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Jan Fleischhauer.
© Promo

"Der schwarze Kanal": „Spiegel“-Chef zensiert Kolumnisten

Jan Fleischhauers "Schwarzer Kanal" wurde in dieser Ausgabe des "Spiegel" nicht gedruckt. Der Kolumnist hatte in seinem Text die Kritik der Printredaktion an Chefredakteur Wolfgang Büchner unterstützt.

„Spiegel“-Leser, die sich in der aktuellen Ausgabe des Magazins auf Jan Fleischhauers Kolumne „Der schwarze Kanal“ gefreut hatten, suchten vergeblich. Chefredakteur Wolfgang Büchner hatte sie aus dem Blatt genommen, wie „Handelsblatt“-Herausgeber Gabor Steingart am Montag in seinem Newsletter „Handelsblatt Morning Briefing“ schrieb. Fleischhauers Text, der den Titel „Aus der Kampfzone“ trug, habe die Kritik der Printredaktion an Büchner unterstützt. Obwohl Fleischhauer selbst keine Petition gegen Büchner unterschrieben hatte, äußerte er in seiner Kolumne Verständnis für meuternde Kollegen – und begründet diese Haltung mit dem Geist des Hauses. Der zentrale Satz lautete Steingart zufolge: „Ich sehe dies als eine Form der Traditionspflege, die für die Identität des ,Spiegel‘ unverzichtbar ist. Da bin ich ausnahmsweise ganz ein Kind der 68er“. Fleischhauer spielte damit auf den anhaltenden Protest der „Spiegel“-Printredakteure gegen Büchners Umbaupläne an. Erst vor kurzem hatten 91 Prozent von ihnen Büchner das Vertrauen entzogen.

Er habe nicht absichtlich provoziert, so Fleischhauer

Das Fehlen der Kolumne wurde unterschiedlich aufgenommen. In der Konferenz des „Spiegel“ am Montag sei Fleischhauers Text angeblich kein Thema gewesen. Zur Frage, warum und wie die Kolumne aus dem Heft genommen wurde, wollte sich aber niemand im Verlag äußern. Der Autor selbst dementierte, dass er bewusst provokant geschrieben habe um zensiert zu werden und Aufmerksamkeit zu erregen; so zu lesen auf „Meedia“. Die Kolumne werde wieder erscheinen.

„Der schwarze Kanal“ wurde bis Mai 2014 nur auf „Spiegel Online“ publiziert und erst danach in die Printversion des Nachrichtenmagazins aufgenommen. Die jetzige Zensur der Kolumne durch Wolfgang Büchner bewertete der frühere „Spiegel“-Mitarbeiter Steingart so: „Chefredakteure, die den kritischen Geist in den eigenen Reihen zensieren, hören schnell auf, Chefredakteure zu sein.“

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