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So entspannt waren Robert Atzorns Figuren nicht immer.
© ZDF und Simon Vogler

"Nord Nord Mord": Theo Clüvers fünfter Fall im ZDF

"Clüvers wilde Nacht": Warum sich Schauspieler Robert Atzorn im Küstenkrimi „Nord Nord Mord“ so wohl fühlt.

Manchmal passen Rolle und Schauspieler eben perfekt zueinander. „Ich mag die Rolle sehr, da sie meinem Alter entspricht und ich zeigen kann, wie viele Dinge unwichtig werden, die für junge Menschen noch so wichtig zu sein scheinen“, sagte Robert Atzorn der Programmzeitschrift „TV Spielfilm“. Gemeint ist seine Darstellung des Kommissars Theo Clüver im Küstenkrimi „Nord Nord Mord“. Zum fünften Mal ermittelt sein Team auf der Insel Sylt – und der Unterschied zu Atzorns Einsätzen als Kommissar Jan Casstorff im „Tatort“ (2001 bis 2008), wo ihn die Zuschauer zumeist eher übellaunig und wenig humorvoll erlebt haben, ist überdeutlich. Ruhe und Ausgeglichenheit, Abstand und Beobachtung, Liebe und Verständnis für alle Aspekte des Lebens und für alle Menschen, das sind die Begriffe, die seinen Kommissar Clüver prägen.

Gesund leben, gesund sterben

Das passt zum Schauspieler Robert Atzorn, dem gesundes Leben mit zunehmendem Alter immer wichtiger geworden ist. Yoga statt Alkoholeskapaden. Im Februar wird Atzorn 72 Jahre alt. Er wolle gesund sterben, hat er einmal gesagt. Da hatte er gerade die Hauptrolle im Demenz-Drama „Mein vergessenes Leben“ gespielt. Auch das ein Film, der trotz der Ernsthaftigkeit des Themas die Lebensfreude und das Positive nicht vergisst. „Ich finde es eher schade, dass ernsthafte Sinnfragen viel zu wenig im Fernsehen thematisiert werden und dafür viel zu viel nur noch über Krimis erzählt wird“, hat er noch angefügt. Aber natürlich ist „Clüver und die wilde Nacht“ in erster Linie ein Krimi, auch wenn sogar das Flüchtlingsthema noch untergebracht wurde.

Das Drehbuch haben diesmal Stefan Cantz und Jan Hinter geschrieben. Die beiden haben sich als Erfinder des „Tatort“ aus Münster einen Namen gemacht und geben in den Krimis aus der westfälischen Provinz noch immer den Takt an. Deren Handschrift bleibt auch in „Nord Nord Mord“ sichtbar. In einem Gespräch zwischen Clüver und seiner Kollegin Ina Behrendsen (Julia Brendler) geht es zum Beispiel darum, warum jemand Turtur genannt wird. Der Name stammt aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, weiß die Polizistin. „Wir hatten zu der Zeit noch keinen Fernseher“, sagt Clüver und seine Kollegin fragt: „Wieso, war damals noch Krieg?“ Humor wie bei Kommissar Thiel und Professor Boerne.

Autoerotische Unfälle

Im fünften Fall von Clüver – für Regisseur Anno Saul ist es der dritte „Nord Nord Mord“-Einsatz – geht es jedoch nicht um Kindergeschichten, sondern um Sex. Ronny Klöcker ist der Besitzer des Sylter Edelclubs „Cosy“. Er stand offenbar besonders auf harten Sex, die Strangulationsspuren am Hals deuten auf entsprechende Vorlieben hin. In Folge autoerotischer Unfälle sterben jährlich über 100 Menschen, zumeist vertuschen die Angehörigen das jedoch aus Scham, heißt es im Film. Der Tod trat jedoch durch Genickbruch ein, den er sich beim Sturz von der Treppe zugezogen hat. Die K.o.-Tropfen, die in seinem Blut gefunden werden, sprechen jedoch gegen einen Unfall.

Klöcker hatte die „wilde Nacht“ vor seinem Tod mit vier jungen Frauen verbracht. Auch Clüvers Kollege Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) muss dabei wohl mitgemischt haben, obwohl er doch eigentlich für Ermittlungen in einer Rauschgiftsache an die Drogenfahndung ausgeliehen war. Doch sein Filmriss verhindert zunächst, dass er sachdienliche Hinweise zu den Ermittlungen liefert. Bis sich Kommissar Clüver ganz entspannen kann, muss somit noch etwas ermittelt werden. Kurt Sagatz

„Nord Nord Mord: Clüver und die wilde Nacht“, Dienstag, 20 Uhr 15, ZDF

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