Österreich: Vice Austria muss neue Redakteure suchen
Die Mitarbeiter von Vice Austria legen ihre Positionen nieder. Grund ist die Einführung einer gemeinsamen Redaktionsleitung für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Die Mitglieder der Redaktion gehen, alle bis auf eine Person. Sechs Redakteure der österreichischen Ausgabe des Jugend- und Lifestylemagazins Vice und zwei vom zugehörigen Musikportal Noisey legen ihre Positionen mit Herbst nieder. Weil man Umstrukturierungen nicht mittragen wollte, wie die stellvertretende Chefredakteurin von Vice Austria, Hanna Herbst am Montagabend auf Facebook bekanntgab.
Das Medienunternehmen Vice mit Sitz in New York, kommt ursprünglich aus Kanada und gibt das gleichnamige Magazin mit Ableger in 30 Ländern heraus. Gleichzeitig betreibt Vice auch eine Marketingagentur, einen TV-Sender, ein Musiklabel, einen Buchverlag und eine Filmproduktionsfirma.
"Die Richtung, in die Vice gehen soll, entspricht nicht mehr dem, was Vice für uns all die Jahre ausgemacht hat, weshalb wir den Weg so nicht mehr mitgehen möchten”, schrieb Hanna Herbst. Gemeint ist, dass die Teams aus Österreich, der Schweiz und Deutschland unter deutscher Leitung als "Vice-Dach"-Redaktion zusammengefasst werden sollten.
Damit gehe die Autonomie verloren, sagte Herbst dem Tagesspiegel. Sie hat Sorge, dass vor allem die Berichterstattung über die österreichische Innenpolitik an Bedeutung verlieren würde und relevante Themen solchen weichen müssten, die Bedeutung für die gesamte deutschsprachige Region haben. “Das ist vor allem in der politischen Situation, in der Österreich sich unter der ÖVP-FPÖ-Regierung befindet, ein fatales Zeichen”, erklärte Herbst.
Vice will Österreich-Redaktion voll nachbesetzen
Schon seit einem Jahr gibt es einen Chefredakteur für die Dach-Region, dieser wechselt jedoch in eine internationale Führungsrolle bei Vice. An seine Stelle tritt Laura Himmelreich, die bislang Vice.com Deutschland geleitet hat. Zusätzlich wird es ab September mit Sara Schurmann eine Dach-Textchefin geben.
Himmelreich bestätigte, dass man enger zusammenarbeiten wolle mit den Redaktionen in Österreich und der Schweiz als zuvor, versicherte aber, dass die lokale Berichterstattung nicht in Gefahr sei. “Es geht hier vor allem um Texte, die nicht länderspezifisch sind.“ Etwa bei Liebe, Sex oder übergreifenden gesellschaftspolitischen Themen wie Rechtsextremismus oder Obdachlosigkeit. Hier wolle man darauf achten, dass die Texte in allen drei deutschsprachigen Ländern gut ankommen.
Indem mehr Texte in allen Ländern erscheinen, soll Reichweite und Qualität gleichermaßen gesteigert werden: „damit haben alle Redaktionsmitglieder in allen Ländern mehr Luft, sich auf tiefere Recherchen, Reportagen und exklusive Inhalte zu konzentrieren“, sagte Himmelreich.
Lokales soll lokal betreut werden
Die österreichischen Redakteure würden zum Beispiel einen Artikel über Tinder schreiben, redigiert würde er dann nicht mehr bei Vice Austria, sondern von der Dach-Textchefin oder einem anderen Redakteur in Berlin. Das solle den Kollegen vor Ort mehr Zeit für Artikelrecherche geben, sagt Himmelreich. Texte über Themen der Innenpolitik würden weiterhin von den Experten der Länderredaktionen betreut.
Die Posten bei Vice Austria sollen alle nachbesetzt werden, Redaktionsverkleinerungen werde es nicht geben, sagte die neue Dach-Chefin. In der Berliner Redaktion seien drei neue Mitarbeiter eingestellt worden, die Redaktion zählt dort nun 30 Personen. In Zukunft will sich das Portal auch verstärkt auf die Videoproduktion konzentrieren, ob es dafür in den Ablegern in Österreich und in der Schweiz neue Posten geben wird, ist noch unklar.