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Mathias Döpfner ist nicht nur Springer-Vorstandschef, sondern auch BDZV-Präsident. Vize-Präsident ist Madsack-Geschäftsführer Thomas Düffert. Und der verwahrt sich gegen Döpfners Äußerungen.
© Britta Pedersen/dpa

Madsack kritisiert Döpfner-Äußerung: „Unangemessene und verfehlte Herabsetzung für Journalisten“

Ob privat oder öffentlich: Madsack-Geschäftsführer Düffert kritisiert Springer-Chef Döpfner wegen „Propaganda-Assistenten“-SMS.

Mathias Döpfners Relativierung seiner Aussage, die meisten deutschen Journalisten seien gegenüber der Corona-Politik der Bundesregierung „zu Propaganda-Assistenten“ geworden, reicht Thomas Düffert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Madsack Mediengruppe, nicht aus.

„Die Madsack Mediengruppe ist mit ihren Zeitungstiteln in Norddeutschland, aber insbesondere auch in vielen ostdeutschen Bundesländern journalistisch stark engagiert. Die aus einem privaten Umfeld heraus nun öffentlich gewordenen Aussagen von Herrn Döpfner sind für alle Journalistinnen und Journalisten der Madsack Mediengruppe und sicherlich auch darüber hinaus eine unangemessene und verfehlte Herabsetzung“, sagte Düffert der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag..

Zur Mediengruppe Madsack gehören Titel wie „Hannoversche Allgemeine Zeitung“, „Märkische Allgemeine“, „Leipziger Volkszeitung“ und „Dresdner Neueste Nachrichten“.

Die „New York Times“ hatte in ihrem Bericht über Compliance-Verstöße des inzwischen geschassten „Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt aus einer privaten SMS des Springer-Vorstandschefs zitiert. Döpfner hatte darin geschrieben, Reichelt „wirklich der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der noch mutig gegen den neuen DDR Obrigkeits-Staat aufbegehrt“. Die meisten anderen Journalisten seien „zu Propaganda-Assistenten“ geworden.

Zunächst hatte der Springer-Verlag die Textnachricht als ironische Meinungsäußerung im privaten Rahmen relativiert. Döpfner halte die Bundesrepublik „selbstverständlich nicht für vergleichbar mit der DDR. Das wäre komplett absurd und sollte für jeden offenkundig sein, der den publizistischen Äußerungen von Döpfner folgt“, hieß es in einem Statement des Verlages.

"Auch in privaten Diskussionen verteidigen"

Am Mittwoch ist Döpfner in einer Videonachricht an die 16.500 Springer-Beschäftigten zur Compliance-Affäre um Reichelt auch auf diesen Aspekt eingegangen. Döpfner verwies darin auf den privaten Charakter der Nachricht. „Eine private SMS ist kein Tweet, ist kein Post, ist keine öffentliche Rede“, sagte er. Überdies sei die SMS aus dem Zusammenhang gerissen worden. Damit würden Aspekte wie Polemik, Ironie und Übertreibung unterschlagen. „Zumindest mir geht es so, dass ich manches Übertriebene und Unsinnige in einer privaten Unterhaltung sage oder schreibe. Und trotzdem lege ich Wert darauf, dass es privat ist und nicht behandelt wird wie ein Zitat. Das ist doch eine Grenzüberschreitung.“

Doch damit gibt sich Madsack-Geschäftsführer Düffert nicht zufrieden. „Grundsätzlich sollte jedoch auch in privaten Diskussionen kein Zweifel an der Integrität und Unabhängigkeit der Redaktionen der Zeitungsverlage aufkommen, sondern diese gerade gegen derartige Vorwürfe verteidigt werden.“ Düffert ist stellvertretender Präsident des Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), Präsident ist Matthias Döpfner. Eine offizielle Bewertung des Döpfner-Zitats gibt es vom Verband nicht. Auf eine entsprechende Anfrage des Tagesspiegels hieß es „Herr Dr. Döpfner hat seine Aussagen im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE getroffen.“ (mit dpa)

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