Jeffrey Tambor: "Transparent"-Star verlässt Serie nach Belästigungsvorwürfen
Für den Streaming-Riesen Amazon ist Jeffrey Tambors Rückzug der nächste Fall von Belästigungsvorwürfen binnen kurzer Zeit.
Erst Harvey Weinstein, dann Kevin Spacey, nun Jeffrey Tambor: Der US-Schauspieler verlässt die erfolgreiche Amazon-Serie "Transparent". Nachdem ein weiterer Belästigungsvorwurf gegen Tambor bekannt wurde, erklärte der 73-Jährige dem Magazin "Deadline": "Ich habe bereits gesagt, dass es mir sehr leidtut, falls irgendwelche meiner Handlungen als aggressiv interpretiert worden sind. Aber dass ich jemanden bewusst belästigt habe, ist einfach absolut unwahr. Durch die politisierte Stimmung, die unseren Drehort befallen hat, wüsste ich nicht, wie ich zu 'Transparent' zurückkehren könnte."
In der Serie "Transparent" spielte Tambor seit 2014 die Hauptrolle der transsexuellen Rentnerin Maura Pfeffermann. Eine fünfte Staffel ist bereits in Planung.
Zuvor hatten die Schauspielerinnen Trace Lysette und Van Barnes, die in "Transparent" Nebenrollen bekleiden, erklärt, sie seien von Tambor am Set mehrfach sexuell belästigt worden. Lysette äußerte sich am Freitag auf Twitter unter dem Hashtag #metoo: "Jeffrey äußerte mir gegenüber mehrere sexuelle Annäherungsversuche und Kommentare, doch einmal wurde er handgreiflich."
Erst Kommentare, dann Handgreiflichkeiten
Während der Dreharbeiten für die zweite Staffel habe der Schauspieler erst ihre leichte Bekleidung kommentiert, so Lysette. Als sie während einer Drehpause mit dem Rücken zu einer Wand stand, sei er auf sie zugekommen, habe ihr auf die Füße getreten, damit sie sich nicht bewegen könne, und Stoßbewegungen an ihrem Körper vollführt.
"Abgesehen von mehreren unangenehmen Erfahrungen mit Jeffrey war es für mich eine unglaubliche, karrierestärkende Ehre, die Rolle der Shea in Amazons 'Transparent' zu spielen", erklärte Lysette weiter. Sie hoffe, das Unternehmen nehme diese Situation zum Anlass, die anderen Trans-Charaktere in der Serie ins Zentrum zu rücken.
Eine offizielle Stellungnahme zu den Vorwürfen und wie es mit dem Drehbuch weitergehen soll, gibt es von Amazon noch nicht. Aktuell untersucht der Streamingdienst den Fall. Zuvor hatte Tambor die Anschuldigungen bereits zurückgewiesen.
Offenbar nichts gelernt
Die Vorwürfe gegen den Schauspieler, der für seine Rolle einen Emmy und einen Golden Globe abgeräumt hatte, weisen darauf hin, dass er aus seiner Rolle als Transfrau, die erst im Rentenalter zu ihrer Transsexualität steht und Frauenkleidung trägt, offenbar nichts gelernt hat.
Weder welchem Sexismus sich Frauen im Alltag ausgesetzt fühlen, noch welche Diskriminierung Transgender oft erfahren. Darauf deutet auch Tambors Aussage hin, "die politisierte Stimmung" am Drehort mache seine Rückkehr unmöglich - nicht die Belästigungsvorwürfe.
Für Amazon ist Tambors Entscheidung ein weiterer Abgang binnen kurzer Zeit. Mitte Oktober trat Amazons Studiochef Roy Price nach Belästigungsvorwürfen zurück. Er soll zudem Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein ignoriert haben.