zum Hauptinhalt
Kämpfer der IS-Milizen sollen in einem Gefängnis in der irakischen Stadt Mossul ein Massaker verübt haben.
© AFP

Catfishing: Trickbetrug mit Terroristen

Wie man Rechtsradikale und Trollterroristen reinlegen kann. Ein Gedankenexperiment in Kolumnenform.

Für mich war es die Nachricht der letzten Woche: Drei Tschetscheninnen wird vorgeworfen, sich durch Catfishing gut 2000 britische Pfund erschlichen zu haben. Catfishing bedeutet, sich Online für jemanden auszugeben, der man nicht ist. Nun haben diese drei Frauen aber nicht irgendwen um das Geld erleichtert. Bei den Opfern handelt es sich um Männer der Terror-Gruppe IS.

Und das kam so: Eine der Frauen wurde über soziale Medien von einem IS-Kämpfer aus Syrien angeschrieben, ob sie nicht alles hinter sich lassen und mit in den Kampf ziehen wolle. Auf ihre Entgegnung, nicht mal liquid genug zu sein, nach Syrien zu reisen, schickte der IS-Mann ihr Geld. Die tschetschenische Frau löschte ihr Profil, holte zwei Freundinnen dazu und so machten sie zu dritt weiter.

Bis sie aufflogen. Und seitdem im Netz als Heldinnen gefeiert werden. Man sollte sich hierzulande ein Beispiel an den drei Frauen nehmen. Als Opfer bieten sich all jene „besorgten Bürger“ aus Freital und Internetforen an, die man ebenso Terroristen nennen muss, wie Sascha Lobo kürzlich schrieb. Gerade gegen die rechten Trollterroristen solle man Widerstand leisten, forderte Anja Reschke in einem Tagesthemen-Kommentar. Ich finde, beide haben recht.

Warum also nicht das tschetschenische Catfishing-Modell auf Nazis ummünzen? Rein hypothetisch und selbstverständlich bar jeder Absicht, eine Straftat anzetteln zu wollen, hier ein Gedankenexperiment: Würde ich mich im Netz als hübsche Frau – im besten Fall „Typ südländische Schönheit“ – an einen der Protagonisten des hitverdächtigen NPD-Videos „Buntes Trier – Nicht mit mir – 444“ ranmachen und es tatsächlich schaffen, demjenigen Geld aus der Tasche ziehen, hätte das gesamtgesellschaftlich mindestens drei Vorteile.

Erstens: Der Nazi wäre beschäftigt, würde vielleicht die nächste Hass-Demo oder Videoproduktion absagen. Aus privaten Gründen. Zweitens: Er würde Geld ausgeben, das sonst womöglich für Hakenkreuzflaggen, Fackeln oder Brandbeschleuniger draufginge. Drittens: Er würde – wäre er der südländischen Schönheit verfallen – möglicherweise seinen Standpunkt hinsichtlich dem „Südländer an sich“ überdenken.

Das Problem dabei: Sollte die ganze Sache auffliegen, würde der Nazi noch wütender, stünde dem „Typ Südländer“ noch hasserfüllter gegenüber und kaufte bestimmt gleich neue Fackeln. Die Lösung: ein echter Deutscher als Täter. Ich erkläre mich bereit, in meinem Namen müsste man nur ein „r“ durch ein „e“ ersetzen. Dominik Deutschmann.

Mit schönen Grüßen nach Tschetschenien.

Zur Startseite