Mediennutzung von Millenials: Studie: Junge Menschen wünschen sich mehr positive Nachrichten
Gut recherchiert, kreativ erzählt: Jugendliche und junge Menschen schätzen seriösen Journalismus noch immer. Am besten soll der direkt über das Smartphone zu ihnen kommen.
Einen Journalismus, der mehr Perspektiven und Lösungsansätze bietet statt Angst zu verbreiten, wünschen sich junge Menschen heute von Zeitungen und Nachrichtenmedien. Das ist ein zentrales Ergebnis der vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger in Auftrag gegebenen Studie zum Mediennutzungsverhalten der sogenannten Millenials. Das Motto "Bad news is good news", das Auflagenstärke und Clickpotenzial in den Fokus rückt, wird demnach von Jugendlichen als "(zu) negativ, krisenfixiert und belastend" empfunden.
Gleichzeitig haben Menschen zwischen 15 und 35 Jahren in punkto Glaubwürdigkeit und Seriosität hohe Ansprüche. Viele von ihnen sind an gesellschaftspolitischen Entwicklungen interessiert und hinterfragen journalistische Nachrichtenquellen. Statt schrillem Boulevard wünschen sie sich verlässliche Nachrichten. Eine Befragte bringt es auf die Formel: langweilig gleich glaubwürdig, dramatisierend gleich unglaubwürdig. Dem entgegen steht, dass sich Viele ihre Informationen nur noch über Google News oder aus der Timeline der sozialen Medien holen – und die belohnen oft weniger journalistische Tugenden als SEO-Optimierungen und knallige Überschriften.
"Hab‘ gerade ein richtiges Buch gelesen"
Zwar sind die Befragten gerade in der Gruppe der 15- bis 19-Jährigen fast dauerhaft online, dennoch bereitet ihnen diese Entwicklung auch Sorgen. Selbst erstaunt über sich erzählt etwa ein Befragter: "Ich hab‘ gerade ein Buch gelesen – ein richtiges Buch. Und seitdem, wenn ich unterwegs bin, pack ich das Handy weg, und oft geht der Griff zur Hosentasche und man denkt, lass ich mal drin stecken und einfach so ein bisschen die Umgebung beobachten." Andere erzählen davon, dass sie ihr Handy öfter abschalten oder ihr Netflix-Abo gekündigt haben, um sich nicht immer vor dem Sport zu drücken.
Über die traditionelle Papierzeitung wissen die Jugendlichen nichts Positives zu sagen. Sie wird als viel zu unübersichtlich wahrgenommen und die von den Älteren geliebte Haptik ist eh nicht mehr wichtig. "Das ist irgendwie so megaunübersichtlich, weil dir alles auseinanderfällt und du weißt nicht, wo du weiterlesen sollst", berichtet ein Befragter über seinen Kampf mit dem Print. Die ältere Generation beklagt zuweilen mit gleichem Argument das Onlineangebot.
Eine Zeitung als WhatsApp-Newsletter
Gut zu erreichen sind die Millenials dagegen über WhatsApp, Instagram, Snapchat und unter den etwas Älteren auch noch über Facebook. Am liebsten wäre Vielen eine regelmäßige konzentrierte Dosis hochwertiger Medieninhalte, die direkt aufs Smartphone geliefert wird. Das wiederum wird als „Fernbedienung des Lebens“ genutzt, schreiben die Kommunikationswissenschaftler Leif Kramp und Stephan Weichert, die die Studie verantworten. Der über WhatsApp oder den Facebook verschickte Newsletter mit aktuellen Nachrichten böte demnach für Redaktionen durchaus gute Möglichkeiten, Jüngere zu erreichen.
Die Verlage seien im Umgang mit den jüngeren Zielgruppen auf dem richtigen Weg, resümiert der Bundesverband. „Viele Verlage haben ihre Distributionskanäle erweitert und gehen mit den Inhalten dorthin, wo die jungen Zielgruppen ihre Nachrichten konsumieren und teilen“, sagte Hans-Joachim Fuhrmann, Mitglied der BDZV-Geschäftsleitung. Mehr als 200 Zeitungen seien in sozialen Medien aktiv, nutzten etwa Facebook als Plattform, böten über WhatsApp Newsletter an und arbeiteten mit Snapchat und Instagram. Fazit der Studie: Klassische Tugenden des Journalismus werden von den Jungen belohnt, nur die digitalen Treffpunkte ändern sich laufend.
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