Deutscher Computerspielpreis an "Trüberbrook": Spiele als Kulturgut
Deutscher Computerspielpreis 2019: „Trüberbrook“ ist das beste deutsche Game. Und die Branche diskutiert über Förderung.
Es muss nicht immer Action sein: „Trüberbrook“ aus der Spieleschmiede bildundtonfabrik ist zum besten deutschen Computerspiel gekürt worden. Die Macher des Games, das inmitten einer fiktiven Schwarzwald-Idylle spielt, haben am Dienstagabend in Berlin bei der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises den mit 110 000 Euro höchstdotierten Preis von Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) entgegengenommen. „Trüberbrook“ erhielt auch den Preis für die „Beste Inszenierung“.
Die Handlung des Adventure-Spiels entführt in eine deutsche Provinzidylle im Jahr 1967. Den amerikanischen Studenten Hans Tannhauser verschlägt es in das fiktive Trüberbrook. Nachdem ihm eine Abhandlung über Quantenphysik gestohlen wird und er auf die Paläoanthropologin Gretchen Lemke stößt, geht das Abenteuer los.
Doch nicht nur die kuriose Geschichte zeichnet das Spiel aus: Die Entwickler von bildundtonfabrik modellierten die Hintergründe sämtlich von Hand und fotografierten sie ab. Mithilfe der Fotogrammetrie wurden die Szenen in dreidimensionale Ansichten umgewandelt, die die außergewöhnliche Atmosphäre des Spiels ausmachen. Der Physiker aus dem Spiel wird von Jan Böhmermann synchronisiert.
Für die 700 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Kultur stand noch eine andere Frage im Fokus: Wie steht es mit der 50-Millionen-Euro-Gamesförderung, die im Bundeshaushalt 2019 vorgemerkt ist? 4,4 Milliarden Euro Umsatz machte die Spiele-Branche nach Angaben von Game, dem Bundesverband der deutschen Games-Branche, in Deutschland im vergangenen Jahr – neun Prozent mehr als 2017.
Fördertopf von insgesamt 50 Millionen Euro
Doch während Deutschland seit Jahren als international wichtiger Absatzmarkt für Konsolen, Apps und digitale Spielinhalte wächst, kommt das Geld nur selten bei deutschen Produktionen an. Laut Game bleiben nur fünf bis sechs Prozent der Umsätze bei deutschen Spiele-Entwicklern hängen. Um dies zu ändern, hatte die Bundesregierung in den Haushaltsgesprächen im November 2018 einen Fördertopf von insgesamt 50 Millionen Euro für den Haushalt 2019 aufgenommen. Seitdem war es still geworden.
„Wir wollen Spiele ‚Made in Germany' unterstützen", sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer. Das Programm sieht eine zweistufige Förderung vor: Vorhaben bis 200 000 Euro könnten sofort beginnen, für Spiele mit höherer Produktionsförderung stehe der Abschluss der EU-Notifizierung aus, auch die Abstimmung in der Bundesregierung laufe. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil erklärte, er sei „froh und dankbar“ , die Förderung nun gemeinsam mit Scheuer auf den Weg gebracht zu haben. Dies sei nun neben der konkreten finanziellen Förderung auch ein Signal für „Anerkennung und Wertschätzung“ der Spiele als Kulturgut. (mit dpa)