbeitrag und etwaiger Erhöhung in Rede stehen, sich wegduckt – statt seine Relevanz herauszustellen. ARD und ZDF fahren ein Weihnachtsprogramm, das tatsächlich ein Sparprogramm ist und sich vor der Corona-Herausforderung wegduckt.
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