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Sie müssen jetzt auch unter der Woche ran. Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt laden erstmals am Dienstag zur „NDR Talk Show“.
© NDR/Uwe Ernst

„NDR Talk Show“ & Co.: Talktransfer - vom Dritten ins Erste

Vier nach Zehn: Die ARD holt sich ihre erfolgreichen Talkformate aus den Dritten ins Erste – sehr innovativ ist das nicht.

Für den Produzenten Friedrich Küppersbusch ist die Sache mit dieser ewigen Lust auf Talkshows klar. Talkshows seien Angebote für Traumfamilien, virtuelle Verlängerungen des eigenen Bekanntenkreises. Klassische Talks seien veraltet, solange man noch Bekannte, Freunde, Cliquen habe und selbst rausgehe, brauche man diese psychologische Dienstleistung nicht.

Ein hartes Verdikt – die ARD sieht das etwas anders. Sie startet am Dienstagabend eine kleine Programmreform – mit noch mehr Talkshows. Und bedient sich dabei gleich bei sich selbst. Der „Talk am Dienstag“ bringt die erfolgreichen Freitagsformate aus den Dritten Programmen fast allesamt ins Erste, am einzigen bislang Talkshow-losen ARD-Tag unter der Woche.

Den Start machen Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt mit der „NDR Talk Show“ (ARD, 22 Uhr 45) Im wöchentlichen Wechsel folgen „Kölner Treff“, „3 nach 9“ und, gleich am nächsten Dienstag, die neue Sendung „Hier spricht Berlin“ mit Jessy Wellmer und Eva-Maria Lemke. Freitagabend-Gefühle jetzt also schon mitten in der Woche.

Wenn eine Runde Prominenter unterschiedlicher Disziplinen zusammensitzt und sich bei Rotwein und Käsehäppchen im TV unterhält – wie heute Stephanie zu Guttenberg, Michael Mittermeier, Franziska van Almsick, Felix Neureuther und Roland Kaiser –, weiß man seit Jahrzehnten, dass es jetzt Zeit für entspannte Promi-Plaudereien ist.

Die Talkshows im Dritten haben in der ARD große Tradition. Vor 45 Jahren lief Deutschlands dienstälteste Fernseh-Talkshow erstmals über den Bildschirm: „3nach9“ aus Bremen. Auch die „NDR Talk Show“ aus Hamburg feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen, am Freitag, 11. Oktober. Ebenso „regionaler“ Kult, der über die Landesgrenzen von NRW hinausreicht: das Format „Kölner Treff“ mit Bettina Böttinger, welches es auf 500 Sendungen bringt.

Ein erstaunlich kurzer Testlauf

Von daher leuchtet der Formattransfer ein, wenn er jetzt auch nicht vom ganz großen programmatischen Mut der ARD zeugt. Die Devise: vier bekannte Talks nach zehn, wechselweise. „NDR Talk Show“ und „3nach9“ werden dabei nicht wiederholt, sie produzieren neue Ausgaben am Freitag für die Dritten Programme. „Hier spricht Berlin“ und der „Kölner Treff“ hingegen werden am Freitags in den Dritten noch einmal gesendet.

Allzu viel Vertrauen scheint man in der ARD in dieses Konzept allerdings noch nicht zu haben. Vom „Talk am Dienstag“, heißt es aus dem Senderverbund, seien insgesamt acht Ausgaben bis Mitte November in wöchentlicher Ausstrahlung geplant. Darüber hinaus gebe es noch keine weiteren Pläne. Ein erstaunlich kurzer Testlauf – schwierig auch für die Moderatoren, zumindest was ihre Terminpläne 2020 betrifft.

Vielleicht wird es doch mal Zeit, eigene, neue Talkformate abseits klassischer Pfade zu finden – bei allem Erfolg und Publikumszuspruch von „3nach9“ & Co. im Dritten. Die Talkgemeinde – ein geschlossener Zirkel? Wer bei den Öffentlich-Rechtlichen um 22 Uhr am Freitagabend ein Talkformat vornehmlich für junge Leute machen wollte, der würde wohl scheitern.

Am Dienstagabend sähe das vielleicht anders aus. Wie, das zeigt jeden letzten Dienstag im Monat ein Mann, der heute – parallel zum zweistündigen Talk im Ersten – aus der Sommerpause wiederkehrt: Serdar Somuncu, auf n-tv ab 23 Uhr 30. Nicht unbedingt ein psychologischer Dienstleister. Kann durchaus sein, dass da ein Minister auch mal wieder mit Wasserpistole und Zaubertinte attackiert wird, wie einst Hans Matthöfer bei „3nach9“.

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